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Katar ausgegrenzt: Wackelt das Meeting der SBK-WM?

Von Günther Wiesinger
Knipst die politisch motivierte Isolierung dem Meeting in Katar das Licht aus?

Knipst die politisch motivierte Isolierung dem Meeting in Katar das Licht aus?

Arabische Nachbarstaaten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, die Grenze zu Saudi-Arabien wurde geschlossen. Das Land ist isoliert – das könnte auch den Motorsport betreffen.

Das Emirat Katar am Persischen Golf ist in den letzten Jahren zu einem wichtigen Schauplatz im Motorradsport geworden. Seit 2004 findet dort ein Motorrad-GP statt, 2008 fand dort der erste Nacht-GP der Geschichte bei Flutlicht statt.

Auch die Superbike-WM trug zwischen 2005 und 2009 sowie seit 2014 Rennen auf dem Losail Circuit aus. 2016 gewann Chaz Davies mit der Ducati Panigale R beide Läufe. Doppelsiege feierte auch Sylvain Guintoli 2014 auf Aprilia sowie Ben Spies 2009 mit Yamaha.

Aber am Montag haben mehrere arabische Staaten die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen, ihre Grenzen zum Nachbarland geschlossen – und das kleine, erdgasreiche Emirat vom Festland der Arabischen Halbinsel abgeschnitten. Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain stören die Iran-freundlichen Aussagen, die Katars Herrscher gemacht haben sollen, und deren Unterstützung für islamistische Gruppen.

In Katar ist die Einwohnerzahl in rund zehn Jahren von 400.000 auf zwei Millionen Einwohner angewachsen. Katar gilt als Zwergstaat, hat aber nicht nur touristisch, sondern auch außenpolitisch große Ambitionen. Den riesigen Nachbarn Saudi-Arabien stört das schon seit geraumer Zeit. Jetzt ist diese Fehde eskaliert.

Katar beteuert aber, die von den Staatsmedien verbreiteten Statements würden auf eine Hackerattacke zurückgehen. «Diese Kampagne der Aufwiegelung fußt auf Lügen, die das Niveau vollständiger Erfindungen erreicht haben», teilte das Außenministerium mit.

Der Nachdruck, mit dem der Konflikt geführt wird, überrascht. Die von Saudi-Arabien angeführte Koalition hat drastische Schritte gegen den Nachbarstaat Katar angekündigt. Es wird das diplomatisches Personal abgezogen, die Bürger Katars müssen die anderen Länder innerhalb von 14 Tagen verlassen. Der Schiffs- und Flugverkehr wird eingestellt. Das wird als herber schwerer Schlag für die aufstrebende Fluglinie für Qatar Airways betrachtet und für den pompösen neuen «Hamad International Airport» in Doha. Die Börse in Doha stürzte nach den erschreckenden Nachrichten um fast acht Prozent ab, berichtet SPIEGEL.online.

Die staatliche Nachrichtenagentur Katars meldete am 24. Mai, das Staatsoberhaupt des Emirats habe Iran als «islamische Macht» gepriesen. Damit habe der Emir von Katar einen Standpunkt vertreten, der den Interessen von Saudi-Arabien diametral gegenüber stehe.

Die von Iran unterstützte Palästinenserorganisation Hamas wurde als «der legitime Repräsentant des palästinensischen Volks» bezeichnet, zudem unterhalte Katar «starke Beziehungen» zu Iran, einem Land, das zur «Stabilisierung der Region» beitrage. Eine Beleidigung für die stolzen Saudis: Iran ist ihr Erzfeind und langjähriger Widersacher im Kampf um die Vorherrschaft in der Region.

Katar hat die Aussagen längst dementiert. Katars Herrscherfamilie setzte sogar eine Gegendarstellung in der britischen Tageszeitung «Guardian» durch. Das Land sei Opfer von «Fake News» geworden, wurde berichtet. Aber die Medien der Saudis wetterten, Katar stelle sich auf die Seite des Feindes.

Jetzt wird vermutet, Saudi-Arabien wolle Katar mit den heute getroffenen Maßnahmen zur Räson bringen. Katar hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt (130.000 US-Dollar und ist weltweit der größte Exporteur von flüssigem Erdgas (LNG), dazu verfügt das Emirat über die drittgrößten Gasreserven der Welt – nach Russland und Iran.

Katars Herrscherfamilie Al-Thani setzt den Reichtum ein, um globalen Einfluss zu gewinnen, etwa durch Investitionen in den TV-Sender Al Jazeera, in den Tourismus und durch die Durchführung zahlreicher hochstehender sportlicher Wettbewerbe, die in der Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2022 gipfeln. Auch die Handball-WM, die Rad-WM und andere Großereignisse wurden schon in Katar abgewickelt.

Die Al-Thanis betreiben eine eigene Außenpolitik, die im Zuge der regionalen Vormachtstellung von Saudi-Arabien immer wieder für Ärger sorgt. Die Region im Mittleren Osten gilt als Pulverfass.

Wenn die Situation weiter eskaliert, könnten auch die Motorsport-Veranstaltungen in Katar betroffen werden. Die Airline «Etihad Airways» hat bereits alle Flüge nach Doha gestrichen. Während die Rennen der MotoGP und der Motocross-WM 2017 bereits stattgefunden haben, steht das Wüstenrennen der Superbike-WM noch aus!

«Wir erwarten keine Auswirkungen», kommentierte Dorna-Manager Daniel Carrera gegenüber SPEEDWEEK.com. «Dennoch ist es noch früh um zu beurteilen, ob sich durch die zugespitzten politischen Verhältnisse zwischen den Golfstaaten sowie den USA schwierige Szenarien für uns ergeben.»

Wenn die Wirtschaft des Emirats Katar unter der Blockade einbricht, könnte sich diese Situation sogar in Europa auswirken. Katars Staatsfonds hält etwa Anteile am Volkswagen-Konzern (17 Prozent) und der Deutschen Bank (6 Prozent).

Der katarische Staatsfonds «Qatar Investment Authority» verwaltet ein Vermögen von ingesamt 256 Milliarden US-Dollar, er ist der neuntgrößte Staatsfonds der Welt. Für die Visionen und die Leadership ist Sheikh Abdullah bin Hamad bin Khalifa Al Thani verantwortlich. Unter dem Motto «The Qatar National Vision 2030» wurde der Fonds seit dem Beginn im Jahr 2005 zu einem respektablen globalen Investor. Erklärtes Ziel: 17 Prozent Rendite im Jahr.

Katar nimmt seit Jahren am Persischen Golf eine Sonderstellung ein. Das Land ist politisch stabil, es blieb bisher völlig von Terroranschlägen verschont, denn es beherbergt den TV-Sender «Al-Jazeera», der lange Zeit als Belangsender von Osama Bin Laden und der «Al-Qaida» galt.

Und bei den Amerikanern machte sich Katar beliebt, weil es während der zwei Golfkriege jeweils das «Center of Command» der US-Truppen in Doha stationierte, also die militärische US-Kommandozentrale.

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