Superbike-WM: Toprak wie Marc Marquez?

Yamaha: Locatelli stahl Rea erneut die Show

Von Sebastian Fränzschky
Yamaha-Sportdirektor Niccolo Canepa zieht nach dem Superbike-WM-Wochenende im Balaton Park ein gemischtes Fazit. Während Andrea Locatelli glänzte, hatten Jonathan Rea und Remy Gardner weniger Glück.

Yamaha-Sportdirektor Niccolo Canepa zeigte sich nach dem ersten Superbike-WM-Wochenende im Balaton Park erfreut über die gelungene Premiere der neuen Strecke. «Es war schön, an diesem Wochenende eine neue Strecke zu besuchen, und ich muss sagen, dass die Organisatoren einen sehr guten Job gemacht haben, da die Anlagen ausgezeichnet sind. Die Strecke unterscheidet sich stark von anderen im Superbike-Kalender und bot daher die Möglichkeit für spannende Rennen über das ganze Wochenende hinweg», lobte Canepa den Promoter des Events.

Besonders zufrieden war der Italiener mit Landsmann Andrea Locatelli, der in Ungarn der einzige Yamaha-Pilot war, der sich im vorderen Feld behaupten konnte: «Er hatte sein bestes Qualifying der Saison mit einem Start aus der ersten Reihe auf einer neuen Strecke – besonders bemerkenswert, da wir hier nicht getestet hatten.»

«Er fuhr drei sehr gute Rennen, mit zwei vierten Plätzen und einem fünften Platz, was zeigt, dass er aktuell in großartiger Form ist. Die Konstanz, die wir bei ihm sehen, hält ihn im Kampf um Platz drei in der Meisterschaft», erklärte Canepa erfreut über «ein weiteres starkes Wochenende» von Locatelli.

Jonathan Rea: Der Kampf mit der Yamaha R1

Ein völlig anderes Bild bot sich bei Rekord-Champion Jonathan Rea. Auch Canepa erkannte, dass «das Glück an diesem Wochenende nicht auf seiner Seite» war. «Sein Renntempo war nicht schlecht, aber leider kam für ihn nicht alles so zusammen wie in Donington. Sie fanden nicht das beste Setup, um ihm zu ermöglichen, das Maximum aus dem Motorrad herauszuholen, was es ihm in den Rennen erschwerte.»

«Er stürzte im ersten Rennen, fuhr ein besseres Superpole-Rennen, und auch das zweite, längere Rennen war schwierig. Insgesamt ein schwieriges Wochenende, was schade ist, nachdem wir in Donington so viel Potenzial gesehen hatten. Aber es kommen noch einige starke Strecken für ihn im letzten Teil des Jahres, daher hoffen wir, dann mehr zu sehen», so Canepa.

Es ist offensichtlich, dass das Band zwischen Yamaha und Rea durchtrennt ist. Nach den noch ausstehenden Events in Magny-Cours, Aragon, Estoril und Jerez gehen Rea und Yamaha voraussichtlich getrennte Wege. Im jüngsten YouTube-Vlog macht Rea deutlich, wie enttäiuscht er von der Performance seiner R1 ist.

«Es war von Beginn an ein Kampf», beschrieb der sechsmalige Weltmeister. «Da ich nicht gut aus den Kurven beschleunigen konnte, war ich an den Überholstellen leichte Beute. Das Hinterrad drehte zu stark durch. Ich hatte nicht das Gefühl, gut gefahren zu sein. Doch andererseits hatte ich auch nicht den Eindruck, ein gutes Motorrad zu haben», brachte es Rea auf den Punkt.

Die Sommerpause kommt für Rea zum richtigen Zeitpunkt. «Es war eines der frustrierendsten Wochenenden. Ich kann dem Wochenende wirklich nichts Positives abgewinnen, was mir normalerweise immer gelingt. Ich brauche eine Pause, ich brauche mehr als eine Pause», so der Nordire, der 2026 auf einer Ducati sitzen könnte.

Gemischtes Wochenende für das GRT-Duo

Nicht ins Renngeschehen eingreifen konnte Remy Gardner, der beim von Andrea Iannone ausgelösten Massensturz in Kurve 2 verletzt wurde. Canepa bedauerte, dass Gardner «ein sehr unglückliches Wochenende» erlebte.

«Es war schade, dass er nicht fahren konnte, denn ich glaube, er wäre schnell gewesen. Zum Glück gibt es vor Magny-Cours eine gute Pause, sodass er sich vollständig erholen und das Saisonende geniessen kann, während wir bereits mit unserer Arbeit Richtung 2026 beginnen», kommentierte Canepa. Im Rahmen des Ungarn-Wochenendes wurde verkündet, dass Gardner auch in Zukunft für GRT-Yamaha antreten wird.

Teamkollege Dominique Aegerter muss sich nach Alternativen umschauen, denn mit Stefano Manzi steht bereits der zweite Fahrer fest. In Ungarn lieferte Aegerter aber einige solide Ergebnisse ab und war unterm Strich der zweitbeste Yamaha-Pilot. Auch in der Meisterschaft ist Aegerter aktuell der zweitbeste Yamaha-Pilot.

«Für Dominique war es trotz etwas Pech insgesamt ein positives Wochenende», bilanzierte Canepa. «Im Superpole-Rennen hatte er ein wirklich starkes Tempo, wurde aber von der Strecke gedrängt, als er einem stürzenden Fahrer ausweichen musste. Er konnte sich trotzdem noch auf Platz 11 zurückkämpfen, aber ohne dieses Malheur wäre deutlich mehr möglich gewesen. Im letzten Rennen wurde er Achter, was eine starke Leistung war.»

Yamaha auf Kurs zum Titel in der Supersport-WM

Während Yamaha in der Superbike-WM nur dritte Kraft war, lief es in der Supersport-WM erneut nach Plan. «In der Supersport-Klasse war es ein fantastisches Wochenende für Manzi, der beide Rennen gewann. Er war sowohl am Samstag als auch am Sonntag extrem stark, mit einem Tempo, das niemand mitgehen konnte – besonders erfreulich nach einem schwierigen Freitag», freute sich Canepa über den Erfolg des zukünftigen Superbike-Piloten.

«Noch besser war, dass er seine Führung auf 59 Punkte ausbaute und zum ersten Mal seit drei Rennen der punktbeste Fahrer des Wochenendes war, was im Titelkampf sehr wichtig ist. Es war sein erster Doppelsieg seit Cremona, und wir freuen uns, ihn so motiviert und glücklich zu sehen, nachdem bekannt wurde, dass er 2026 in die Superbike-Klasse aufsteigen wird», so der Yamaha-Sportdirektor.

WM-Rivale Can Öncü musste sich an diesem Wochenende geschlagen geben. «Für Öncü war es ein schwierigeres Wochenende, aber er erzielte zwei Podestplätze mit einem zweiten und einem dritten Rang. Er war etwas enttäuscht, weil er nicht bis zum Ende mit Manzi kämpfen konnte, aber das gehört zum Rennsport dazu. An diesem Wochenende fanden er und das Team nicht die besten Einstellungen, um Stefano herauszufordern», fasste Canepa zusammen.

In der Herstellerwertung der Supersport-WM befindet sich Yamaha mit der neuen R9 auf Kurs zum Titel. Nach zwei Dritteln der Saison liegt Yamaha mit 380 Punkten vorn, Ducati hat aktuell 240 Zähler.

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