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Puccetti wartet auf Kawasaki: Sonst zu BMW? Ducati?

Von Ivo Schützbach
Teamchef Manuel Puccetti

Teamchef Manuel Puccetti

Seit 20 Jahren arbeitet das Team von Manuel Puccetti mit Kawasaki zusammen, doch wie es in der Superbike-WM 2025 weitergeht, ist offen. SPEEDWEEK.com brachte in Erfahrung, welche Alternativen es für den Italiener gibt.

Am kommenden Freitagabend richtet Teamchef Manuel Puccetti im Fahrerlager des Misano World Circuit in seiner beeindruckenden Glaspalast-Hospitality anlässlich seiner 30 Jahre im Rennsport ein spezielles Dinner für geladene Gäste aus.

Mit Kenan Sofuoglu gewann das Team 2015 und 2016 die Supersport-WM, zudem mit Axel Bassani 2016 den damals im Rahmen der WM ausgetragenen Europa-Cup. In der Superstock-600-Klasse wurden drei EM-Titel erobert: 2013 mit Franco Morbidelli, 2014 mit Marco Faccani und 2015 mit Toprak Razgatlioglu.

In der Superbike-WM eroberte das Team mit Razgatlioglu 14 Podestplätze, darunter zwei Siege. Hinzu kommt ein zweiter Platz von Leon Haslam 2017 in Donington Park.

Nach eineinhalb sehr erfolgreichen Jahrzehnten wird sich ab 2025 im Kawasaki-Lager einiges ändern. Auslöser ist die Entscheidung des Topmanagements in Japan, die Marke Bimota in die Superbike-WM zurückzubringen, an der Kawasaki mit 49,9 Prozent beteiligt ist.

Wie groß die Auswirkungen dieses strategischen Schachzugs auf das Puccetti-Team sein werden, lässt sich voraussichtlich erst im Juli mit Bestimmtheit sagen.

Zwei Szenarien sind übriggeblieben:

1.) Puccetti wird das neue Kawasaki-Werksteam oder macht mit Material von Kawasaki weiter.
2.) Puccetti wechselt den Hersteller.

«Ich muss abwarten, wie sich Kawasaki entscheidet», sagte Puccetti im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Logisch wäre gewesen, aus uns das Bimota-Team zu machen. Wir kommen aus Italien, Bimota ist nur eine Stunde von meiner Teambasis entfernt und wir können auf 23 Jahre Rennsport zurückblicken. Bimota verkauft seine Produkte weltweit unter ‚Made in Italy’, das hätte alles zusammengepasst. Andererseits verfügt das Provec-Team über Erfahrung auf höchstem Level, sie haben siebenmal die Superbike-WM gewonnen. Was die Entwicklung eines Motorrads betrifft, haben sie mehr Erfahrung als ich. Deshalb verstehe ich diese Entscheidung von Kawasaki. Gleichzeitig möchte ich natürlich herausfinden, wie die Zukunft meines Teams aussieht.»

Puccetti schließt aus, wie Provec mit neuen Bimota-Maschinen (mit Kawasaki-Motor) anzutreten. Wenn er den Hersteller wechselt, dann geht er zu einer siegreichen Marke. Diesbezüglich kommen für den 47-Jährigen derzeit nur Ducati und BMW in Frage: «Ich weine, weil ich nicht konkurrenzfähig bin. Ich träume davon, so schnell wie möglich wieder wettbewerbsfähig zu werden. Deshalb dachte ich schon letztes Jahr darüber nach, zu Ducati zu wechseln. Ich war mir im September bereits recht sicher, dass ich das mache. Letztlich blieb ich bei Kawasaki, weil sie mir das Versprechen gaben, dass ich Werksmotorräder und zusätzliche Hilfe des Kawasaki Racing Teams, also von Provec, bekomme. Das alles haben wir jetzt, sind aber trotzdem nicht so konkurrenzfähig, weil auch das Werksteam strauchelt. Ich möchte nicht mehr straucheln, sondern besser sein.»

Das Idealszenario für Puccetti wäre, wenn seine Mannschaft das neue Kawasaki-Werksteam wird. «Nach 20 Jahren in diesen Farben ist das mein Traum», hielt der Eigentümer fest. «Ich weiß aber noch nicht, ob Kawasaki weiterhin ein Werksteam möchte, ob sie nur einen Fuß in der Meisterschaft behalten wollen oder sich mit der Marke ganz zurückziehen.»

Was für einen Verbleib von Kawasaki in der Superbike-WM spricht: Der japanische Hersteller ist in den WM-Klassen Supersport 300 und Supersport auch weiterhin dabei. Und beim offiziellen Namen des Bimota-Teams wurde die Ergänzung «by Kawasaki Racing Team» nicht ohne Grund angehängt.

Außerdem lässt sich nicht abschätzen, was sich durch den neuen Eigentümer Liberty für die Hersteller in der Superbike-WM zukünftig ändert. Möglicherweise wird der Einstieg in die Meisterschaft nie mehr so einfach, wie er es jetzt ist, und es erweist sich für Kawasaki als kluger Schachzug, in irgendeiner Weise dabei zu bleiben.

«Priorität hat die weitere Zusammenarbeit mit Kawasaki», betont Puccetti.

Problematisch beim Wechsel zu Ducati: Der Hersteller aus Borgo Panigale hat mit Barni, Go Eleven, Marc VDS und Motocorsa bereits vier Kundenteams. Puccetti wäre lediglich ein weiterer zahlender Klient. «Aber ich wäre konkurrenzfähig», gibt der Italiener zu bedenken. «Schau dir an, was Iannone mit Go Eleven leistet – wow. Oder Motocorsa letztes Jahr mit Bassani. Das Paket der Satellitenteams ist gleich wie das des Werksteams.»

Eine interessante Möglichkeit könnte sich bei BMW auftun. Sollte sich das Bonovo-Team aus der Superbike-WM zurückziehen, was Eigentümer Jürgen Röder bereits im März in den Raum stellte, dann wäre ein neues Satellitenteam willkommen. Und beim bayerischen Hersteller würde Puccetti im Gegensatz zu Ducati Unterstützung bekommen – sehr ordentliche dazu. «Toprak hat bewiesen, dass das ein siegfähiges Paket ist», betont Puccetti. «Im Moment macht aber noch er den Unterschied aus.»


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