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Marco Melandri hat viel verbrannte Erde hinterlassen

Von Ivo Schützbach
Persona non grata: Marco Melandri

Persona non grata: Marco Melandri

Bei Aprilia, BMW, Ducati und Yamaha stieß Marco Melandri auf taube Ohren, als er sich nach einem Job für die Superbike-WM 2017 erkundigte. Der 33-Jährige hat sich in der Vergangenheit zu viel erlaubt.

Marco Melandri ist ein außergewöhnlich guter Rennfahrer, er wurde in MotoGP und bei den Superbikes Vizeweltmeister, dazu 250er-Champion 2002. Doch dem Italiener fehlt es zuweilen am richtigen Ton gegenüber dem Arbeitgeber, ihm werden divenhafte Züge nachgesagt.

Trotz 22 Grand-Prix-Siegen und 49 Podestplätze in der Superbike-WM, darunter 19 Siege für Yamaha, BMW und Aprilia, tut er sich schwer damit, nach seinem Rauswurf aus dem Aprilia-MotoGP-Werksteam Anfang Juli 2015 einen Job zu finden.

Nach heutigem Stand hat er für 2017 nur eine reelle Chance: mit dem geplanten neuen Superbike-WM-Team von Manuel Puccetti. Der Italiener, der mit Kenan Sofuoglu und Randy Krummenacher die Supersport-Weltmeisterschaft anführt, will um Melandri herum ein Superbike-Team aufbauen, am liebsten mit Krummi als zweiten Piloten.

Puccetti bekam von Kawasaki die Zusicherung für 2017, dass er die annährend gleichen Motorräder wie das Werksteam erhält, nur um die Schwinge muss sich das Team selbst kümmern. Bei Motor und Elektronik könnte es sein, dass sie jeweils eine Entwicklungsstufe hinterherhinken.

Melandri hat sich bei Kawasaki nach dem Pucceti-Material erkundigt und schwer geschluckt als er erfuhr, dass er nicht das identische Material wie Jonathan Rea und Tom Sykes erhalten würde. Bei Kawasaki hält sich die Begeisterung über die mögliche Verpflichtung von Melandri in Grenzen, es ist vorprogrammiert, dass der Pilot aus Ravenna für negative Schlagzeilen über die ZX-10R sorgen wird, sofern er nicht gewinnt.

Doch Puccetti braucht Melandri, einen bekannten Namen, um die kalkulierten zwei Millionen Euro Budget aufzutreiben, die es für ein Zwei-Mann-Team braucht.

Für Melandri ist Kawasaki Puccetti nicht die erste Wahl, doch überall sonst ist er abgeblitzt. Keiner will mehr mit ihm arbeiten.

Obwohl Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli ein Freund von Melandri ist, und das Team mit Pata einen italienischen Hauptsponsor hat, kommt er dort nicht unter. Das Verbot, den Italiener zu verpflichten, kam direkt aus Japan. Yamaha will auch kommende Saison mit dem Franzosen Sylvain Guintoli und dem Engländer Alex Lowes weitermachen.

Melandri sprach bei Ducati vor und wäre sogar gratis gefahren. Doch zu mehr als einem freundschaftlichen Gespräch über Gott und die Welt kam es mit den Topmanagern Paolo Ciabatti und Gigi Dall’Igna nicht.

Bei BMW und Aprilia hat Melandri mit seinem Verhalten in der Vergangenheit viel verbrannte Erde hinterlassen.

Berichte italienischer Medien, Melandri würde mit BMW an einem geheimen MotoGP-Projekt arbeiten, entbehren jeglicher Grundlage.

Das Kawasaki-Werksteam ist besetzt. Bei Honda hat Nicky Hayden einen Vertrag für 2017, aussichtsreichste Kandidaten für den Platz neben ihm sind Michael van der Mark und Stefan Bradl. Das Interesse an Melandri: null.

Bei MV Agusta wäre Melandri willkommen, sie hätten ihn schon 2016 gerne auf eine zweite F4RR neben Leon Camier gesetzt, doch es scheiterte an fehlenden 400.000 Euro Budget. Außerdem: Es käme nicht überraschend, wenn das MV-Agusta-Werksteam Ende der Saison aus finanziellen Gründen zusperrt. Die Entscheidung diesbezüglich fällt bis Ende September.

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