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Unerwarteter Rücktritt: Scott Deroue bereut nur eines

Von Ivo Schützbach
Scott Deroue setzt im Leben neue Prioritäten

Scott Deroue setzt im Leben neue Prioritäten

Obwohl Scott Deroue der nach Siegen und Podestplätzen erfolgreichste Fahrer der Supersport-300-Klasse ist und die Weltmeisterschaft die letzten vier Jahre in den Top-3 abschloss, fand er für 2021 keinen Job.

Seit 2010 war Scott Deroue international unterwegs und fuhr die ersten vier Jahre in der IDM und dem Red Bull Rookies Cup. Den Cup beendete er 2012 hinter Florian Alt als Zweiter, den Sprung in die Moto3-WM schaffte er mit dem Team RW Racing aber erst 2014 und blieb damals punktelos.

2015 fuhr der Niederländer Moto3 in der Britischen Meisterschaft und wurde mit Redline KTM Meister. 2016 trat er erneut in Großbritannien an und fuhr für das Team Tsingtao MV Agusta in der Klasse Superstock 600.

Nach diesen beiden Jahren wechselte Deroue 2017 in die damals neue Supersport-300-WM, in welcher er sich sofort als Spitzenfahrer etablierte. In den folgenden vier Jahren eroberte er in 39 Rennen 20 Podestplätze, darunter sechs Siege, und die WM-Ränge 3, 3, 2 und 2.

Ebenfalls sechs Siege fuhr ansonsten nur Ex-Weltmeisterin Ana Carrasco ein; die Statistik von Top-3-Ergebnissen führt Deroue vor der Spanierin mit großem Vorsprung an.

Trotzdem fand der 25-Jährige für 2021 kein Team und hat soeben seinen Rücktritt erklärt. SPEEDWEEK.com verriet er alle Hintergründe.

Scott, weshalb hast du dich zum Rücktritt entschlossen?

Mein Vertragsangebot für 2021 von MTM Kawasaki war nicht so gut und ich lehnte es ab. Es war nicht so gut, wie ich als Vizeweltmeister erwartet hätte.

Aber ich verstehe das Team, wegen Corona mussten sie eine Wahl treffen. Und ich lehnte eben ab, was sie mir anboten. Gleichzeitig wollte ich aber auch für kein anderes Team in der 300er-Klasse fahren, viele haben mich gefragt. Es war aber nichts Interessantes dabei. Nichts, was ich unbedingt tun wollte. Also ziehe ich es vor, aufzuhören.

Ich hatte eine großartige Zeit und bin 18 Jahre Rennen gefahren. Für mich ist alles gut: Ich hatte einige hervorragende Ergebnisse, durfte für großartige Teams fahren und mit guten Leuten arbeiten. Damit bin ich glücklich.

Hast du nie in Betracht gezogen, Supersport-WM zu fahren oder zurück in die Moto3-WM zu gehen?

Ich wollte Supersport fahren, aber das ist zu teuer, es gab keine Möglichkeit. Mir wäre die IDM oder BSB geblieben. Ich fragte mich selbst, ob ich das will – und beantwortete es mit nein. Auch dort hätte ich viel Geld und Zeit investieren und großen Aufwand betreiben müssen.

Ich hatte ein paar großartige Jahre in der Weltmeisterschaft, in BSB, Moto3 und im Rookies-Cup, das reicht mir. Jetzt konzentriere ich mich in meinem Leben auf neue Dinge.

Wie genau sehen diese aus?

Seit ungefähr fünf Jahren coache ich Kinder, die Minimoto fahren. In der Richtung werde ich mehr machen. Außerdem gehe ich arbeiten und erledige bei der Gartengestaltung alles, was mit Steinen zu tun hat. Ich habe weitere Pläne, die ich aber noch nicht öffentlich machen möchte.

Bereust du etwas in deiner Karriere?

Rückblickend hat mir ein Coach gefehlt, jemand, der mir erzählt, wie ich fahren muss. Mein Vater war immer dabei und hat mir sehr geholfen, er weiß auch viel über den Rennsport. Letztlich brauchst du aber jemanden, der Rennen fuhr. Hätte ich so jemanden gehabt, hätte ich viel besser sein können, als ich es wurde.

Das ist das Einzige. Ich hatte über die Jahre immer sehr gute Leute an meiner Seite, mit denen ich sehr glücklich war und die mir viel Arbeit abgenommen haben. Und ich hatte gute Sponsoren.

Abgesehen von den Werkspiloten müssen heute beinahe alle Budget zum Team mitbringen, um fahren zu dürfen. Ist das der richtige Weg?

Das ist einer der Gründe, weshalb ich zurücktrete. Es geht nur noch ums Geld, und nicht darum, wie gut du bist. Es gibt viel Politik und zum Beispiel ein Fahrer aus Indonesien braucht einen Platz.

Aber damit komme ich klar. Ich hatte gute Jahre und kann mich glücklich schätzen, dass ich diese haben durfte. Ich habe zwei Monate über meinen Rücktritt nachgedacht und dann entschieden, es durchzuziehen. Danach fühlte ich mich befreit.

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