M-Sport - vom bescheidenen Underdog zum starken King
Bislang wurde M-Sport nach dem offiziellen Ausstieg von Ford 2013 in der Königsklasse mehr oder weniger als Underdog gehandelt, was auch an der Struktur als Privatteam mit begrenzten finanziellen Mitteln lag. Das Geld, um große Stars zu ködern, hatte Malcolm Wilson eigentlich nicht, bis Ende 2016. Der Rückzug von Volkswagen wurde für Wilson zu einem Glückstreffer. Er konnte den danach arbeitslosen vierfachen Weltmeister Sébastien Ogier für sein Team gewinnen. Wie er das geschafft hat, bleibt wohl für immer sein Geheimnis.
Die Verpflichtung von Ogier neben Ott Tänak und Elfyn Evans für die drei neuen Ford Fiesta WRC 2017 war der Grundstein für eine in der Rallye-Weltmeisterschaft einzigartige Erfolgsstory. Beim vorletzten WM-Lauf auf der britischen Insel, fast schon vor der Haustür von M-Sport, kam die Krönung. Ogier wurde zum fünften Mal in Folge Weltmeister, M-Sport gewann als Privatteam gegen die Werksteams von Citroën, Hyundai und Toyota die Herstellerwertung und Ogiers Co-Pilot Julien Ingrassia wurde bester Bestfahrer. Für Ford war es auch ohne direkte Unterstützung der erste Titel nach zehn Jahren. M-Sport war quasi das erste Privatteam als Titelgewinner. Der geneigte Leser würde jetzt einwerfen, dass Sébastien Loeb 2006 mit dem belgischen Kronos-Team die Weltmeisterschaft gewann. Hier sei aber angemerkt, dass das Kronos-Team die uneingeschränkte Unterstützung von Citroën erhielt.
Harte für Champion Ogier
Doch für Ogier, der mit Volkswagen ohne größere Anstrengung die WM von 2013 bis 2016 dominierte, Sieg an Sieg reihte und so ohne größeren Druck Weltmeister wurde, war es eine harte Saison. Der 33-Jährige musste diesmal richtig kämpfen, weil mit dem neuen Technischen WM-Reglement auch die Konkurrenz stärker war. Immerhin erzielten alle vier Teams mindestens zwei Siege. Sieben verschiedene Fahrer gewannen. Die Saisonbilanz von Ogier, der für Tänak und Evans ein großer Mentor war, liest sich mit nur zwei Siegen im Vergleich zu den Vorjahren eher bescheiden. Doch seine Podiumsplatzierungen brachten letztlich die Punkte für den fünften Titelgewinn.
Während der Vizeweltmeister Thierry Neuville mit vier Triumphen der siegreichste Fahrer war, schaffte M-Sport mit seinen Piloten nicht nur bei jeder Rallye einen Platz auf dem Podium, sondern auch fünf Einzelsiege. Ogier gewann den Auftakt in Monte Carlo und in Portugal. Tänak erzielte auf Sardinien seinen ersten WM-Sieg, der zweite Volltreffer folgte in Deutschland, und Evans debütierte in der Siegerliste just bei seinem Heimspiel in Wales.
Nicht unerwähnt darf hier auch das Pech des Titelrivalen Hyundai bleiben. Das nahe Frankfurt ansässige WM-Team des südkoreanischen Automobilherstellers Hyundai brach zur Saisonmitte stärker ein und verlor dadurch den direkten Anschluss an M-Sport und Neuville an Ogier.
Das Wilson-Fazit
Das Fazit der für M-Sport erfolgreichsten Saison zieht der Chef Malcolm Wilson. «Das gesamte Team hat in dieser Saison einen unglaublich tollen Job gemacht. Plätze eins, drei und fünf in der Gesamtwertung der Fahrer-WM spiegeln die herragende Konstanz und Leistung unserer gesamten Mannschaft wider. Es ist uns gelungen, mit dem Ford Fiesta WRC ein Auto auf die Räder zu stellen, das auf jedem Untergrund und bei allen Bedingungen konkurrenzfähig ist. 13 Podiumsplatzierungen bei 13 Läufen, das ist eine Hausnummer.»
Wilson darf auch 2018 auf die Leistungen von Sébastien Ogier bauen. Sie haben ihre Zusammenarbeit am Dienstag, 28. November 2017, für die nächste Saison verlängert, auch ohne sichtbare größere Unterstützung durch Ford. Evans wird den zweiten Ford Fiesta WRC pilotieren. Der Name des Piloten für den dritten Ford Fiesta WRC wird später bekannt gegeben.
Doch M-Sport ist im Automobilsport mehrspurig engagiert. Wie in diesem Jahr wird auch 2018 die Junior-WM wieder mit den identischen Ford Fiesta R2, die in der polnischen Dependance von M-Sport vorbereitet werden, ausgetragen. Auf der Rundstrecke kommt in der Blancpain GT Serie der dort eingesetzte Bentley aus der Schmiede von M-Sport.