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Knallhart: Kenan Sofuoglu ließ Kawasaki keine Wahl

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu (li.) mit Manager Kenan Sofuoglu

Toprak Razgatlioglu (li.) mit Manager Kenan Sofuoglu

Toprak Razgatlioglu bewies mit seinen beiden Podestplätzen in der Superbike-WM 2018, welch außergewöhnliches Talent er ist. Mentor und Manager Kenan Sofuoglu verriet im Exklusiv-Interview die Pläne mit dem 22-Jährigen.

Zweiter in Donington Park, Dritter in Argentinien, in 25 Rennen 14 Mal in den Top-10 und Neunter der Gesamtwertung: Toprak Razgatlioglu zeigte eine starke Debütsaison in der Superbike-WM, nachdem er 2017 Vizemeister in der Superstock-1000-EM wurde.

Der 22-Jährige gilt als zukünftiger Kawasaki-Werksfahrer, in Stein gemeißelt ist das laut seinem Entdecker, Freund, Mentor und Manager Kenan Sofuoglu aber nicht, wie er im exklusiven Interview mit SPEEDWEEK.com verriet.

Kenan, als es darum ging, ob Toprak 2019 im Kawasaki-Werksteam fahren könnte, meinte sein Teamchef Manuel Puccetti, dass er noch nicht bereit dafür, dass er nicht professionell genug sei.

Hätte ich mich bei Kawasaki für ihn stark gemacht, hätten wir es wohl hingekriegt, dass er den Platz bekommt.

Als ich nach meinem Unfall Anfang 2018 erst verletzt war und dann zurücktrat, schadete ich Puccetti Racing, seither haben sie in der Supersport-WM keine guten Ergebnisse mehr.

Ich erzählte Manuel, dass der Rücktritt nicht in meinen Händen lag, das hat meine Regierung entschieden, weil sie mich in die Politik gesteckt haben. Deshalb gab ich ihm Toprak für ein weiteres Jahr, um dem Puccetti-Racing-Team zu helfen. Deshalb hat er den Vertrag mit ihm im April verlängert und damit alle Türen verschlossen. Das Werksteam hatte gar keine Chance, bei uns nachzufragen.

Es ist aber auch so, dass wir Werksmotorräder haben, keine Puccetti-Bikes. Wir sind kein Werksteam, haben nicht das gleiche Budget und alles ist etwas kleiner. Aber mein Ziel ist, das Werksteam zu schlagen. Toprak hat das Potenzial, das zu schaffen.

Ich muss innerhalb von Puccetti ein gutes Team für Toprak aufbauen, im Moment haben wir das noch nicht. Die Crew ist sehr gut, in einigen Bereichen haben wir aber Aufholbedarf. Ich arbeite mit Kawasaki daran, die Probleme des Puccetti-Teams zu lösen. Nächstes Jahr werden wir ein anderes Team sehen – und auch andere Ergebnisse von Toprak.

In seiner ersten Superstock-Saison war er nicht stark, aber in der zweiten einer der Besten. Er hat fast den Titel geholt. Und das auf der Kawasaki, die nicht das beste Stock-Bike ist.

Er hat extrem viel Talent, ist aber noch nicht professionell genug, um bei den Superbikes zu gewinnen. Das dauert seine Zeit. Das Einzige, was wir im Moment haben, ist sein Potenzial. Das hat er mit Rang 2 in Donington und Platz 3 in Argentinien gezeigt.

In welchen Bereichen muss er sich verbessern?

Überall.

Als ich noch Rennen fuhr, war ich immer mit ihm dabei. Als ich aufhörte, stand er alleine da. Wenn ich beschäftigt bin, kann ich nicht mit ihm trainieren, dann muss er das alleine tun. Dann mangelt es ihm an Motivation und er lässt das schleifen. Inzwischen habe ich mein neues Leben als Senator so balanciert, dass ich mir Zeit für ihn nehmen kann.

Toprak sagt, dass du seine Probleme und Wünsche verstehen würdest, und es deshalb so wichtig für ihn sei, dass du dabei bist.

Das liegt an meiner Erfahrung. Nach Imola fehlte ich bei vier oder fünf Rennen, dann kam ich nach Portimao und sah sofort, was nicht richtig war. Er hat zwar ein perfektes Motorrad, dessen Potenzial wird aber nicht ausgeschöpft. Ich verstand das und spreche deshalb mit Kawasaki, dass sie diese Probleme lösen. Jeder dachte, Toprak würde seine Zeit brauchen. Aber niemand sah, dass einige Dinge schiefliefen.

Kannst du verstehen, dass Kawasaki Leon Haslam statt Toprak für 2019 fürs Werksteam verpflichtet hat?

Kawasaki UK hat viel Einfluss, Haslam hat das seinen Erfolgen in BSB zu verdanken. Mit diesem Motorrad bedankt sich Kawasaki bei ihm.

Ich wollte nicht, dass Toprak im Werksteam fährt, deshalb habe ich auch meinen Einfluss nicht geltend gemacht.

Mein Ziel ist, aus Puccetti ein sehr starkes Team zu machen. Ich habe Kawasaki nur um eine Werksmaschine für Toprak gebeten. Hätten wir diese nicht bekommen, hätte ich ihm ein anderes Bike gesucht.

Willst du, dass Toprak auch über 2019 hinaus bei Puccetti bleibt?

Das Kawasaki-Werksteam zeigt Interesse an Toprak für 2020, wir werden darüber reden.

Topraks Vertrag mit Puccetti und Kawasaki endet nach der Saison 2019. Wenn die nächste Saison beginnt werde ich mir anschauen, ob er mit Puccetti gewinnen kann – oder ob er ins Werksteam muss oder ob wir die Marke wechseln müssen.

Mein Ziel ist, dass Toprak der erste türkische Superbike-Weltmeister wird. Dafür werde ich tun, was notwendig ist.

Wenn er mit Puccetti siegen kann, ist meine erste Wahl, mit Puccetti und Kawasaki weiterzumachen. Es geht nicht darum, im Kawasaki Racing Team zu fahren. Ich glaube, dass der Fahrer den Unterschied ausmachen kann.

Als ich Supersport-WM fuhr, konnte ich auf jedem Motorrad gewinnen. So ist es auch heute mit Jonathan Rea. Würde er auf dem Puccetti-Bike sitzen, könnte er mit seiner Erfahrung gewinnen. Das Puccetti-Bike ist eine reinrassige Werksmaschine.

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