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Ducati-Rennchef Dall’Igna: SBK-WM war sein Sorgenkind

Von Tammy Gorali
SBK-Weltmeister Alvaro Bautista und Gigi Dall'IGna

SBK-Weltmeister Alvaro Bautista und Gigi Dall'IGna

Nach einer Durststrecke von elf Jahren gewann Ducati mit Álvaro Bautista im vergangenen Jahr die Fahrerwertung der Superbike-WM. Rennchef Gigi Dall'Igna bereitete der lange ausbleibende Erfolg Kopfzerbrechen.

2022 war ein großartiges Jahr für Ducati. Erstmals seit Casey Stoner 2007 wurde mit Pecco Bagnaia die MotoGP-WM gewonnen, im selben Jahr beendete Álvaro Bautista die seit Carlos Checa 2011 andauernde Durststrecke in der Superbike-WM. Damit gewann das vergleichsweise kleine Werk aus Bologna die beiden wichtigsten Motorrad-Weltmeisterschaften in nur einer Saison.

Mitten in der sportlichen Krise dockte Gigi Dall‘Igna 2013 bei Ducati an. Der geniale Konstrukteur war zuvor bei Aprilia und sorgte dort für zwei Superbike-Weltmeisterschaften mit Max Biaggi (2010 und 2012). Mehr noch als bei den Prototypen war für den Italiener der Erfolg in der seriennahen Weltmeisterschaft wichtig.

«Wenn du dein Ziel nicht erreichst und die gewünschten Ergebnisse ausbleiben, kannst du nicht glücklich und zufrieden sein. Ob du dann Zweiter bist, Dritter oder Vierter, das macht keinen Unterschied. Der einzige Platz, den ich in meinem Kopf anstrebe, ist der Erste. So bin ich. Bis 2022, das kann ich jetzt verraten, waren die Superbike-WM-Ergebnisse meine größte Sorge. Denn Ducati hat über so viele Jahre hinweg wirklich gute Superbike-Resultate errungen. Und es hat zu lang gedauert, bis wir die Weltmeisterschaft wieder gewinnen konnten. Das ist sicher.»

Erstaunlich: Viele Manager im Paddock sind ehemalige Rennfahrer, nicht aber Dall’Igna. Er besitzt zwar die Fahrerlaubnis, aber kein Motorrad.

«Ich bemühe mich immer zu verstehen, was die Fahrer wollen, obwohl die Fahrer das oft nicht klar ausdrücken können. Wir bekommen oft nicht alle notwendigen Informationen, die wir brauchen, um die vorhandenen Probleme zu lösen. Am Motorrad bin ich Tourist. Ich liebe es, mit meiner Frau Motorrad zu fahren. Wir sind nach Griechenland gefahren, nach Sizilien, Sardinien, nach Korsika. Das macht im Sommer sehr viel Spaß; meine Frau fährt dann selbst Motorrad. Aber ich habe mein Motorrad verkauft, als unsere erste Tochter geboren wurde, denn ein Motorrad ist kein ideales Familienspielzeug. Sobald unsere Kinder größer sind, werde ich aufs Motorrad zurückkehren und gemeinsam mit meiner Frau viel Zeit mit dem Herumreisen verbringen. Aber wir verhalten uns dabei wie Touristen, nicht wie Rennfahrer.»

Aber hörst du einem Fahrer manchmal auch zu, obwohl du Zweifel an seiner Meinung hast? Du könntest auch einmal auf einem Irrweg sein?

«Ganz sicher, ganz klar. Wir sagen keinem, er soll den Mund halten, aber wir müssen eine sinnvolle Diskussion über dieses Thema führen. Wir müssen uns verbessern, das ist unser Ziel. Das ist mein Ziel und auch das Ziel des Fahrers. Deshalb müssen sie mir ihre Meinung mitteilen. Und ich muss ihnen sagen, was ich denke. Wir müssen offen kommunizieren. Wenn ein Fahrer ein Problem anprangert, dann strengen sich alle bei Ducati an, das Anliegen zu verstehen, nicht nur ich. Wir sind ein Team!»

In der Technikabteilung sehen wir bei Ducati viele namhafte Experten in allen Bereichen – Motor, Chassis, Aerodynamik und so weiter.

«Wir dürfen auch die Teammitglieder, Ingenieure und Crew-Chiefs nicht vergessen, oder die Elektroniker und alle anderen. Wir haben viele Techniker, die sich bemühen, die Fahrer zu verstehen. Alle tun das. Aber wenn der Fahrer einen Fehler macht oder etwas Falsches sagt, und wenn wir überzeugt sind, dass diese Aussage falsch ist, dann widersprechen wir, dann geben wir ihm nicht recht. Ganz sicher nicht. Das muss so sein. Denn wir haben die Zahlen, wir haben die Daten. Wir müssen die Performance verbessern, wir müssen die Realität erkennen und dürfen keine seltsamen Experimente machen.»

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