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Tardozzi (Ducati): Keiner weiß, was in der BMW steckt

Von Ivo Schützbach
Ducatis MotoGP-Teammanager Davide Tardozzi erklärt, weshalb er von den Balance-Instrumenten in der Superbike-WM nichts hält. Weder die Concession-Regel noch das Mindestgewicht für den Fahrer findet er fair.

Nichts ist für das Geschäft schädlicher als ein dominierender Fahrer oder Hersteller und vorhersehbare Rennen – das weiß SBK-Promoter Dorna.



Deshalb gibt es seit 2018 in der seriennahen Weltmeisterschaft eine Balance-Regel. Diese soll für ausgeglichene Performance der Motorräder sorgen und außerdem dazu beitragen, dass technisch ins Hintertreffen geratene Hersteller nicht alle paar Jahre neue und kostspielige Homologationsmodelle bringen müssen, um sich zu verbessern.

Vorangegangen waren drei Titelgewinne von Jonathan Rea und Kawasaki. Obwohl diese herausragende Kombination damals über die reduzierte, erlaubte Maximaldrehzahl massiv eingebremst wurde, triumphierte der Nordire auch 2018, 2019 und 2020.

2022 und 2023 war Alvaro Bautista auf der Ducati Panigale V4R nur schwer zu besiegen und gewann zweimal den Titel. Immer wieder wurde von den Gegnern behauptet, dass der Spanier nur so schnell wäre, weil er so leicht ist.

Seit 2024 gibt es nicht nur ein vorgeschriebenes Mindestgewicht für das Motorrad, sondern auch für den Fahrer in kompletter Montur. Als Durchschnittsgewicht wurden 80 Kilogramm definiert, wer darunter liegt, muss 50 Prozent der Differenz als Extragewicht mitschleppen. Für gewöhnlich werden die Zusatzgewichte am Motorrad montiert, bei Bautista sind um die 6 Kilogramm notwendig.

«So sind die Regeln, ich kann nichts dagegen tun», hält Bautista fest. «Es ist besser, nicht darüber nachzudenken. Mein Motorrad ist, wie es ist – mit oder ohne Zusatzgewicht. Ich muss einen Weg finden, mit dem zur Verfügung stehenden Motorrad schnell zu fahren. Unabhängig davon, ob es schwerer ist oder nicht. Technisch gesehen habe ich ein Bike, für das ich eine Abstimmung finden muss, die mir Vertrauen gibt. Mental gesehen versuche ich das Thema auszublenden.»

Die Regel wurde mit dem Argument Chancengleichheit eingeführt, außer Acht lassend, dass leichte Fahrer nicht nur Vorteile, sondern durch ihre kleine Statur auch Nachteile haben.

Für Davide Tardozzi, den Sieger des ersten Superbike-WM-Laufs 1988 in Donington Park und seit vielen Jahren Manager des Ducati-Werksteams in der MotoGP, ist das Mindestgewicht für den Fahrer nicht nachvollziehbar

«Die Regel ist nicht fair, weil sie nur einen betrifft», betonte der 65-Jährige gegenüber SPEEDWEEK.com. «Okay, Rinaldi musste auch 1 kg zuladen. Wir reden also von zwei Fahrern: einem mit 6 kg und einem mit 1 kg. Das war’s. Ein Kilogramm ist so gut wie nichts, am Ende betrifft es also nur einen Fahrer.»

Wie groß sind die Auswirkungen von 6 kg zusätzlich an einem Motorrad? «Unabhängig davon, finde ich die Regel nicht fair», wiederholte sich Tardozzi. «Taucht man tiefer in die Materie ein, würde ich sagen, dass die Auswirkungen geringer sind, als wir bei Alvaro gesehen haben. Er hat eine Weile gebraucht, um mit diesem Problem klarzukommen. Er musste auch erst die Tatsache selbst verarbeiten, dass er jetzt 6 kg mehr am Bike hat. Weil er merkte, dass sich diese Regel gegen ihn richtet und sie ihn damit verlangsamen wollen.»

Der Italiener hat ein grundsätzliches Problem mit den Balance-Instrumenten in der heutigen Superbike-WM. «Wie kann man einem Hersteller Concession-Teile zusprechen, ohne genau zu sagen welche», kritisierte Tardozzi. «Niemand weiß, welche Teile Honda oder BMW bekommen. In der MotoGP ist das transparent. Klar ist für mich: Wer die Meisterschaft gewinnt, ist der Champion. Toprak ist der Champion, ohne Frage. Er hat den Titel verdient. Was mir aber nicht gefällt, ist, dass niemand weiß, was technisch hinter seinem Motorrad steckt. Wurde der Rahmen modifiziert, der Motor, die Kolben, die Ventile, das Getriebe? Keiner weiß es.»

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