Valentino Rossi sucht das Glück

Ausbildung für die Konkurrenz: Yamaha im Dilemma

Von Ivo Schützbach
Yamaha hat ein Nachwuchsprogramm, das im SBK-Fahrerlager seinesgleichen sucht. Das hat zur Folge, dass inzwischen so viele herausragende Talente hochkommen, dass dem japanischen Hersteller die Superbike-Plätze ausgehen.

Über die nationalen R3-Cups kommen die besten Yamaha-Talente in den internationalen Cup, der im Rahmen einiger europäischer SBK-Events ausgetragen wird. Wer sich dort durchsetzt, kommt in die Supersport-300-WM. Und von dort befördert Yamaha die Besten in die Supersport-WM.

Der erste Fahrer aus der 300er-WM, der sich auch bei den 600ern in der Weltspitze etablieren konnte, ist der momentane WM-Dritte Manuel Gonzalez. Er ist allerdings ursprünglich ein Kawasaki-Zögling. Luca Bernardi fuhr ebenfalls 300er-WM, legte aber anschließend zwei Jahre in der Italienischen Supersport-Serie ein, bevor er den WM-Einstieg wagte – und sich als Meister auf Anhieb unter den Besten etablierte.

Bernardi und Gonzalez sehen wir in dieser Saison zumindest vorerst zum letzten Mal in der Supersport-WM: Der 19-jährige Bernardi steigt in die Superbike-WM auf und hat mit Barni Ducati einen Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2023 unterschrieben.

Und der Spanier Gonzalez wird voraussichtlich als erster Nicht-Italiener in die Racing-Academy von Valentino Rossi aufgenommen und 2022 für dessen VR46-Mastercamp-Team in der Moto2-WM starten.

Gonzalez soll auf diesem Weg von Yamaha für die MotoGP-WM aufgebaut werden, Bernardi wurde an Konkurrent Ducati verloren, weil ihm Yamaha in der Superbike-WM keinen attraktiven Platz bieten konnte. Denn die vier Werksmotorräder bei Pata und GRT sind für 2022 bereits mit Toprak Razgatlioglu, Andrea Locatelli, Kohta Nozane und Garrett Gerloff besetzt.

Yamaha hat inzwischen ein Luxusproblem, denn aus den Nachwuchsklassen kommen mehr starke Fahrer nach, als der japanische Hersteller in der Superbike-Kategorie unterbringen kann. Und Piloten wie der angehende Supersport-Weltmeister Domi Aegerter (31) sind da noch gar nicht mitgerechnet. Der Schweizer wird deshalb für ein weiteres Jahr bei Ten Kate Yamaha und in der Supersport-WM bleiben.

Ähnliche Erfahrungen macht KTM im MotoGP-Paddock, der österreichische Hersteller denkt deshalb über ein drittes Team in der Königsklasse nach.

«Ich konnte Bernardi für nächstes Jahr leider keinen Platz in der Superbike-WM anbieten», erzählte Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli SPEEDWEEK.com. «Meine Idee war, dass er ein weiteres Jahr Supersport fährt, den Titel gewinnt und dann aufsteigt. Es wäre schön für uns, wenn wir mehr Teams hätten, die den talentiertesten Fahrern die Möglichkeit bieten können aufzusteigen. Aus finanzieller Sicht ist das derzeit aber sehr schwierig.»

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