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Deutschland: Mythos «Panzerplatte» auf Baumholder

Von Toni Hoffmann
Keine Frage: Die «Panzerplatte» auf dem Nato-Übungsplatz Baumholder ist seit Jahrzehnten das deutsche Rallye-Mekka, sie ist beim deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft ebenso beliebt wie gefürchtet.

Die Panzerplatten-Prüfungen der ADAC Rallye Deutschland: Warum sie die Fans lieben und die Fahrer fürchten. Berühmt-berüchtigte Wertungsprüfungen auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, neuer Rallye-Samstag für noch mehr Zuschauerfreundlichkeit, Panzerplatten-Prüfungen mit neuer Streckenführung für noch mehr Abwechslung.

Die ADAC Rallye Deutschland hat viele Schauplätze und Highlights. Ein Fixstern des deutschen WM-Laufs ist der Truppenübungsplatz Baumholder mit seinen berühmt-berüchtigten Panzerplatten. Auf dem Militärgelände im südlichen Hunsrück warten in diesem Jahr (22.-25. August) über 100 anspruchsvolle Rallye-Kilometer auf Weltmeister Sébastien Ogier und seine WM-Kollegen.

Als Neuerung finden alle vier Wertungsprüfungen (2x WP Arena Panzerplatte, 2x WP Panzerplatte) geschlossen am Samstagnachmittag statt: Das erste Fahrzeug wird um 15:08 Uhr auf die Strecke gehen und am Abend startet der letzte Durchgang um 19:41 Uhr. Dazwischen gibt es abseits des Geländes keine anderen Wertungsprüfungen, so dass die Besucher deutlich weniger pendeln müssen und an einem Ort maximale Action geboten bekommen.

Ebenfalls neu ist die Streckenführung auf dem Truppenübungsplatz: Fast alle Abschnitte werden im Vergleich zum Vorjahr in entgegengesetzter Richtung gefahren. Die Teams stellt das vor neue, spannende Herausforderungen, da alle Strecken im Recce neu einstudiert und aufgeschrieben werden müssen. Für die Fans bedeutet das noch mehr Abwechslung. Ihren legendären Ruf verdankt die Panzerplatte mehreren Faktoren. Hier einige Erläuterungen, die dem Mythos Panzerplatte nachspüren.

Das Areal

Das knapp 12.000 Hektar große Gelände ist ein Übungsplatz für deutsche und internationale Truppen und daher für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich. Das weitläufige Gelände ist durchzogen von einem verzweigten Wegenetz, das nahezu unendlich viele Streckenkombinationen ermöglicht.

Die Atmosphäre

Bei der ADAC Rallye Deutschland herrscht auf dem Truppenübungsplatz Festival-Atmosphäre. Tausende Fans pilgern zu den verschiedenen Zuschauerzonen und Hotspots wie zum Beispiel der Sprungkuppe Gina. Im Bereich Panzerplatte Turm, dem höchsten Punkt des Areals, haben die Fans einen perfekten Überblick. Hier befindet sich 2019 der Zielbereich der WP Arena Panzerplatte. Zum besonderen Flair der Panzerplatte trägt auch das attraktive Rahmenprogramm bei - mit Live-Übertragungen auf Großbild-Leinwänden, Gewinnspielen, Promotionsstände und vielen weiteren Attraktionen mehr.

Der Charakter

Die Prüfungen auf dem Truppenübungsplatz sind ein ultimativer Härtetest. Insbesondere die lange Panzerplattenprüfung, die in diesem Jahr 2x 41,17 Kilometer misst, ist ein echter Stresstest, der die Reifen der WRC-Boliden ebenso fordert wie die Konzentration der Piloten. Was den Pneus so zusetzt, ist der Belag-Mix: Meist geht es über die namensgebenden Panzerplatten aus purem Beton und groben Steinen. Daneben gibt es zahlreiche Stellen mit sehr rauem Asphalt.

Die Hinkelsteine

Die Wege auf dem Militärgelände sind gesäumt von großen Steinbrocken. Die ursprüngliche Aufgabe dieser sogenannten Hinkelsteine ist es, Panzer zu stoppen. Bei der ADAC Rallye Deutschland zwingen sie die Rallye-Piloten zu einer sehr exakten Fahrweise, denn selbst kleinste Fehler können hier große Folgen haben. Viele Rallye-Stars mussten schon unliebsame Bekanntschaft mit den soliden Wegmarken machen, was im Verlauf der Jahre unter anderem dazu geführt hat, dass Rallye-Fans auf der ganzen Welt das deutsche Wort «Hinkelstein» kennen.

Die Gina

Obwohl die WP Arena Panzerplatte in diesem Jahr fast komplett in umgekehrter Richtung gefahren wird, geht es natürlich auch wieder über die legendäre «Gina», einen der beliebtesten Fotopunkte der gesamten ADAC Rallye Deutschland. An der Sprungkuppe heben die WRC-Boliden zu spektakulären Flügen von gut 40 Metern Länge ab.

Die Dramen

Auf dem Truppenübungsgelände spielen sich immer wieder packende Szenen ab, die oftmals vorentscheidend sind für den Gesamtsieg bei der ADAC Rallye Deutschland: 2017 schied Thierry Neuville zu Beginn der ersten kurzen Panzerplatten-Prüfung mit einer gebrochenen Radaufhängung aus - ein herber Rückschlag im WM-Duell mit Sébastien Ogier, das der Belgier schlussendlich auch verlor. 2012 konnte Ott Tänak die ersten beiden Wertungsprüfungen des Samstagnachmittags gewinnen, doch auf der Panzerplatte traf er einen Hinkelstein, der seine Serie abrupt beendete. 2011 dominierte Sébastien Loeb das Geschehen bis zur zweiten Panzerplatten-Prüfung, wo er sich einen Reifenschaden einhandelte. Der Deutschland-Seriensieger verlor seine Führung und der Weg war frei für Ogiers ersten Sieg bei der ADAC Rallye Deutschland. Einen der legendärsten Unfälle auf dem Truppenübungsplatz hatte Petter Solberg im Jahr 2004, der in Deutschland als amtierender Weltmeister unterwegs war und bei vollem Tempo einen Hinkelstein traf.

Die Besten

Seit der WM-Premiere im Jahr 2002 wurden auf dem Truppenübungsplatz Baumholder insgesamt 62 Wertungsprüfungen absolviert - von kurzen Sprints ab ca. 3 Kilometer Länge bis hin zu wahren Marathons von knapp 50 Kilometern. Mit insgesamt 15 Prüfungssiegen ist Sébastien Loeb der unumstrittene «König der Panzerplatte». Der amtierende Weltmeister Sébastien Ogier liegt mit insgesamt neun Panzerplatten-Bestzeiten auf dem zweiten Platz, knapp vor Dani Sordo, der es auf acht Siege bringt, und vor Marcus Grönholm und Jari-Matti Latvala mit jeweils sieben Siegen. Sowohl Thierry Neuville als auch Ott Tänak konnten bislang erst jeweils einen Sprintsieg zwischen den Hinkelsteinen feiern.

 

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