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Ellis, Kershaw, Payne & Wyssen: Die neue Generation

Von Helmut Ohner
Noch haben die erfahrenen Seitenwagen-Piloten die Oberhand, aber ihre jüngeren Konkurrenten drängen unwiderstehlich nach vorne. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wachablöse stattfinden wird.

Zwölf von 15 Rennsiege gingen dieses Jahr an die erfahrenen Seitenwagen-Piloten Markus Schlosser (49 Jahre), Tim Reeves (48) und Ben Birchall (44). Mit drei Triumphen und vielen Top-3-Platzierungen hat die junge Garde aber eindrücklich unter Beweis gestellt, dass sie definitiv auf dem Vormarsch ist und eine Wachablöse nur noch eine Frage der Zeit sein könnte.

Nachdem sie in den vergangenen Jahren der britischen Seitenwagen-Meisterschaft den Stempel aufgedrückt hatten, entschlossen sich die Champions Todd Ellis (2019) und Stephen Kershaw (2020) zum Einstieg in die Weltmeisterschaft. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte, die beiden Briten sollten an der Spitze ordentlich mitmischen.

Gleich beim ersten WM-Wochenende gab es für Ellis einen herben Rückschlag. Sein Beifahrer Charlie Richardson verletzte sich im Training zum Saisonauftakt in Le Mans und fiel für die Rennen aus. In der Französin Emmanuelle Clement, die als Zuseherin vor Ort war, wurde ein Ersatz gefunden, was sich im Nachhinein betrachtet als Goldgriff erweisen sollte.

Gleich im ersten WM-Lauf gab es für die kurzfristig zusammengewürfelte Paarung Platz 3. Am Tag darauf wurde dieses überraschende Resultat mit dem zweiten Rang sogar noch übertroffen. Dass die beiden Podiumsplatzierungen kein Zufall waren, unterstrichen Ellis/Clement auf dem Pannonia Ring, wo sie wieder als Dritte bzw. Zweite über den Zielstrich preschten.

Beim anschließenden Heimrennen in Donington düsten sie im ersten Rennen zum ersten WM-Sieg, dem sie einen dritten Platz folgen ließen. Auch bei den darauffolgenden Rennen in Assen, Rijeka und Oschersleben kamen Ellis/Clement nie schlechter als auf dem dritten Platz ins Ziel. Vor dem Finale in Estoril hatte das Paar sogar gute Chancen, Weltmeister zu werden.

Ähnlich gut verlief die erste WM-Saison für Stephen Kershaw und seinen Beifahrer Ryan Charlwood. Allerdings wurde der Schotte und sein britischer Beifahrer in den ersten fünf Läufen oftmals von technischen Problemen eingebremst, aber bereits beim zweiten Lauf in Donington sahen sie noch vor Tim Reeves/Kevin Rousseau und Ellis/Clement die Zielflagge als Sieger.

Obwohl sie wie Kollege Ellis die meisten Rennstrecken nur vom Hörensagen kannten, fanden sie sich mit den Bedingungen rasch zurecht. Bei weiteren vier Rennen landeten sie auf dem Podest und erst im allerletzten Rennen verloren sie den Kampf um WM-Rang 3 an den Finnen Pekka Päivärinta (50 Jahre) und seine niederländische Beifahrerin Ilse de Haas.

Nur durch einen glücklichen Umstand konnten Harry Payne/Mark Wilkes am WM-Finale in Estoril teilnehmen. Wenige Wochen zuvor trafen sie in Oschersleben auf den zweifachen Weltmeister Rolf Steinhausen, der ihnen nach einer kurzen Probefahrt sein Gespann anbot. Die jungen Briten dankten sein großes Vertrauen mit einem Laufsieg in Portugal.

Lukas Wyssen wartet zwar immer noch auf seine erste Podiumsplatzierung, aber mit Rang 3 im zweiten Qualifying für das WM-Finale in Estoril zeigte der Schweizer mit seinem Landsmann Thomas Hofer an seiner Seite, dass ein solches Ergebnis bei etwas Glück auch im Rennen möglich ist. Eine schlechte Reifenwahl verhinderte in Portugal aber ein Top-3-Resultat.

Ob nächstes Jahr auch Ted Peugeot in die Weltmeisterschaft einsteigen wird, hängt davon ab, ob der junge Franzose, dessen Vater Vincent im «Boot» sitzt, das Budget aufzubringen ist. Mit zwei vierten Plätzen in Le Mans sowie Assen und Platz 12 in der Endabrechnung bewies das Talent, ein großes Versprechen für die Zukunft zu sein.

Mit Peugeot (18), Ellis (27 Jahre), Wyssen (28), Payne (29) und Kershaw (34) steht eine junge Gilde an Seitenwagen-Fahrern bereit, früher oder später das Zepter von den arrivierten Fahrern zu übernehmen. Schlosser, Reeves, Päivärinta und Birchall werden allerdings nichts unversucht lassen, die Staffelübergabe so lange wie möglich hinauszuzögern.

WM-Endstand (nach 15 Rennen)
1. Markus Schlosser/Marcel Fries (CH), 328 Punkte. 2. Todd Ellis/Emmanuelle Clément (GB/F), 269. 3. Pekka Päivärinta/Ilse de Haas (FIN/NL), 218. 4. Stephen Kershaw/Ryan Charlwood (GB), 212. 5. Tim Reeves/Kevin Rousseau (GB/F), 196. 6. Lukas Wyssen/Thomas Hofer (CH), 127. 7. Bennie Streuer/Jeroen Remme (NL), 105. 8. Harry Payne/Mark Wilkes (GB) 96. 9. Tom Birchall/Ben Birchall (GB), 79. 10. Robb Biggs/Jeroen Schmitz (GB/NL), 78. 11. Claude Vinet/Melanie Farnier (F), 70. 12. Ted Peugeot/Vincent Peugeot (F), 64. 13. Kees Endeveld/Hendrik Crome (NL/D), 47. 14. Peter Kimeswenger/Kevin Kölsch (A/D), 45. 15. Janez Remse/Manfred Wechselberger (SLO/A). Ferner: 19. Josef Sattler/Luca Schmidt (D), 26.

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