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Teamchef Vesa Kallio: «Titel hat keinen Beigeschmack»

Von Ivo Schützbach
Supersport-Weltmeister Sandro Cortese hat aus dem Yamaha-Team von Vesa Kallio eine der begehrtesten Adressen im 600er-Fahrerlager gemacht. «Wir sind ein kleines Team, arbeiten aber unermüdlich», sagt der Finne.

2016 sammelte das Team Kallio Yamaha mit Wildcard-Einsätzen erste Erfahrungen in der Supersport-WM, Niki Tuuli eroberte damals sensationell drei zweite Plätze.

2017 etablierte sich die Truppe um Vesa Kallio mit Sheridan Morais und Tuuli in der Weltspitze. Die beiden holten je einen Sieg und einen weiteren Podestplatz und beendeten die Weltmeisterschaft auf den Gesamträngen 4 und 7.

Sandro Cortese als ehemaliger Moto3-Weltmeister brachte Kallio Yamaha mit seinem fahrerischen Können auf das nächste Level. Nach zwölf Rennen stand der Schwabe mit seiner finnischen Crew mit zwei Siegen und acht Podestplätzen als Weltmeister 2018 fest.

Für 2019 stockt Kallio Yamaha von zwei auf drei Motorräder auf. Der Belgier Loris Cresson bleibt im Team, hinzu kommen Isaac Vinales aus der Moto2-WM und der starke Österreicher Thomas Gradinger, der in den letzten drei Supersport-Rennen 2018 als Vierter nur knapp das Podest verfehlte.

Cortese steigt als Weltmeister in die Superbike-Klasse auf und wird bei GRT Yamaha ebenso wie Teamkollege Marco Melandri eine Werks-R1 pilotieren.

SPEEDWEEK.com sprach mit Teameigentümer Vesa Kallio.

Vesa, wie lange hat es gedauert, bis du begriffen hast, was ihr letztes Jahr erreicht habt?

Das war ein erstaunliches Jahr für uns, was wir zusammen erreicht haben, ist unglaublich. Es hat länger gedauert bis mir klar war, dass wir jetzt Weltmeister sind.

Sandro wusste vor der Saison nicht, wie schnell er sein würde. Aber er war schon im ersten Rennen auf Phillip Island sehr schnell, nur am Start war er nicht gut, drum wurde er Dritter. Mir war bewusst, dass wir eine sehr gute Chance auf starke Resultate haben.

Sandro brachte viele Jahre Erfahrung im Rennsport mit, eine Moto2-Maschine ist von einem Supersport-Bike nicht so weit entfernt. Wir kennen unser Motorrad und wissen, was der Fahrer zu tun hat. Deshalb konnten wir ihm eine gute Basis stellen, aber natürlich kann man immer etwas besser machen. Sandro hat in fast allen Rennen das Maximum herausgeholt, deshalb sind wir jetzt Champion.

Wie habt ihr es hinbekommen, Cortese ein gleich gutes oder sogar besseres Motorrad hinzustellen, als es das Yamaha-Werksteam getan hat?

Wir sind ein kleines Team, arbeiten aber unermüdlich. Wir haben nicht das große Budget, wollen aber vorne fahren. Wenn wir etwas brauchen, dann müssen wir eben härter arbeiten – das haben wir getan.

Seid ihr immer davon ausgegangen, dass ihr um den Titel kämpfen könnt?

Bestimmte Erwartungen zu haben, ist immer schwierig. Aber ich wusste, dass wir eine Chance auf gute Ergebnisse hatten und vielleicht sogar Rennen gewinnen können. Wenn dir das gelingt, dann kannst du auch um den Titel kämpfen.

Nach einigen Rennen sah es gut für uns aus und uns wurde klar, dass wir eine echte Chance haben, wenn alles gut läuft.

Cortese erlebte in der Moto2-Klasse eine schwierige Zeit, in der Supersport-WM war alles neu für ihn. Trotzdem hast du immer an ihn geglaubt?

Wenn ein Fahrer Schwierigkeiten hat, dann gibt es Gründe dafür. Ich wusste, dass wir ein gutes Motorrad und Team haben, und ihn unterstützen können. Er ist ein guter Fahrer, mit dem Titel hat er das eindrucksvoll bewiesen. Manchmal braucht man auch etwas Glück – und man darf kein Pech haben.

Jules Cluzel gewann 2018 fünf Rennen, Cortese nur zwei. Sandro wurde Weltmeister, Cluzel nur WM-Dritter. Was sagt das aus?

Für mich hat das keinen Beigeschmack. Das ist, wie wenn du das Qualifying mit dem Rennen vergleichst. Im Qualifying brauchst du nur eine schnelle Runde, das Rennen musst du zu Ende fahren. So ist das auch in einer Meisterschaft, du musst immer Punkte sammeln. Sandro hat dies das ganze Jahr über gemacht.

Er war auf vielen Strecken der schnellste Fahrer, strauchelte aber in einigen Rennen. Das hatte etwas mit seinem Fahrstil zu tun. Sein weicher und runder Stil kommt von der Moto2-Maschine, Cluzel hat mit dem Supersport-Bike viel mehr Erfahrung. Wir wussten, dass er sehr stark sein würde, trotzdem waren wir im freien Training oder sogar im Qualifying öfter mal schneller. Sandro konnte in einigen Rennen nicht überholen. In Assen, Brünn und Imola war er sehr schnell, kam aber nicht vorbei. Wir machten uns deshalb viele Gedanken, wie wir unser Motorrad anpassen können, damit ihm das Überholen leichter fällt. Wir fanden einiges und standen die letzten drei Rennen gut da.

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