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Technische Regeln: Braucht es die Flammini-Willkür?

Kolumne von Gordon Ritchie
SBK-Promoter Dorna musste wegen der neuen technischen Vorschriften einige Kritik einstecken, doch die Befürworter werden täglich mehr. «Wenn wir Johnny Rea außen vor lassen, funktionieren die Regeln», so Marco Melandri.

Für 2018 gab es umfassende technische Regeländerungen: Neben einem Drehzahllimit pro Hersteller, das je nach Erfolg nach oben oder unten korrigiert wird, wurden Konzessionspunkte eingeführt. Liegt der beste Hersteller zu weit vor den Gegnern, wird seine Motorentwicklung eingefroren. Ist ein Hersteller erfolglos, bekommt er innerhalb der Saison ein Motor-Upgrade zugestanden. Diese Motorausbaustufe dürfen in der Saison 2018 alle Hersteller bis auf Ducati bringen.

Die bisherigen Rennen waren überwiegend unterhaltsam, actiongeladen und ausgeglichen. Wir sahen sechs verschiedene Sieger auf den Fabrikaten Kawasaki, Ducati und Yamaha, jeder aus den Top-8 der Weltmeisterschaft stand mindestens einmal auf dem Podest. Außerdem hat Aprilia einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht, in den USA wurde der erste Podestplatz seit September 2016 erobert.

Überragend ist lediglich der dreifache Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki), der nach den Rennen in Kalifornien am vergangenen Wochenende bereits 75 Punkte Vorsprung auf Chaz Davies (Ducati) hat. Der Nordire gewann siebenmal und fuhr 13 Mal aufs Podium.

Nach den drei freien Trainings am Freitag in Laguna Seca lag Rea 0,354 sec vor dem Zweiten. Die Fahrer auf Platz 2 und 16 trennten aber lediglich 0,917 sec!

Sorgen die neuen Regeln für mehr Ausgeglichenheit?

«Wenn du Johnny außen vor lässt, dann ja», unterstrich Ducati-Werksfahrer Marco Melandri im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Johnny ist besser als alle anderen, weil sein Fahrstil perfekt für die Kawasaki ist. Alle anderen müssen aufholen. Wenn es für die Meisterschaft besser ist, dann nehmen wir unsere Nachteile durch das neue Reglement in Kauf. Es ist wichtig, dass möglichst viele Hersteller um Siege kämpfen können.»

So sieht es auch Teamchef Shaun Muir von Milwaukee Aprilia. «Wir sehen Yamaha vorne, wir sahen Toprak Razgatlioglu auf dem Podium – so etwas kam letztes Jahr nicht vor. Jetzt haben wir eine Geschichte, die ich meinen Sponsoren verkaufen kann, jetzt ist es interessant. Das war bisher nicht so.»

Die spanische Agentur Dorna übernahm die Superbike-WM im Herbst 2012. Zuvor wurde sie von den Brüdern Maurizio und Paolo Flammini gemanagt. Geriet ein Hersteller ins Hintertreffen, wurde unter der Hand dafür gesorgt, dass er konkurrenzfähig wurde. Mit dem geschriebenen Wort im Regelbuch hatte das nichts zu tun – aber es funktionierte.

«Problematisch an so einer Regelung ist», holte Muir aus, «welchem Hersteller was erlaubt wird. Wo ziehst du die Grenze, wie kontrollierst du es? Wie sorgst du dafür, dass Kawasaki glücklich bleibt, die bislang alles gewinnen? Mit allem Respekt dafür, was die Flamminis geleistet haben: Die Meisterschaft heute wird von der Dorna korrekt geführt. Man kann nicht einfach irgendetwas erlauben. Ich würde es aber befürworten, wenn spezifischer eingegriffen wird. Zum Beispiel die 250/min mehr, die Honda bekommen hat, nützen gar nichts. Gib Leon Camier 1000/min mehr und er merkt vielleicht einen kleinen Unterschied. Es muss etwas passieren, für mich stellt sich aber die Frage, was, wie und wann. Wenn ich mich für weitere drei Jahre der Meisterschaft verpflichte, dann will ich sicher sein, dass wir mit unserer neun Jahre alten Aprilia trotzdem vorne mitfahren können. Dafür brauchen wir gewisse Zugeständnisse, weil sich Aprilia auf MotoGP konzentriert. Und das trifft auf viele Teams zu, die ihren Sponsoren ein Paket verkaufen müssen. Wir sollten mit unserem alten Motorrad mehr Zugeständnisse erhalten als zum Beispiel das werksunterstützte Honda-Team, das ein neues Motorrad hat. So etwas muss aber auch fair reguliert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob die Aprilia jemals so gut wird, dass wir auf jeder Strecke vorne mitfahren können.»

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