Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Vorwurf an die britische Regierung: «Fataler Irrtum»

Von Mathias Brunner
Der Event in Donington Park Anfang Juli wurde von Promoter Dorna ins Auge gefasst, um die Superbike-WM 2020 wieder aufzunehmen. Doch die Covid-19-Pandemie steht in Großbritannien erst am Anfang.

Vor kurzem hat der englische Formel-1-Journalist und Buchautor David Tremayne angeprangert, wie träge die britische Regierung um Boris Johnson auf die Gefahr Corona reagiert hat. Inzwischen steigt die Zahl Covid-19-Erkrankter bedrohlich schnell, und die überfordert wirkenden Politiker haben die Industrie um Hilfe gebeten. Es herrscht vor allem ein erschreckender Mangel an Beatmungsgeräten, inzwischen wird bei den Formel-1-Teams von Red Bull Racing und Mercedes produziert.

Experten fürchten: Das wird vielleicht für Tausende Briten zu spät kommen. Auch weil die Regierung dem Volk nicht klar genug vor Augen gehalten hat, was es geschlagen hat. Großbritannien steht am Morgen des 2. April bei gut 25.000 registrierten Infizierten, bald 2000 Todesfälle werden SARS-CoV-2 zugeschrieben.

Seit rund 20 Jahren begleitet der Engländer Jonathan Noble den Formel-1-Tross, Er sagt: «Wir befinden uns in Ausgangssperre, abgesehen von Supermärkten und Apotheken sind alle Läden dicht, Pubs und Restaurants sind geschlossen. Wir dürfen einmal am Tag nach draußen, um einzukaufen oder um uns fit zu halten. Mehr als zwei Menschen dürfen nicht beieinanderstehen.»

«Die Verbreitung des Virus ist deshalb so gewaltig, weil die Regierung zu langsam gehandelt hat. Das Prinzip Herden-Immunität war ein fataler Irrtum. Da wurde tatsächlich angenommen, es entstehe ein Schutz vor Corona, wenn ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung krank und dann immun werde. Also wurde viel zu lange darauf verzichtet, die Menschen voneinander zu trennen. Erst als der Regierung vor Augen geführt wurde, dass dieses Vorgehen in einer Katastrophe enden würde, ist dieser Plan fallengelassen worden – Experten rechneten aus, wie das Gesundheitssystem kollabieren und mehr als eine Viertelmillion Menschen sterben würden. Da haben wir wichtige Wochen verschenkt.»

Noble weiter: «Nicht alles hier ist schlecht gemacht worden. So wurden Hilfspakete geschnürt, um die Wirtschaft zu stützen, das war wichtig. Aber abgesehen von der schleppenden Reaktion sind ein Mangel an Tests sowie viel zu wenig Ausrüstung für das medizinische Personal anzuprangern. Noch hält das Gesundheitssystem dem Druck stand. Aber ich weiß nicht, wo das hinführt, wenn wir im Laufe der kommenden Wochen immer mehr Covid-19-Fälle haben. Die Ausgangssperre hätte schon vor Wochen verhängt werden müssen. Und das ist nicht alles. Wir hätten an den Grenzen viel strenger sein müssen, um die Anzahl Menschen zu verringern, die ins Land kommen.»

Die britische Regierung hat sämtliche Veranstaltungen bis 31. Mai untersagt, eine Verlängerung ist gut möglich.

SBK-Promoter Dorna hat Donington Park Anfang Juli ins Auge gefasst, um die Weltmeisterschaft wiederaufzunehmen. «Wir haben einen Plan B, falls das nicht möglich ist», unterstreicht Managing Director Gregorio Lavilla. Vieles deutet daraufhin, dass es erst Anfang August in Oschersleben weitergehen kann.

«Natürlich hoffen auch hier die Menschen, dass sich die Situation bis im Sommer entspannt», betont Noble. «Ohne Regierungshilfe wäre die Lage für beispielsweise die britischen Rennstrecken aussichtslos. Für viele Rennställe wird es kritisch, wenn der Sport nicht zur Normalität zurückfindet. Ihre Zukunft wird auch davon abhängen, wie lange die Regierung gewillt ist, Firmen zu stützen. Ich befürchte, dass es viel später losgehen wird, als viele Menschen hoffen. Es wird Monate brauchen, um den Virus so unter Kontrolle zu bringen, dass wir nicht mit einer zweiten Welle rechnen müssen. Ich bin da leider sehr skeptisch. Vor September sehe ich kaum Möglichkeiten, und auch dann könnte ich mir vorstellen, dass wir Rennen ohne Zuschauer erleben werden.»

Kalender Superbike-WM 2020, Stand 24. März:

28.2.–1.3. Phillip Island/Australien
12.6.–14.6. Misano/Italien
3.7.–5.7. Donington Park/England
31.7.–2.8. Oschersleben/Deutschland
21.–23.8. Assen/Niederlande
4.9.–6.9. Portimão/Portugal
18.9.–20.9. Catalunya/Spanien
3.10.–4.10. Magny-Cours/Frankreich
9.10–11.10. San Juan/Argentinien
24.10.–25.10. Jerez/Spanien
offen Imola/Italien
offen Aragón/Spanien
offen Losail/Katar

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