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Stefan Bradl: Warum die Superbikes so schnell sind

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der Honda CBR1000RR

Stefan Bradl auf der Honda CBR1000RR

Nach Testfahrten in Aragón und Jerez fühlt sich Stefan Bradl in der Superbike-WM schon recht heimisch. Der Honda-Werksfahrer erklärt die geringe Zeitdifferenz zur MotoGP.

Nach einem Dinner mit seinem früheren Aprilia-Team fiel es Stefan Bradl nicht sonderlich schwer, am Montag nach dem Finale der MotoGP-WM 2016 in Valencia gleich zum ersten Honda-Superbike-Test nach Aragón aufzubrechen.

Am 16. und 17. November fuhr er auf der Rennstrecke bei Alcañiz erstmals für das Honda World Superbike Team die 2016-Fireblade. Und vergangene Woche testete er am 21./22. November in Jerez, doch dieser Test war zwei Tage lang von Regen beeinträchtigt.

Stefan, was sagst du zur Diskussion wegen der ähnlichen Rundenzeiten von Superbikes und MotoGP in Jerez? Hat dich überrascht, wie gut Rea, Sykes und Davies da im Trockenen mit den Ducati-MotoGP-Piloten mitgehalten haben?

Das ist ja nichts Neues. Das war in Jerez in der Vergangenheit auch schon so. Ich kann mich erinnern, als ich 2015 und 2016 Ende November in Jerez MotoGP-Tests mit Forward und Aprilia gemacht habe, da waren die Superbikes auch verdammt schnell.
Jerez ist eine Strecke, auf der die Zeiten immer schon dicht beisammen lagen.

Diesmal kam dazu, dass die Bedingungen nicht so perfekt waren. Es war kühl und teilweise nass.

Die Pirelli-Qualifyer, die ich noch nie probiert habe, bringen eine Sekunde. Das macht dann natürlich einiges aus. Aber das ist nichts Besonderes.

Es war schon in Aragón ähnlich. Ich bin dort mit der Honda 1:51,1 min gefahren. Im MotoGP-Qualifying war ich im September bei 1:48,6 min. Aragón ist eine lange Strecke, trotzdem ist der Unterschied nicht so gravierend.

Außerdem war es in Jerez nicht besonders warm. Die Michelin haben bei solchen Temperaturen vielleicht nicht denselben Grip wie die Pirelli. Michelin hat erstens keinen Qualifyer, zweitens sind das hitzebeständige Reifen mit relativ harten Compounds.

Kawasaki-Pilot Johnny Rea sagte, man könne beim Bremsen Zeit auf die MotoGP-Fahrer wettmachen? Wie soll das gehen bei Stahlbremsen gegen Karbonbremsen?

Das darf man vielleicht nicht so ernst nehmen. Vielleicht hat er einen MotoGP-Fahrer erwischt, der nicht unbedingt auf einer schnellen Runde war.

Wo verliert man in der Theorie mit dem Superbike Zeit auf einen MotoGP-Prototyp? Und wo kann man Zeit gewinnen?

Jerez ist in diesem Fall ein schwieriges Thema. Beim Kurvenspeed hast du beim Superbike fast keinen Unterschied zum MotoGP-Bike. Dann beschleunigst du in den ersten drei Gängen, auch hier sind die Superbikes und MotoGP-Maschinen ziemlich ähnlich. Das Superbike hat vielleicht 220 PS, eine Aprilia-MotoGP rund 250 PS. Du musst schauen, dass das Vorderrad auf dem Boden bleibt und die Leistung hinten auf dem Boden ankommt.

In Aragón war es so, dass ich auf der langen Geraden im vierten, fünften und sechsten Gang schon einen Leistungsunterschied zur MotoGP-Maschine gespürt habe.

Aber in den ersten drei Gängen besteht beim vollen Beschleunigen kein gewaltiger Unterschied. Wie gesagt, es gibt vielleicht 30 PS Unterschied, und die kommen beim gleichen Hubraum erst bei hohen Geschwindigkeiten zum Tragen. Dann fährst du halt in Aragón mit 330 km/h über die Gerade runter, mit dem Superbike mit 312 km/h.

In den unteren drei Gängen bringst du die zusätzliche Leistung ohnedies kaum auf die Fahrbahn. Du hast keinen Grip, du hast Wheelspin.

Leidet die Freude am Fahren, wenn man 220 statt 250 PS unter dem Hintern hat? Oder bleibt die Herausforderung gleich, weil es einfach darum geht, möglichst schnell Motorrad zu fahren?

In Aragón hat mir das Superbike-Fahrern schon Spaß gemacht, als ich dann mit den Reifen besser klar gekommen bin und einiges gespürt habe, wo das Limit ist. Wenn du das Ding im Griff hast, macht auch das Superbike richtig Spass. Wenn du dein Motorrad ausquetschen kannst, ist es immer eine Genugtuung.

In der MotoGP-WM war halt das Limit ganz woanders als jetzt in der Superbike-WM, allein schon wegen den Reifen.

In Aragón hat das Team nach dem ersten Tag zu mir gesagt: «Du bist in den Linkskurven genau so schnell wie Nicky Hayden. Aber warum bist du in den Rechtskurven im Verhältnis so viel langsamer?» Ich habe entgegnet: «Weil das Reifenaufwärmen in Aragón mit den kühlen Temperaturen auf der rechten Flanke immer kritisch ist.» Da haben wir in der MotoGP einige Stürze erlebt. Es war bei mir im Kopf drin, dass man in den Rechtskurven aufpassen muss.

Die Pirelli-Reifen sind da viel unempfindlicher als die Michelin. Wenn da mal zwei Kurven nur links rumgehen, musst du dann in der nächsten Rechtskurve nicht besonders aufpassen. Die Mischung bei Pirelli ist weicher, die Reifen sind nicht so empfindlich, was die Aufwärmgeschwindigkeit und die kälteren Temperaturen betrifft.

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