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Marco Melandri: Yamaha war sein miesestes Superbike

Von Ivo Schützbach
Als Marco Melandri für 2011 in die Superbike-WM wechselte, wurde er auf Yamaha sofort Vizeweltmeister – doch mit der R1 2019 kam der 37-Jährige nie zurecht. Teil 5 des großen Exklusiv-Interviews zu seinem Rücktritt.

Sieben Saisons fuhr Marco Melandri Superbike-WM, seine erste 2011 und seine letzte 2019 für Yamaha.

Mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. In seinem Debütjahr eroberte der Mann aus Ravenna 15 Podestplätze, darunter vier Siege, und wurde hinter Carlos Checa (Ducati) Vizeweltmeister.

Nach Abstechern zu BMW, Aprilia und Ducati kehrte Melandri vergangenes Jahr zu Yamaha zurück und hatte große Erwartungen an die R1. Doch auf den dritten Platz beim Auftakt in Australien folgten nur noch zwei weitere dritte Plätze in Aragon. Von diesen drei Glanzlichtern abgesehen, waren sechste Plätze die beste Ausbeute. Seine letzte WM-Saison beendete Melandri auf dem neunten Gesamtrang.

Teil 5 des großen Interviews mit dem 22-fachen Superbike-Laufsieger.

Marco, auf der Ducati und der Yamaha hattest du das Problem, dass sich das Bike aufschaukelte. Plagte dich diese Sorge zuvor schon mal?

Nein.

Heute kann ich dir genau sagen, was das Problem war. Bei Ducati dachten alle, es würde an meiner Größe liegen, an meinem Gewicht, am Gewichtstransfer auf dem Bike, an der Aerodynamik. Aber egal was wir änderten, es gab keine Verbesserung.

Letztlich lag es an der Vordergabel. Sie war im unteren Bereich, wo die Bremsanlage montiert wird, zu weich.

Als ich letztes Jahr zu Yamaha kam und die Probleme mit dem instabilen Motorrad erneut hatte, sagte ich ihnen gleich, woran das liegt. Es dauerte aber bis nach Thailand, dass sie es an meiner Gabel änderten. Wir reden von 50 Gramm unterschiedlichem Gewicht und anderer Steifigkeit, die alles verändern.

Du hast letzten Sommer gesagt, dass die 2019-Yamaha das schlechteste Motorrad war, das du während deiner Superbike-Karriere hattest.

Für meinen Fahrstil, ja. Die Ergebnisse sagen alles.

2011 hatte ich auf der Yamaha das beste Gefühl jemals für das Vorderrad. Deshalb war ich mir sicher, ich würde mit der Yamaha 2019 klarkommen. Aber sie war anders – ganz anders, viel zu steif.

Die schlechten Ergebnisse lagen aber nicht primär am Motorrad, andere Yamaha-Fahrer waren schnell damit. Aber ein Fahrer mit deinem Stil, deiner Größe, deinem Gewicht ist nicht ideal für dieses Motorrad?

Richtig. Du musst die Kombination aus Chassis-Steifigkeit und Fahrergewicht sehen.

Ich spürte auch nie den Hinterreifen.

Aber zum Beispiel van der Mark saß zehn Zentimeter weiter hinten als ich, weil er viel größter ist. Er konnte für viel mehr Gewichtstransfer sorgen als ich.

Was war das beste Superbike in deiner Karriere?

Ich würde sagen, die Aprilia 2014.

Hätte die Ducati 2017 einen besseren V2-Motor gehabt, wäre sie das beste Bike gewesen.

Dieses Jahr sitzt Federico Caricasulo bei GRT auf deinem Motorrad. Wie talentiert ist der Supersport-Vizeweltmeister?

Er hat großes Talent. Was er lernen muss, ist sein Gehirn während des Rennens mehr einzusetzen. Wenn wir zusammen trainieren und ich ihm etwas erkläre, versteht er es sehr schnell und setzt es um. In den Rennen wird er dann aber nervös.

Technisch ist er auf dem Motorrad sehr gut, die Superbike-WM ist aber nicht einfach. Du musst hart arbeiten, auch abseits der Rennstrecke, und mit dem Team Daten analysieren.

Im Gegensatz zum Werksteam und Ten Kate wird dein letztjähriges Team Giansanti Racing zumindest die ersten Rennen mit der 2019-Yamaha fahren. Ist das ein großer Nachteil?

Ich weiß nicht, wie das neue Motorrad sein wird. Es ist sicher nicht spektakulär anders, deshalb glaube ich nicht, dass sich dadurch viel ändern wird.

Vielleicht ist es für einen Rookie sogar besser, wenn er erst auf dem alten Bike sitzt. Wenn er damit schnell ist und dann das neue Motorrad bekommt, dann gibt das einen zusätzlichen Schub.

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