Valentino Rossi sucht das Glück

Monte Carlo 2009: Debüt-Sieg für den Novizen Ogier

Von Toni Hoffmann
Bei der 77. Rallye Monte Carlo 2009 sorgte der bislang eher unbekannte Sébastien Ogier im Peugeot 207 S2000 mit seinem Sieg für reichlichen Lesestoff und einen riesigen Karrieresprung.

Nun war sie wieder da – die berühmte «Nacht der langen Messer», das signifikante Merkmal der Rallye Monte Carlo. Nach einer 13jährigen Pause wurde die bekannteste Prüfung der Welt, der Col de Turini, wieder in der Nacht gefahren. Es schien, als habe es diese von der FIA verordnete Pause, Nachtprüfungen sind in der WM nicht erlaubt, nie gegeben. Alles war wie früher. Party-Stimmung pur, mit Böllern, bengalischen Lichtern, einem Fahnenmeer und einer unübersehbaren Menge frierender Zuschauer an der verschneiten Piste. Zuletzt wurde der Col de Turini 1996, als die Monte nur zur kurzlebigen Zweiliter-WM zählte, in der Nacht überquert. Der die letzte Nacht-Bestzeit markierte war ein gewisser César Baroni im Gruppe A-Subaru Impreza.

Der 25jährige Junioren-Weltmeister Sébastien Ogier war bei seiner Peugeot-Jungfernfahrt, die ihm die Jury des BFGoodrich Driver-Teams als Gewinner im Cockpit des 207 S2000 spendierte, und bei seiner ersten Monte als Spitzenreiter zum Col gestartet. Der junge Mann aus der Nähe von Gap überliess jedoch die Turini-Bestzeit seinem Markenkollegen Stéphane Sarrazin. Mit dieser Taktik der bewussten Zurückhaltung, den Kontakt zu seinen Verfolgern aber nicht abreissen zu lassen, fuhr er einen historischen Sieg ein, den Debüt-Triumph bei der erstmals zur Intercontinental Rally Challenge (IRC) zählenden Monte, nach 31jähriger WM-Zugehörigkeit. Es war der Sieg eines Novizen – erster Start beim Rallye-Klassiker, erster Einsatz des von Citroën geförderten Piloten im 207 der PSA-Schwester Peugeot, die erste IRC-Rallye. Und wieder ein Super-Séb als Sieger.

Der «Nobods» aus Gap

«Ich bin sehr glücklich», jubelte der 77. Monte-Sieger. «Es war eine sehr schwierige Rallye. Zum Schluss bin ich sehr vorsichtig gefahren, weil ich den Sieg nicht wegwerfen wollte.» Sieben Tage vor dem Start hatte er den Peugeot erstmals testen können, was diesem Sieg eine besondere Würze verleiht. 1:43,6 Minuten betrug nach 14 Prüfungen mit sehr unterschiedlichen Beschaffenheiten – eben typisch Monte – sein Vorsprung auf seinen Kronos-Teamkollegen Freddy Loix, der im Gegensatz zu ihm die gesamte IRC-Saison bestreitet. Toni Gardemeister fiel als bis dahin noch Gesamtzweiter auf der drittletzten Prüfung wegen einer defekten Lichtmaschine am Abarth-Fiat Grande Punto aus.

Peugeot im Dreier-Pack

Das Peugeot-Podium komplettierte Stéphane Sarrazin, der im offiziellen Werks-207 2:21,6 Minuten zurücklag. Damit erreichte der Sportwagen-Pilot mit Rallye-Erfahrung nach dem fünften Platz 2006 (Subaru Impreza WRC) sein bestes Monte-Ergebnis. Mit fünf von 14 möglichen Bestzeiten verbuchte er die meisten Bestmarken. Die 4:50 Minuten, die er bei seinem Abflug am zweiten Tag verloren hatte, vereitelten jedoch seinen ersten Triumph im Fürstentum an der Côte d’Azur. Das Prestigeträchtige Monte-Podium war fest in der Hand von Peugeot. «Drei Peugeot auf dem Podium, das ist ein tolles Ergebnis», war der kurze Kommentar von Olivier Quesnel, Peugeot- und Citroën-Motorsportdirektor in Personalunion.

