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BMW-Rennchef: «Unsere Werkzeuge sind begrenzt»

Von Ivo Schützbach
Marc Bongers (li.): Bei BMW programmiert der Rennchef

Marc Bongers (li.): Bei BMW programmiert der Rennchef

«Einige Dramen sind nicht auf die Elektronik zurückzuführen, sondern auf zu wenig Grip am Hinterrad», analysierte BMW-Rennchef Marc Bongers die Schwäche der S1000RR in der Superbike-WM.

BMW kümmert sich im Rahmen des Kundensport-Programms in der Superbike-WM um Werksmotoren und die dazu passende hauseigene Elektronik. Als Jordi Torres 2016 zu Althea BMW kam, war er die ausgefeilte APX-Elektronik von Aprilia gewohnt. «Das ist eine andere Welt», urteilte der Spanier damals.

Markus Reiterberger beschwerte sich bei Althea nie über die Elektronik, der Bayer kennt aber auch keine andere als die von BMW.

2018 hat Althea mit Loris Baz erneut einen schnelle Piloten unter Vertrag, der Franzose fuhr die letzten drei Jahre MotoGP und hat in der Superbike-WM auf Kawasaki bereits zwei Rennen gewonnen und 14 Podestplätze erobert.

Seine besten Resultate in dieser Saison: Siebte Plätze in Assen und Donington Park. Außerdem sorgte Baz mit Startplatz 3 in England für das beste Qualifyingergebnis für BMW seit Marco Melandri im Herbst 2013 auf dem Nürburgring.

Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass die BMW-Elektronik nicht die alleinige Ursache dafür ist, dass der Hersteller aus Bayern seit dem Zusperren seines Werksteams nach der Saison 2013 auf keinen grünen Zweig mehr kommt.

Die S1000RR hat zu wenig Grip am Hinterrad, für die Entwicklung des Chassis’ und der Schwinge ist aber das Team zuständig. Da liegt der Fehler im System von BMWs Kundensport-Programm: Kein Team kann solche Entwicklungen leisten, dazu braucht es zumindest massive Unterstützung eines Herstellers.

Wenn Althea die mangelnden Ergebnisse und die vorhandenen Probleme ausschließlich der BMW-Elektronik zuschreibt, ist das nicht richtig, wie BMW-Rennchef Marc Bongers im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erklärte.

Marc, wer macht die Elektronik-Applikationen bei Althea?

Peter Laucher oder Thomas von Westberg von BMW. Sie tauschen die Daten immer komplett aus und gehen die Fahrerkommentare zusammen durch. Sie starten immer von der gleichen Basis und diskutiert die Änderungen gemeinsam.

Alle, die bei uns Superbike-WM machen, sind auf dem gleichen Level. Sonst würden wir sie gar nicht dahin schicken. Für diese Leute lege ich auch meine Hand ins Feuer.

Sind deine Leute auf dem gleichen Level wie die besten Elektroniker von Magneti Marelli?

Ja. Aber wenn du mit deinen Werkzeugen in gewissen Bereichen begrenzt bist, dann kannst du nicht mehr machen. Wir wissen, dass wir das sind.

Beschreib uns bitte die Probleme, die ihr diese Saison habt.

Die Dramen waren zum größten Teil nicht auf die Elektronik zurückzuführen, sondern auf zu wenig Grip am Hinterrad, wodurch die Abstimmung der Elektronik schwierig wird. Wenn der Fahrer nicht ans Gas gehen kann, weil der Motor aggressiv ist und die Traktionskontrolle sofort eingreift und das zu stark. Wenn satter Grip vorhanden ist, dann kann der Fahrer auch ans Gas gehen und man kann das mit der Elektronik sanfter regeln. Das ist ein Zusammenspiel. Wenn ich irgendwann genügend Grip habe, dann komme ich an die Grenzen der Elektronik.

In was bist du Diplom-Ingenieur?

In Fahrzeugtechnik.

Du bist aber auch ein sehr guter Elektroniker?

Ja.

Du kannst also als Rennchef beurteilen, ob die Arbeit deiner Elektroniker gut oder schlecht ist? Deine Vorgänger konnten das nicht unbedingt.

Definitiv. Ich habe das jahrelang gemacht und treibe immer noch die Entwicklung voran.

Ist die Einheitselektronik für 2019 vom Tisch?

Das Thema ist momentan vom Tisch, was in unserem Sinne ist. Es gibt auch kein Entscheidungsdatum. Fakt ist, dass die Dorna mit den Rennen sehr zufrieden ist.

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