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Yamaha-Werksteam: Morbidelli zögert, Redding zittert

Kolumne von Ivo Schützbach
Wer wird 2024 zweiter Yamaha-Werksfahrer in der Superbike-WM? Rennchef Andrea Dosoli rennt die Zeit davon, weil er sich mit einer Deadline konfrontiert sieht. SPEEDWEEK.com erklärt den Stand der Dinge.

Durch den Wechsel von Toprak Razgatlioglu nach dieser Saison zu BMW entsteht bei Yamaha ein Vakuum, das schwer zu füllen ist. Denn seit 2020 ist der Türke der Einzige, der für Yamaha Rennen gewonnen hat. Der japanische Hersteller hat in der 1988 gegründeten Superbike-Weltmeisterschaft auch erst zweimal den Fahrertitel erobert: 2009 mit Ben Spies und 2021 mit Razgatlioglu.

Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli verfolgt drei Ansätze, um einen adäquaten Nachfolger für Toprak zu finden.

Sein Idealszenario wäre, wenn er den Platz mit einem Piloten aus den eigenen Reihen besetzen könnte. Würde Andrea Locatelli, dessen Werksvertrag im Mai bis Ende 2025 verlängert wurde, anfangen zu gewinnen, könnte es Dosoli riskieren, den zweifachen Supersport-Champion Domi Aegerter vom Giansanti Racing Team ins Werksteam zu holen, der eine gute Rookie-Saison fährt und aktuell Achter der Gesamtwertung ist.

Locatelli ist zwar konstant, er wurde in seinen ersten beiden Superbike-Jahren Vierter und Fünfter in der Weltmeisterschaft und liegt derzeit auf Rang 3, hat aber erst elf Podestplätze errungen und noch keinen Sieg.

Dosoli ist bewusst: Weder Locatelli noch Aegerter werden 2024 die riesigen Fußstapfen von Razgatlioglu füllen können.

Möglichkeit Nummer 2 ist der Wechsel von Yamaha-Werksfahrer Franco Morbidelli aus der MotoGP- in die Superbike-WM. Er hat Anfang Juni den SBK-Event in Misano besucht und sich alles angeschaut, gab Dosoli aber zu verstehen, dass er in der MotoGP-WM noch eine Rechnung offen und derzeit keine Wechselgedanken habe.

Morbidelli ist seit 2019 ein Yamaha-Fahrer und wurde im Jahr darauf Vizeweltmeister. Seit 2021 ist er im Werksteam und steht dort auch für 2024 als Teamkollege des gesetzten Fabio Quartararo zur Diskussion – Ausgang ungewiss.

«Morbido», der wie viele andere schnelle Italiener der VR46-Academy von Valentino Rossi entspringt, könnte sich auch vorstellen ins Gresini-Team und auf eine schnelle Ducati zu wechseln, wo Fabio Di Giannantonio seinen Platz verlieren wird. Aus der Moto2-WM drängen aber Talente wie Tony Arbolino und Pedro Acosta nach – bei Gresini wird man sich gut überlegen, ob man auf einen der beiden Youngster oder den 29-jährigen Morbidelli setzt.

Dosoli kann nicht ewig auf die Entscheidung von Morbidelli warten, denn seine dritte Möglichkeit ist der charismatische 12-fache Superbike-Laufsieger und ehemalige Vizeweltmeister (auf Ducati) Scott Redding, der eine Option für weitere zwei Jahre mit BMW hat, die er bis spätestens 15. Juli 2023 ziehen muss, falls er dort bleiben will. Für den Engländer ist Yamaha die einzige Alternative zu BMW. Bekommt er von Dosoli bis dahin keine Zusage, wird er mit der Propellermarke verlängern.

Morbidelli ist sich seiner MotoGP-Zukunft nicht sicher und hat Dosoli noch keine endgültige Absage erteilt.

Denn es gibt auch Argumente, die für seinen Wechsel in die Superbike-WM sprechen. Yamaha strauchelt in der Königsklasse dieses Jahr und der Rückstand zu Ducati ist gewaltig. Quartararo, der 2021 mit der M1 Weltmeister und im Vorjahr Vize wurde, hat diese Saison nach 16 Rennen nur einen dritten Platz vorzuweisen und ist WM-Neunter – Morbido ist Elfter.

In der seriennahen Weltmeisterschaft könnte Morbidelli wieder um Podestplätze und Siege kämpfen, die entspanntere Atmosphäre im SBK-Paddock gefiele ihm. Und nicht zu vergessen: In Yamahas Superbike-Werksteam würde er deutlich mehr Geld verdienen als im MotoGP-Privatteam Gresini Ducati.

«Einen Fahrer wie Toprak zu ersetzen, ist unglaublich schwierig», bemerkte Dosoli in Donington Park im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Deshalb wollen wir die richtige Wahl treffen.»

Über Redding sagte der Italiener: «Er hat sich in seinen ersten beiden Jahren in der Superbike-WM gut geschlagen und um den Titel gekämpft. Er ist auch noch einigermaßen jung und keiner vergisst, wie er um Podestplätze kämpft. Diese und letzte Saison strauchelt er, ich glaube aber, dass er es verdient hat, an die Spitze zurückzukehren.»

Neben Morbidelli müssen nur Di Giannantonio und Augusto Fernandez (jetzt bei GASGAS) um ihren MotoGP-Platz fürchten und kämen für einen Superbike-Platz in Frage. Di Giannantonio steht bei Yamaha nicht zur Debatte, er denkt über die Rückkehr in die Moto2-WM nach.


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