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Ken Roczen (Suzuki): «Es gibt ein verdammtes Limit»

Von Johannes Orasche
Supercross-Star Ken Roczen erlebte am Samstag in der Etihad-Arena von Abu Dhabi einen schmerzhaften Renntag und wurde bei der Supercross-WM von schwerem Jetlag geplagt.

Der Renntag beim WSX in Abu Dhabi brachte zahlreiche Kuriositäten für Ken Roczen. Der Deutsche musste nach einer verpatzten Qualifikation aus Reihe 2 starten, weil das Gatter nur zehn Startplätze bot. Auf der engen Piste war dies ein fast nicht wettzumachender Nachteil.

Vince Friese, normalerweise kein Herausforderer für den Thüringer, wurde auf dem engen Kurs im Arenacross-Format zu Roczens Angstgegner. Als Roczen im ersten Lauf bei der Attacke auf Friese in einer Rechtskurve zu Boden ging, einen Strohballen touchierte und das Motorrad auf ihn fiel, handelte er sich heftige Prellungen an der Innenseite seines rechten Fußes und am Rist ein.

Der Fuß war bereits am Samstagabend teilweise blau und stark angeschwollen. Mit diesem Handicap erkämpfte sich KR94 in den restlichen beiden Rennen trotzdem einen Sieg und Platz 3. Sein Handicap war aber schon vom Beginn an der Jetlag.

«Ich war noch nie in meinen Leben derart müde», stöhnte der 29-Jährige. «Der dritte Tag ist immer der schlimmste. Ich war so müde, dass ich kurz ins Hotel ging und ein Schläfchen machte. Ich habe dann fast die Eröffnung versäumt. Ich war gestresst und habe mich von allen Übersee-Rennen diesmal klar am schlechtesten gefühlt.»

«Mein Heat-Race war ziemlich mies. Im ersten Rennen habe ich dann aber gute Manöver gezeigt», ergänzte Roczen. Dann folgte der Crash am Hinterrad von Friese in der letzten Runde. «Mein Bein wurde eingezwickt und ist dann im Stiefel angeschwollen. Es war hart, im zweiten Lauf überhaupt wieder zu starten. Ich habe Tabletten genommen, die haben etwas geholfen. Vor dem letzten Lauf habe ich am Start unter dem Helm gebrüllt, damit das Adrenalin wieder hochkommt. Ich hatte dann am Ende den meisten Spaß und endlich eine freie Piste. Aber schon nach dem ersten Start mit überall gestürzten Fahrern und Motorrädern dachte ich, ich muss da irgendwie rauskommen. Das hatte nichts mit einem wirklichen Supercross zu tun.»

Zur Fahrweise von Friese meinte Roczen: «Ich habe mich nicht beklagt. Aber wenn man hört, wie sauer die Leute sind auf Friese... Okay, ich habe nichts gegen enge Kämpfe und Duelle Lenker an Lenker. Aber an einem gewissen Punkt gibt es ein verdammtes Limit. Ich konnte mich ganz gut raushalten, aber ich habe noch nie so viele wilde, enge Situationen gesehen – Körper, die links und rechts rumliegen, und Bikes, die umherfliegen.»

Nach dem durchwachsenen Abend trat Roczen sofort den Rückflug in die USA an. Er hat jetzt in der Tabelle der WSX fünf Punkte Rückstand auf den US-Amerikaner Joe Savatgy. Der ehemalige Kawasaki-USA-Werksfahrer konnte sich still und heimlich mit den Rängen 1, 4 und 2 an die WM-Spitze setzen.

Das Finale der Serie steigt Ende November in Melbourne in Australien. Davor ist Roczen noch am 18. November beim Supercross in Paris engagiert.


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