Valentino Rossi sucht das Glück

Deutschland-Sieger Tänak: «Fantastisches Wochenende»

Von Toni Hoffmann
Ott Tänak/Martin Järveoja gewinnen mit dem Ford Fiesta WRC die WM-Rallye Deutschland, Sébastien Ogier/Julien Ingrassia fahren im Fiesta WRC auf Rang drei und die alleinige Führung in der Fahrerwertung zurück.

Mit ihrem Ford Fiesta WRC haben die Esten Ott Tänak/Martin Järveoja am Sonntag die Rallye Deutschland gewonnen, den zehnten von 13 Läufen zur Rallye Weltmeisterschaft. Die Titelverteidiger Sébastien Ogier/Julien Ingrassia erreichten das Ziel am Bostalsee nach 21 Wertungsprüfungen (WP) über mehr als 300  Kilometer auf dem dritten Rang. Damit übernahmen die amtierenden Weltmeister mit ihrem Turbo-Allradler, der auf dem in Köln produzierten Erfolgskleinwagen basiert, wieder die alleinige Führung in der Fahrerwertung.

Ihr Team M-Sport baute seinen Vorsprung in der Hersteller-WM auf nunmehr  64 Punkte aus. Auch in der WRC 2-Kategorie siegte ein Ford Fiesta: Èric Camilli/Benjamin Veillas fuhren mit ihrem R5-Fahrzeug bis auf den zehnten Gesamtrang vor. Insgesamt gelang fünf Ford Fiesta der  Sprung in die Top 10. Julius Tannert aus Zwickau sicherte sich am  Steuer seines frontangetriebenen Fiesta R2 erstmals einen Laufsieg in der Junior-WM.

Tolle Teamleistung

«Jeder bei uns im Team ist extrem glücklich - dieses Ergebnis ist die Belohnung für die harte Arbeit der vergangenen Wochen. Wir wussten, dass wir konkurrenzfähig genug für ein starkes Resultat sein würden, aber mit diesem Ausgang hat niemand gerechnet», freut sich M-Sport-Chef Malcolm Wilson. «Ott hat die Gesamtwertung gewonnen, Èric Camilli die WRC 2 und Julius Tannert die WRC 3 - mehr kann ich  kaum verlangen. Bis heute war die Rallye Deutschland der einzige WM-Lauf im aktuellen Kalender, den wir noch nie für uns entscheiden  konnten. Jetzt ist auch diese Aufgabe erledigt und wir führen sowohl  in der Fahrer- als auch in der Herstellerwertung wieder beide Weltmeisterschaften an. Dennoch lassen wir jetzt die Dinge nicht schleifen. Noch stehen drei WM-Rallyes aus, und wie wir an diesem  Wochenende gesehen haben, kann viel passieren.»

Nach ihrem ersten WM-Laufsieg bei der Schotter-Rallye Italien haben die beiden Esten bewiesen, dass mit ihnen fortan auch bei Asphalt-Veranstaltungen zu rechnen ist. Der Ford Fiesta WRC mit der  Startnummer 2 führte die Rallye Deutschland nach 16 der 21 Wertungsprüfungen an, zugleich setzte Ott Tänak auf fünf WP die Bestzeit und überzeugte darüber hinaus mit einer cleveren Herangehensweise. Speziell auf der verregneten Freitagsetappe trafen sie die perfekte Reifenwahl und fanden bei den wechselhaften Bedingungen in einen sehr guten Rhythmus. In der Fahrerwertung rückten Tänak/Järveoja bis auf 16 Punkte an den Zweitplatzierten heran.

«Dies war eine wirklich schwierige Rallye, aber wir haben uns keinen Fehler erlaubt», erläutert Tänak. «Nach unserem Sieg auf Schotter konnten wir jetzt auch eine Asphalt-Rallye gewinnen - damit gibt es keinen Grund mehr, warum wir fortan nicht bei jedem WM-Lauf um den ersten Platz kämpfen sollten. Unser Fiesta WRC funktionierte am gesamten Wochenende fantastisch, das Fahren machte enormen Spaß. Bereits am Freitag haben wir mit einer guten Reifenwahl die Weichen gestellt, danach konnten wir unsere Führung kontrollieren. Unser zweiter WM-Laufsieg fühlt sich sehr gut an. Wenn wir bei den drei noch ausstehenden Rallyes so weitermachen, dann müssen die Jungs vor uns in der Fahrerwertung noch mit uns rechnen.»

Die amtierenden Weltmeister fuhren bei der Rallye Deutschland zum siebten Mal in dieser Saison auf das Podium und übernahmen dank dieser konstanten Vorstellung erneut die alleinige Führung in der  Fahrertabelle.

«In Sachen Titelverteidigung lief das Wochenende für uns gut, wir liegen mit 17 Punkten Vorsprung wieder vorn - das ist das  wichtigste», so Ogier. «Dennoch wäre es natürlich auch schön gewesen, wenn wir um den Sieg hätten mitkämpfen können. Aber die Rallye begann am Freitag für uns schlecht, das Set-up passte nicht für die  Weinbergstraßen und vermutlich haben wir auch zu den falschen Reifen gegriffen. Wir wussten, dass die Regenpneus von Michelin gut funktionieren, aber wir hatten mit ihnen zu wenig Erfahrung und wollten mit Blick auf die Fahrerwertung keine so großen Risiken eingehen. Als Thierry Neuville dann ausgefallen war, gab es erst recht keinen Grund mehr, zu viel zu riskieren.»

Elfyn Evans und Daniel Barritt lieferten eine konzentrierte und kontrollierte Vorstellung ab, die sie im Kampf mit Juho Hänninen und Craig Breen bis auf Rang vier der Gesamtwertung führte. Auf der Sonntagsetappe vermissten sie aber etwas Grip und mussten sich mit  Position sechs zufrieden geben.

«Dies war nicht das beste Wochenende für uns, aber so laufen die Dinge eben manchmal», erklärt der Waliser. «Wir konnten immer wieder mit guten Zeiten aufhorchen lassen und haben in jeder einzelnen Wertungsprüfung angegriffen, aber die Bedingungen wechseln sich bei dieser Rallye ständig ab - damit sind wir ehrlich gesagt nicht so gut klargekommen. Dennoch können wir feststellen: Seit der vorherigen Asphalt-Rallye auf Korsika haben wir gute Fortschritte erzielt.»

Erster Laufsieg in der Junior-WM für Julius Tannert/Jürgen Heigl

Julius Tannert aus Zwickau hat sich mit seinem österreichischen Beifahrer Jürgen Heigl bei der Rallye Deutschland einen Traum erfüllt und mit dem gut 185 PS starken Ford Fiesta R2 erstmals einen Lauf der Junioren-Weltmeisterschaft gewonnen. Der junge Sachse war mit ehrgeizigen Zielen in seine Heimveranstaltung gestartet, musste aber am ersten Tag nach kleineren Problemen zunächst noch Federn lassen. Am Samstagmorgen kämpfte sich Tannert dank einer schnellen und fehlerfreien Fahrt über die berühmte, extrem anspruchsvolle und 42 Kilometer lange Wertungsprüfung «Panzerplatte» auf den ersten Platz der Junior-WM vor. Anschließend gab der 27-Jährige diese Führung nicht mehr ab und sicherte sich den Klassensieg. Gleichzeitig gewann er die WRC 3-Wertung für Fahrzeuge mit nur zwei angetriebenen Rädern.

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