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Ewiger Pechvogel Leon Camier: Unter Wert geschlagen

Von Ivo Schützbach
Ein Jahrzehnt fuhr Leon Camier in der Superbike-WM, ihm wurde immer viel Potenzial nachgesagt. Der heute 34-Jährige startete Vollzeit für Aprilia, Suzuki, MV Agusta und Honda – nur selten zum perfekten Zeitpunkt.

2009 wurde Leon Camier für das Team Airwaves Yamaha Britischer Superbike-Meister und absolvierte für Aprilia drei Gasteinsätze in der Weltmeisterschaft. Mit sechsten Plätzen in Donington Park und Portimao überzeugte er und durfte 2010 und 2011 im Aprilia-Werksteam an der Seite von Max Biaggi fahren.

Der Schatten des Römers war übergroß, auf den damals 23-jährigen Engländer wurde kaum eingegangen, im italienischen Team stand er öfter auf verlorenem Posten. Während die Lichtgestalt Max Biaggi 2010 und 2012 Weltmeister wurde, gelangen Camier nur die WM-Ränge 12 und 7. Sieben Podestplätze waren für Aprilia nicht genug, um den WM-Rookie weiter zu beschäftigen. Rückblickend waren diese beiden Jahre seine größte Karrierechance, nie wieder hatte er danach so gutes Material.

Für 2012 und 2013 unterschrieb Camier bei Fixi Crescent Suzuki und eroberte auf dem Nürburgring und in Silverstone je einen dritten Platz. Bei seinem Heimrennen am vierten August 2013 stand der heute 34-Jährige zum letzten Mal in seiner Karriere auf dem Podest, ein Sieg blieb ihm verwehrt. Camier war beim letzten Aufbäumen von Suzuki dabei, nach der Saison 2015 verschwand der japanische Hersteller aus der Superbike-WM.

Camier mangelte es nie an Talent, er war nur öfter zur falschen Zeit am falschen Ort und hatte mehr Verletzungspech als die meisten anderen.

2014 fuhr er vier MotoGP-Rennen für das damalige Honda-Team von Jorge Martinez und eroberte in Brünn einen WM-Punkt. Den Rest des Jahres hielt er sich mit Gaststarts für Wilbers BMW in der IDM und für BMW Italia in der Superbike-WM über Wasser.

Einen sehr guten Namen machte sich Camier in seinen drei Jahren für MV Agusta von 2015 bis 2017. Mehrmals brachte er die Nobelmarke aus Varese nahe ans Podium heran und fuhr 19 Mal in die Top-6. Mehr als vierte Plätze gelangen ihm nie, doch diese sorgten anhand der begrenzten Ressourcen im Team und der in die Tage gekommenen F4RR für viel Eindruck.

2018 ging Camier nach vielen Versprechen mit großen Erwartungen zu Honda, doch die revolutionäre Fireblade Triple-R kam erst 2020. Der bemitleidenswerte Rennfahrer aus Bournemouth musste sich in seinen zwei Jahren mit dem alten Modell plagen und war seit Juli 2018 quasi dauerverletzt – nachdem er bei Tests in Suzuka wegen nicht funktionierender Elektronik gestürzt war.

Der Vertrag mit Barni Ducati machte ihm für 2020 viel Hoffnung, nach einem Sturz mit der schnellen V4R beim Roll-out in Aragon Mitte November 2019 wurde Camier aber nie wieder fit. An mangelndem Einsatz lag es nicht: Camier gehörte zu den fittesten Fahrern und könnte auch als Unterwäschemodell arbeiten.

Am 16. Juli 2020 teilten Camier und das Team Barni Ducati die Trennung im gegenseitigen Einvernehmen mit.

Somit war das SBK-Finale am 26. Oktober 2019 in Katar Leon Camiers letztes von 223 Rennen in der Superbike-WM – damals verfehlte er als 16. auf Honda die Punkte.

Obwohl Camier in seinen zwei Jahren für Honda unermüdlich schuftete, mit dem damaligen Bike war kein Blumentopf zu gewinnen, verpflichtete der größte Motorrad-Hersteller für 2020 Alvaro Bautista und Leon Haslam für das neuen Werksteam der Honda Racing Corporation.

Mit einem Jahr Verzögerung werden Camiers Bemühungen doch noch honoriert: Am 18. Januar stellte ihn HRC als neuen Teammanager des Superbike-Werksteams vor. Er ersetzt den Spanier Jaume Colomb, der das Projekt verlassen hat. Was Camier für diesen Posten qualifiziert, ließ Honda offen.

Teams & Fahrer Superbike-WM 2021:

Honda: Alvaro Bautista (E), Leon Haslam (GB)
MIE Honda: Takahashi? Granado? Torres? Mercado?
BMW: Tom Sykes (GB), Michael van der Mark (NL)
Bonovo Action BMW: Jonas Folger (D)
RC Squadra Corse BMW: Eugene Laverty (IRL)
Pata Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)
GRT Yamaha: Garrett Gerloff (USA), Kohta Nozane (J)
Ten Kate Yamaha: Baz? Cortese?
Gil Motor Sport Yamaha: Christophe Ponsson (F)
Kawasaki: Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)
Puccetti Kawasaki: Lucas Mahias (F)
Orelac Kawasaki: Isaac Vinales (E)
Outdo Kawasaki TPR: Loris Cresson (B), Baz?
Aruba.it Ducati: Scott Redding (GB), Michael Rinaldi (I)
Go Eleven Ducati: Chaz Davies (GB)
Motocorsa Ducati: Baz? Bassani? Cavalieri?
Brixx Ducati: Sylvain Barrier (F)
Barni Ducati: Tito Rabat (E)

Fett = bestätigt

Kalender der SBK-WM 2021:

23.–25. April Assen/Niederlande
07.–09. Mai Estoril/Portugal
21.–23. Mai Aragon/Spanien
11.–13. Juni Misano/Italien
02.–04. Juli Donington Park/Großbritannien*
03.–05. September Magny-Cours/Frankreich
17.–19. September Barcelona/Spanien
24.–26. September Jerez/Spanien
01.–03. Oktober Portimao/Portugal
15.–17. Oktober San Juan/Argentinien**
12.–14. November Lombok/Indonesien**
Datum offen Phillip Island/Australien**
Datum/Ort offen**

*nur Superbike
** ohne Supersport 300

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