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BMW-Werksteam: Fremdgehen mit Aprilia ist verziehen

Von Ivo Schützbach
Shaun Muir (Mitte) mit den BMW-Verantwortlichen Marc Bongers (li.) und Chris Gonschor (re.)

Shaun Muir (Mitte) mit den BMW-Verantwortlichen Marc Bongers (li.) und Chris Gonschor (re.)

2016 bestritten BMW und das Team Shaun Muir Racing ihre erste gemeinsame Saison in der Superbike-WM. Bis zum Titelgewinn mit Toprak Razgatlioglu 2024 war es ein langer und steiniger Weg.

Als Champion in der Britischen Meisterschaft mit Joshua Brookes und Yamaha stieg das Team Shaun Muir Racing (SMR) 2016 in die Superbike-WM auf und wechselte zu BMW. Damals gab es vom deutschen Hersteller kein Werksteam, das Engagement in der seriennahen Weltmeisterschaft wurde in den kargen Jahren 2013 bis 2018 mit dem Kundensportprogramm notdürftig aufrechterhalten.

Nach einer ernüchternden ersten WM-Saison, Brookes und Teamkollege Karel Abraham kamen in der Gesamtwertung nur auf die Ränge 14 und 18, ergriff Teamchef Shaun Muir die Möglichkeit, Aprilia-Werksmaterial zu bekommen. Mit dem Hersteller aus Noale arbeitete er 2017 und 2018 zusammen, Eugene Laverty eroberte am 24. Juni 2018 mit Rang 3 in Laguna Seca den ersten Podestplatz für SMR in der Weltmeisterschaft.

Weil sich Aprilia seit dem MotoGP-Einstieg 2015 kaum noch für die Superbike-WM interessiert, bewarb sich SMR bei BMW um den Status des offiziellen Teams, denn 2019 erfolgte die werksseitige Rückkehr der Propellermarke.

Die ersten fünf Jahre waren beschwerlich und liefen auch nicht immer ohne interne Reibereien; doch 2024 gelang BMW im 101. Jahr der Firmengeschichte endlich der große Wurf und es wurde dank Toprak Razgatlioglu ein Titel in einer Motorrad-Solo-Weltmeisterschaft gewonnen.

So ein Erfolgserlebnis schweißt zusammen, den Verantwortlichen bei BMW ist ebenso eine Tonnenlast von den Schultern gefallen wie Teameigentümer Shaun Muir.

«Shaun kam als BSB-Champion in die Superbike-WM, wir bei BMW waren damals bezüglich Entwicklung und Unterstützung nicht bereit», erinnerte sich Sportdirektor Marc Bongers an 2016. «Damals hatten wir kein Werksteam und Shaun ging zwei Jahre mit Aprilia fremd. Wir hatten aber immer eine gute Beziehung und sagten ihm, dass es großartig wäre, wenn er zurückkommt, sollte sich die Gelegenheit ergeben. 2018 kam er nach München, wir saßen gemeinsam im Büro des damaligen Geschäftsführers und wir erschufen gemeinsam dieses Projekt. Damals hatten wir auf beiden Seiten noch nicht die Ressourcen, um so weit zu kommen, wie wir es letztlich geschafft haben. Es gibt viele Kooperationen im Fahrerlager, die belegen, dass es viele Jahre braucht, um an die Spitze zu kommen.»

«Das Treffen mit Dr. Schramm im Juli 2018 war entscheidend», pflichtete Muir bei. «BMW stieg 2019 wieder ein und wir kämpften mit einem Arm auf dem Rücken gegen die anderen Werksteams. Wir begannen mit unserem Projekt bei null und mussten wachsen. Jedem war klar, welche Reise uns bevorsteht. Und natürlich können wir dafür kritisiert werden, das Ziel nicht schnell genug erreicht zu haben. Dann möchte ich aber die Frage stellen, wie schnell andere Teams mit einem neuen Motorrad in eine Weltmeisterschaft kamen und sie gewannen. Unsere Reise war sehr schwierig, wir mussten uns vielen Herausforderungen stellen. Wir traten gegen den außergewöhnlichen Champion Jonathan Rea an, der so viele Titel gewann. Und wir fuhren gegen das Ducati-Werksteam, die ein phänomenales Entwicklungsprogramm haben. Aber wir wuchsen und fürchteten uns auch nicht davor, Änderungen vorzunehmen. Wenn wir Probleme erkannten, versuchten wir diese zu lösen. Das zeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen BMW und SMR ist. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Wir müssen uns immer verbessern. Wir werden uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen und uns nicht mit einem Titel zufriedengeben.»


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