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Ken Roczen: KTM hat nur eine Woche für den Vertrag

Von Günther Wiesinger
Der Vertrag von Motocross-Star Ken Roczen mit KTM läuft am Saisonende aus, der Ex-Weltmeister aus Deutschland wird besonders von Suzuki heftig umworben.

Wie präsentiert sich die Situation? Pit Beirer, Head of Motorsports bei KTM, hat SPEEDWEEK.com auf den neuesten Stand über den 20-Jährigen gebracht.

Pit, KTM will sich Supercross-Star Ken Roczen von der Konkurrenz nicht ohne weiteres wegschnappen lassen. Richtig?

Die Verhandlungen sind vertagt. Denn die Verträge sind so gestaltet, dass KTM bis 1. September die Fäden in der Hand hat, bis dahin haben wir die Option.

Danach wird es mal ein sehr kurzes Zeitfenster von einer Woche geben, das eine sehr heiße Phase wird. Darauf bereiten wir uns vor.

Es ist kein Geheimnis: Mittlerweile geht es darum, dass Suzuki sehr stark mit Ken verhandelt und mit ihm liebäugelt. Auf der andern Seite gibt es KTM, und wo Ken 2015 fahren wird, wird sich erst Anfang September entscheiden. In den nächsten Wochen ist zu diesem Thema keine endgültige Entscheidung zu erwarten. Weder von einem noch vom andern Lager. Aber wir bereiten uns auf einen heißen Herbst vor.

Welche Argumente hat KTM, die Ken Roczen überzeugen könnten? Kannst du ihm eine Zukunft in der Moto3-WM anbieten?

Nein, aber wir haben das beste Motorrad. Wenn er Champion werden will in Amerika, muss er bei uns bleiben.

Will er nicht eines Tages in den Straßensport umsteigen – wie Jean-Michel Bayle?

Nein, das glaube ich nicht bei Ken. Der Ken ist ein Motocross-Fahrer durch und durch. Ein Supercross-Fahrer, der sich im Stadion und in Amerika extrem wohlfühlt. Ich war letzte Woche drüben. Wenn du in New York vor 70.000 Zuschauern so ein Rennen gewinnst, diese Atmosphäre, das ist für einen Motocross-Fahrer schon etwas ganz Spezielles.

Bei Ken ist es definitiv so, dass er nicht mit anderen Sportarten liebäugelt, er redet auch nicht vom Autorennfahren oder vom Straßenrennsport. Er möchte in Amerika Supercross-Champion werden. Und er ist auf einem sehr guten Weg dahin. Er hat Sonntagfrüh die Meisterschaft als Dritter beendet. Er hat das beste Ergebnis eines Rookies nach Dungey 2010 in der Hauptklasse erzielt. Er wird seinen Weg dort machen.

Wir müssen ihm keine Moto3-Angebote vorlegen, sondern wir müssen ihm das beste Supercross-Motorrad anbieten. Und natürlich sind die Fahrergehälter in dieser Klasse in diesem Jahr wieder explodiert, nachdem sie während der Krise eingeschränkt worden sind. Auch das wird für uns ein schwieriges Thema sein. Diese Zahlen zu stemmen, die da im Moment im Umlauf sind, das wird keine Kleinigkeit für KTM. Es ist eine schwierige Phase.

Ken Roczen ist ungeheuer populär. Was zeichnet ihn aus? Am Erfolg allein kann es ja nicht liegen.

Der Ken ist der das deutsche Wunderkind, das nach Amerika ausgewandert ist und dort seinen Traum verwirklicht.

Und er macht nicht die Fehler, die andere Stars vor ihm gemacht haben. Er erzählt nicht dauernd: Das Essen bei euch ist schlecht, ich bin eigentlich Europäer, aber ich will euch Amis zeigen, wie man Motorrad fährt.

Er ist rübergekommen und hat gesagt: Ich will mit euch gemeinsam Rennen gefahren, und ich will gewinnen. Mir gefällt es hier, ich lebe hier. Er geht Jetski fahren, er lebt in Amerika richtig auf, er genießt das, er lässt die Fans an seinem Leben teilhaben, er ist auf Twitter und auf Facebook sehr aktiv, er spielt mit dem Publikum, er lacht in die Kameras, er redet ausgezeichnet Englisch. Der Bursche bringt vieles mit, was ihn beliebt macht.

Er ist in Europa in kurzer Zeit zu einem Star geworden, und er ist jetzt in Amerika eigentlich ein richtiger Star geworden. Und er hat natürlich auch in Europa und in Deutschland sein Publikum behalten, das alles über ihn wissen will.

Ich entnehme deinen Worten: Wenn Ken wegginge, würde dein Herz bluten?

Auf jeden Fall. Der Ken Roczen ist ein Fahrer, den wir sicher nicht gern verlieren würden. Zumal er sehr jung war, als er zu uns gekommen ist, wir haben einen MX2-WM-Titel miteinander gewonnen, wir haben einen Supercross-Titel miteinander, er ist dieses Jahr in Amerika mit der 450er auf dem Podium. Wir haben viel erlebt miteinander, wir haben gemeinsam viel gearbeitet.

Es ist natürlich ein Schaden, wenn ein Fahrer mit anderen Firmen liebäugelt, wenn er auf dem Topniveau angekommen ist. Das ist ja fast, wie wenn deine Frau ständig einem anderen schöne Augen macht. Das ist natürlich nicht super angenehm. Aber man muss das in diesem Sport einfach akzeptieren.

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