Auf Siegeskurs war bis zur zehnten Prüfung auch der Monte-Neuling Juho Hänninen mit dem brandneuen Skoda Fabia S2000. Bis zur neunten Prüfung lag er vorne, dann warf ihn einen Reifenschaden auf den dritten Position zurück. Den Rückstand von 54,2 Sekunden auf den neuen Spitzenreiter Ogier hätte er vielleicht noch auffangen können. Doch sein Fahrfehler in der ersten Kurve der zehnten Prüfung mit einem Ausfall als Folge machte alles zunichte. Dass aber die Konkurrenz mit Skoda rechnen muss, zeigte Jan Kopecky, der nach anfänglichen Problemen mit der Servolenkung auf Rang vier (Rückstand: 3:17,3 Minuten) bester Nicht-Peugeot wurde, noch vor den bereits in der Serie etablierten Abarth Grande Punto mit Giandomenico Basso auf Platz fünf (Rückstand: 4:28,0 Minuten) als Fahnenträger.

Erste Einschläge

Gerade 75 Minuten alt war die Monte, als es auf der ersten teils vereisten Prüfung die ersten Einschläge gab. Der amtierende Europameister Luca Rossetti startete mit seinem Abarth Grande Punto auf Slicks (!) in den IRC-Auftakt 2009. Nach wenigen Kilometern schlitterte er in einer Dorf-Passage nach einem Fahrfehler gegen eine Garage. Pech, dass das Garagentor geschlossen war. Die Folge, Garagentor Kleinholz, der Grande Punto ramponiert. Der 20malige Laufsieger Didier Auriol traf einen für seine Slicks (!) zu widerstandsfähigen Stein und humpelte mit seinem Peugeot 207 wegen eines Aushängungsschadens aus der Rallye. Der inzwischen 50jährige Weltmeister von 1994 wollte eigentlich beim 15. Start zum vierten Mal nach 1990, 1992 und 1993 gewinnen.

Der Außenseiter Skoda mutierte beim Monte-Debüt des Fabia zum Favoritenschreck. Die Debütanten Hänninen und Skoda standen im Tagesergebnis nach drei teils verschneiten und vereisten Entscheidungen ganz oben. «Wir hatten mit Schneereifen die richtige Wahl getroffen. Wir und auch unser Skoda hatten keine Probleme», freute sich der Vize-Champion der Produktionswagen-WM über seinen und Skodas gelungenen Monte-Einstand. Hinter ihm folgten fünf Peugeot mit Sarrazin (11,9 Sekunden zurück) im besten 207, Vouilloz (33,9 Sekunden) und Sébastien Ogier (49,3 Sekunden). Der Leader der Abarth-Fiat-Delegation war Giandomenico Basso, der in Grande Punto auf Rang sieben schon 1:29,8 Minuten zurücklag.

Auf der zweiten Etappe versenkte Sarrazin seinen Peugeot in einen Graben. Der Zeitverlust von 4:50 Minuten liess ihn auf den achten Platz abgleiten. Mit fünf Bestzeiten kämpfte er sich aber aufs Podium zurück. Der amtierende IRC-Champion Nicolas Vouilloz, der mit der Bestzeit auf der ersten Entscheidung in sein Heimspiel – er wohnt in Nizza – gestartet war und danach einige Fahrfehler beging, lehnte zur Rallyehälfte seinen Peugeot 207 zu hart an eine Felswand. Der bis dahin Gesamtsechste sagte «Adieu». Nach dem Reifenpech von Hänninen ging die Spitze an Ogier 32,4 Sekunden vor Loix.

Der Auftakt zum Finale war für zwei Piloten gleichzeitig auch das Ende. Nach nur 300 Meter rollte Hänninen über das Skoda-Dach ins Aus. Einige Kurven später zerlegte Kris Meeke, der zeitweise bei seinem Peugeot-Debüt auf Rang zwei lag, nach einer mehrfachen Rolle seinen 207.

IRC-Einstiger Franz Wittmann Junior führte auf Platz neun bis zu seinem Ausfall vor dem Turini-Aufstieg wegen Motorschadens am Mitsubishi Lancer die Fraktion der «echten» Gruppe N-Fahrzeuge an. Olivier Burri erreichte bei seinem elften Monte-Start in Grande Punto nach diversen Problemen den siebten Platz (Rückstand: 21:23,0 Minuten).

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