MotoGP: KTM zur Personalie Marc Marquez

Nachfolger von Toprak: Für Yamaha ein Spießrutenlauf

Von Ivo Schützbach
Für Franco Morbidelli ist die Superbike-WM nur vierte Wahl

Für Franco Morbidelli ist die Superbike-WM nur vierte Wahl

Die sportliche Zukunft des ehemaligen MotoGP-Vizeweltmeisters Franco Morbidelli ist unklar: Yamaha hält für den 29-jährigen Italiener zur Sicherheit einen Platz in der Superbike-WM offen.

Durch den Wechsel von Toprak Razgatlioglu nach dieser Saison zu BMW entsteht bei Yamaha ein Vakuum, das schwer zu füllen ist. Denn seit 2020 ist der Türke der Einzige, der für Yamaha Rennen gewonnen hat. Der japanische Hersteller hat in der 1988 gegründeten Superbike-Weltmeisterschaft auch erst zweimal den Fahrertitel erobert: 2009 mit Ben Spies und 2021 mit Razgatlioglu.

Um die Dynamik der Fahrerverpflichtungen bei Yamaha zu verstehen, muss man das Gesamtbild sehen.

Franco Morbidelli ist seit 2019 ein Yamaha-Pilot in der MotoGP-WM, wurde im Jahr darauf Vizeweltmeister und ist seit 2021 Werksfahrer.

Von den Verantwortlichen bei Yamaha Motor Racing wird momentan weder bestätigt noch dementiert, dass der sechsfache MotoGP-Sieger Alex Rins (27) nach der Saison 2023 den Platz neben Fabio Quartararo übernehmen und der Vertrag mit Franco Morbidelli nicht verlängert wird. Doch schon im vergangenen Jahr hat «Morbido» nach zwei enttäuschenden Jahren monatelang um seinen Platz im Yamaha-Werksteam bangen müssen.

«Für mich steht fest, dass Rins nächstes Jahr für Yamaha fahren wird», stellte Carlo Pernat im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest.

Die italienische Fahrer-Manager-Legende kümmert sich aktuell um die Geschicke des letztjährigen MotoGP-WM-Dritten Enea Bastianini (im Ducati-Lenovo-Werksteam) und um Moto2-WM-Leader Tony Arbolino (Marc VDS Team). Er verfügt über Insiderwissen, da er Arbolino zu Yamaha bringen wollte – und dort offenbar jetzt die Türen verschlossen sind.

Anfang Juni hat Morbidelli den SBK-Event in Misano besucht und sich alles angeschaut, gab Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli aber zu verstehen, dass er in der MotoGP noch eine Rechnung offen hat. Doch dort hat er zu Yamaha nur die Teams Gresini Ducati und LCR Honda als Alternativen.

Das wissen auch die Verantwortlichen bei Yamaha, die Franco persönlich sehr schätzen. Dosoli bekam deshalb die Anweisung, auf die Entscheidung von Morbidelli zu warten. Erst dann kann der Nachfolger von Razgatlioglu verpflichtet werden.

Fällt Morbidelli in der MotoGP-Klasse durch den Rost, dockt er in Yamahas Superbike-Werksteam an, obwohl das für ihn nur die vierte Wahl ist. Bleibt der 29-Jährige in der Königsklasse, muss sich Dosoli anders orientieren.

Scott Redding kommt nicht mehr in Frage, weil dieser seine Option bei BMW zieht, womit sich sein Vertrag bis Ende 2025 verlängert. Dosoli hat wochenlang mit dem Engländer verhandelt, doch die Deadline 15. Juli 2023 kommt zu früh, weil sich Morbidelli bis dahin nicht entschieden haben wird.

Neben Morbidelli müssen nur Fabio Di Giannantonio (jetzt bei Gresini Ducati) und Augusto Fernandez (jetzt bei GASGAS) um ihren MotoGP-Platz fürchten und kämen für einen Superbike-Platz in Frage. Di Giannantonio steht bei Yamaha nicht zur Debatte, er denkt über die Rückkehr in die Moto2-WM nach.

Einen Topfahrer aus der Moto2-WM wird Yamaha nicht bekommen, da die Top-3 Tony Arbolino, Pedro Acosta und Jake Dixon in die MotoGP streben.

Die naheliegende Lösung für Dosoli wäre, den zweifachen Supersport-Champion Domi Aegerter vom Giansanti Racing Team ins Werksteam zu befördern.

Dem Yamaha-Manager ist aber bewusst: Weder Locatelli noch Aegerter werden 2024 die riesigen Fußstapfen von Razgatlioglu füllen können.

Und Yamaha braucht einen bekannten Namen, der Interesse bei Sponsoren, Medien und Fans weckt.

Natürlich sprechen jetzt die Manager von Top-10-Piloten wie Axel Bassani, Michael Rinaldi und Iker Lecuona bei Yamaha vor. Doch auch sie erfüllen die genannten Kriterien nicht.

Dosoli muss deshalb einen Spießrutenlauf bewältigen.

Wer kommt, falls Morbidelli in der MotoGP-WM bleibt? Auf diese Frage erntet man bei Yamaha derzeit nur betretene Minen und Schulterzucken.


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