Formel 1: So heißen die neuen Autos

Rückblende: Vor 20 Jahren - die Sportwagensaison 1993

Von Oliver Runschke
Noch ein Rückblick: Was passierte im Sportwagensport vor 20 Jahren? Wir blicken auf die Sportwagensaison 1993 zurück.

Die Saison 1993 markiert einen Umbruch in der Sportwagengeschichte, der Sport ist im Wandel. Die Zeit der Rennsportwagen der Gruppe C ist definitiv zu Ende, die GT-Fahrzeuge erleben eine Renaissance. Dem Sportwagensport geben die GT-Fahrzeuge neue Impulse, die Szene blüht wieder auf und die Startfelder wachsen. In Le Mans sind erstmals seit Jahren wieder GT-Fahrzeuge zugelassen und verhelfen den 24h so zu knapp doppelt so vielen Teilnehmern wie im Vorjahr. In Deutschland startet der ADAC mit dem GT Cup eine nationale Sportwagenserie.

24h Le Mans:

Nach dem Ende der Sportwagen-WM 1992 ist Le Mans das letzte Refugium für Gruppe C-Fahrzeuge. Insgesamt 21 Gruppe C, sechs neue nach dem Reglement der 3,5-Liter Totengräberformel und 15 alte nach Reglement von 1990 stehen am Start. Das Feld ist dennoch mit 47 Teilnehmern nach dem Pleitejahr zuvor (28 Starter) gut gefüllt, nachdem der Veranstalter ACO wieder GT-Fahrzeuge zugelassen hat. Für den Gesamtsieg kommen nur Peugeot mit drei zum Vorjahr leicht überarbeiteten 908 Evo und Toyota mit drei ordentlich modifizierten TS010 in Frage. Toyota kommt so stark und so gut vorbereitet wie nie zuvor nach Frankreich, die ersten Rennstunden bieten ein packendes Duell zwischen Peugeot und Toyota. Doch die Japaner haben an der Sarthe einfach kein Glück. Zwei der TS010 werden von Technikdefekten zurückgeworfen, der verbliebene wird Unfallopfer.

Peugeot feiert angeführt von Geoff Brabham, Christophe Bouchut und Eric Helary nicht nur den zweiten Sieg in Folge, sondern auch den ersten Dreifachsieg einer Marke in Le Mans seit Porsche 1982. Nach dem Triumph wechselt Peugeot-Teamchef Jean Todt zu Ferrari in die Formel 1. Der Traum, dass der Franzose die Roten wieder nach Le Mans bringt, bleibt aber bis heute unerfüllt.

Etwas länger dauert es den GT-Klassensieger festzustellen. Das nur unter Vorbehalt gestartete Siegertrio David Brabham, David Coulthard und John Nielsen wird Wochen später ausgeschlossen, da deren von Tom Walkinshaw eingesetzter Jaguar XJ 220C nicht mit dem vom Reglement vorgeschriebenen Katalysator ausgerüstet ist. Der Sieg geht so an den von Jack Leconte eingesetzte Porsche 911 (964) RSR 3.8 mit dem damaligen Porsche-Kundensportbetreuer Jürgen Barth sowie den Franzosen Dominique Dupuy und Joel Gouhier.

ADAC GT Cup

Die GT-Renaissance macht auch vor Deutschland nicht halt. Der ADAC hebt mit dem GT Cup eine deutsche GT-Meisterschaft aus der Taufe. Die Serie startet in zwei Divisionen, die Fahrzeuge werden durch das Leistungsgewicht eingestuft. BMW und Johnny Cecotto dominieren mit einem von Günther Warthofer eingesetzten M3 GTR auf Basis des E36 die Premierensaison. BMW hat den M3 GTR speziell für den GT-Cup entwickelt, der GTR trägt viele Gene des ursprünglich für die DTM 1993 vorgesehenen Klasse 1-BMW M3 in sich.

Cecotto siegt in acht von zehn Läufen und steigt nach Dauer-Gemaule der Konkurrenz beim letzten Lauf in Zandvoort sogar auf den schmalen, sonst von Sabine Schmitz gefahrenen M3 GT um – und siegt dennoch. Die beiden übrigen Laufsiege, die BMW übrig lässt, gehen in Zolder an Armin Hahne im Seikel-Honda NSX und auf dem Nürburgring an Bruno Eichmann im Roock-Porsche 911 (964) RSR 3.8. Cecotto holt sich den Titel vor Markenkollege Kris Nissen im identischen M3 GTR von Isert und Hahne.

IMSA Camel GTP Championship

In den USA erleben die Gruppe C/GTP-Boliden ihre letzte Saison, bevor dort ab 1994 die neuen, offenen World Sports Cars (WSC) Einzug halten. Toyota dominiert mit den von Dan Gurneys All American Racers gebauten Eagle Mk III ohne echte Konkurrenz die Saison. Die Japaner gewinnt endlich in Daytona und auch alle weiteren Rennen bis auf den Lauf in Road America, denn dort verzichten die Eagle auf den Start. So kommen Manuel Reuter und John Winter in Elkhart Lake zum Zug und holen mit der letzten Ausbaustufe des Joest-Porsche 962C mit Doppelheckflügel den letzten Sieg eines 962C in Nordamerika.
Der Titel geht an die Toyota-Piloten Juan Manuel Fangio III vor P.J. Jones.

24h von Spa und Nürburgring

Die 24h-Rennen in der Eifel und in den Ardennen enden 1993 mit Siegen für Porsche. In Belgien übernehmen die GT-Fahrzeuge wieder das Kommando von den Tourenwagen, allerdings sorgt die Einstufung im Vorfeld der 24h von Spa zwischen Tourenwagen und GT für viel politisches Wirr-War.

Nach dem Tod des belgischen Königs Baudouin, in seiner Funktion auch Vorsitzendes des königlich belgischen Automobilclubs RACB, wird das Rennen in Spa morgens um 07:00 Uhr vorzeitig mit der roten Flagge abgebrochen. Uwe Alzen, Jean-Pierre Jarier und Christian Fittipaldi siegen so im Porsche 911 RSR 3.8 von Roock knapp vor Harald Grohs, Michael Bartels und Yannick Dalmas.

Auf dem Nürburgring haben neuen 3,8-Liter RSR kein Glück, beide am Start stehenden Exemplare scheiden ebenso aus wie der stark eingeschätzte Warthofer-BMW M3 GTR oder ein ehemaliger DTM-Opel Omega um Volker Strycek. Der Sieg geht an Konrad Motorsport und einen Porsche Carrera RS mit Franz Konrad, Antonio de Azevedo (Hermann), Örnulf Wirdheim und Frank Katthöfer. Das Konrad-Quartett führt einen Porsche-Vierfachsieg an, erstmals belegt eine Marke auf dem Nürburgring die ersten vier Plätze.

Und sonst?

Der Porsche Supercup startet mit damals 275 PS (!) starken Carrera seine erste Saison. In einem packenden Finale holt sich Altfried Heger knapp vor Teamkollege Uwe Alzen den Titel, die beiden Kontrahenten starteten punktgleich ins letzte Rennen. Den Titel im deutschen Carrera Cup holt sich Wolfgang Land.

In den USA gewinnt Hans-Joachim Stuck die IMSA Supercar Championship, die mit Seriensportwagen ausgetragen wird, auf einem von Brumos Racing eingesetzten Porsche 911 Turbo. Ex-Formel-1-Pilot Giovanni Lavaggi entscheidet im Kremer K7 Spyder auf Basis des Porsche 962C die Interserie für sich.

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