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Targa Florio 1973: Das Ende einer Legende

Von Yörn Pugmeister
Targa Florio 1973

Targa Florio 1973

13. Mai 1973: Auf der Traditionstrecke der «kleinen» Madonie in Sizilien fuhren vor 40 Jahren zum letzten Mal Drei-Liter Sport-Prototypen um WM-Punkte – ein GT gewann.

Noch einmal waren sie angetreten, die mit den ganz großen Namen aus der Sportwagen-Welt, zur 57. Targa Florio. Noch einmal, doch alle ahnten bereits, dass es auf diesen elf Runden, auf diesen höllischen 72 Kilometern pro Umlauf, zum letzten Mal um WM-Punkte gehen würde: Ferrari mit seinen 312 P für den schnellen Arturo Merzario, Alfa Romeo mit dem 33TT3-Prototyp unter Rolf Stommelen, dahinter als Drittschnellster im Training Jacky Ickx, auch auf einem Ferrari 312 P. Als zweite Piloten, Cockpit-Partner für diese Stars, standen nicht weniger Berühmte parat: Brian Redman, Zweimal-Gewinner Nino Vaccarella und Andrea de Adamich.

Von Clay Regazzoni und Carlo Fachetti, die ihren Alfa 33TT 12 schon im Training zerstörten, nicht zu reden. Des Weiteren gab sich der schnellste Lancia Stratos mit dem V6-Ferrari-Motor für Targa- Doppelsieger Sandro Munari und Jean-Claude Andruet die Ehre. Und es gab Porsche.

Drei kleine GT gegen große Prototypen

700.000 Zuschauer sollen es damals gewesen sein, die sich auf den Naturtribünen zwischen Caltavuturo und Collesano, an der langen Küstengeraden hinter Campofelice und auf den Tribünen rund um das Fahrerlager und die Boxen in Cerda sammelten.

Dort standen auch sie, die Herren von Porsche, auf der Boxenmauer: Rennleiter Peter Falk, dessen unsäglicher Hut an nicht weniger als zehn Porsche-Triumphe in Sizilien seit Huschke von Hansteins Sieg 1956, erinnerte. Professor Dr. Fuhrmann, der Boss des Ganzen, Helmuth Bott, der legendäre Ingenieur und Norbert Singer, Jung-Techniker.

Die Waffen der Stuttgarter: Drei Carrera RSR in Martini-Farben, ein Fahrerquartett vom Feinsten: Der Holländer Gijs van Lennep und Herbie Müller, Leo Kinnunen aus Finnland und Claude Haldi, Schweizer wie «Stumpen Herbie». Dazu als Top-Reserve der Techniker Günther Steckkönig und der Italiener Giulio Pucci, der schon im Training zwei RSR demoliert hatte. Man gab sich schwäbisch-bescheiden, wohnte im Billig-Hotel Santa Lucia, erhoffte nur den Gruppe 5-Klassensieg.

Ausritte der Ferrari und Alfa Romeo

Doch es kam mehr heraus als erwartet: Nach einem Plattfuss in der ersten Runde montierte Merzario sein Ferrari-Reserverad nicht, sondern humpelte leichtsinnig auf der Felge zur Boxe, fasste ein neues Rad – um eine Runde später mit gebrochener Halbwelle auszufallen. Sein arbeitsloser Co Vaccarella weinte sehr. Und noch mehr als er hörte, dass Jacky Ickx den zweiten Ferrari ins Gelände gefahren hatte.

Zum Ärger von Alfa Romeo Technik-Titan Carlo Chiti zerstörte Andrea de Adamich den letzten, den zu diesem Zeitpunkt führenden 33 TT 3 bei einem Ausritt – und so kam es zum elften Porsche Triumph bei der Targa, einem ziemlich überzeugenden: Platz 1 für van Lennep/Müller, Platz 3 für Kinnunen/ Haldi. Sechste wurden Steckkönig / Pucci. Ziemlich munter reisten die Schwaben heim, um vier Wochen später mit dem Targa- Siegerteam in Le Mans anzutreten.

Das Maß ist voll, die Targa am Ende

Während Cerdas Bürgermeister, Signore Pasototti, noch lautstark über eine sizilianische Tragödie lamentierte, die im Falle eines Prädikat-Verlusts der Targa unweigerlich einträte, es lobend erwähnte, dass sich in der 57-jährigen Geschichte dieses Höllen-Rennens nur zwei Piloten tot gefahren hätten, nahm in der Macchia, draußen im Gelände und in den Dörfern die echte Tragödie ihren Lauf.

Giuseppe de Bono, 60, aus Montelepre, war das vorerst letzte Opfer der 57. Targa: Ihn mangelte in der siebten von elf Runden sein Landsmann Ferrucio Deiana bei Caltavuturo mit einer Alpine um. Er starb im Krankenhaus von Palermo.

Gestorben waren dort schon Sebastiano di Natale, 20, und Antonio di Scilipoti, 17, die am Morgen vor dem Rennen vom Chevron der Fahrer Bonapace/Sgarlata erwischt worden waren, als der sich auf der voll besetzten Rennstrecke nahe Cefalú beim Anmarsch zum Start in Cerda überschlagen hatte. Santi Siracusa, 19, wurde schwer verletzt ins Hospital nach Termini Inerese eingeliefert; er dürfte kaum überlebt haben. Viele andere Zuschauer gelangten mit gebrochenen Gliedern in die Krankenhäuser Siziliens – zusammen mit all’ jenen Fahrern, die sich überschlugen, deren Wagen ausbrannten.

Das Ende vom Lied

Viermal noch tobten Prototypen und GT um die wirklich legendäre, «kleine» Madonie-Rennstrecke: Von 1974 bis 1977 wurde noch gefahren, allerdings ohne WM-Status. Gérard Larrousse gewann auf einem Stratos, Nino Vaccarella holte seinen dritten Sieg auf einem Alfa Romeo. Ja, und dann war’s aus. Für alle, die nicht den diversen Versionen der späteren Targa-Kopien huldigen mochten.

Aus für alle – auch für den legendären Schuster Ciccio in Cefalú, der einst eine Stahlplatte in den rechten Schuh des Porsche-Piloten Udo Schütz montiert hatte, damit der in seinem Porsche 908/2 auf dem Weg zum Sieg ordentlich aufs Gaspedal treten konnte.

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