Belgien: Neuville gewinnt erstes WM-Heimspiel

Von Toni Hoffmann
Thierry Neuville wahrt mit seinem ersten Heimsieg bei der belgischen Premiere in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) seine Chance auf die erste WM-Krone, Fabian Kreim holt mit Rang neun erste WM-Punkte.

Das war fast schon eine Punktlandung. Thierry Neuville gewinnt knapp 40 km von seinem Heimatort St. Vith im Hyundai i20 WRC sein erstes Heimspiel in der Rallye-Weltmeisterschaft. Er beendet damit eine längere Durststrecke. Zuletzt gewann er in der Weltmeisterschaft 2020 die Rallye Monte Carlo. In diesem Jahr war zwar schon mehrmals auf Kurs zu seinem 14. Triumph, doch letztlich scheiterte der 33-jährige Wahlmonegasse an eignen Fehlern oder am technischen Pech.

Gemäß dem Slogan «wenn nicht er, wer dann» holte Neuville, wie auch vom haushohen Lokalfavoriten erwartet, in seiner belgischen Heimat den Sieg, seinen 14. Triumph, der den Rückstand des Tabellendritten zum weiterhin führenden Sébastien Ogier, im Toyota Yaris WRC in Belgien Fünfter (+ 55,8) bei noch vier ausstehenden Läufen von 52 auf 38 Zähler reduzierte. Nach 20 Prüfungen der zweiten Asphaltrallye des Jahres feierte der fünffache Vizechampion und siebenmalige Ypern-Starter erwartungsgemäß seinen ersten Heimsieg, 30,7 Sekunden vor seinem Teamkollegen und Estland-Zweiten Craig Breen, Ypern-Gewinner 2019. Der Estland-Sieger Kalle Rovanperä erreichte im besten Toyota Yaris WRC mit einem Rückstand von 43,1 Sekunden den letzten Podestplatz.

Starker Fabian Kreim

Der dreifache Deutsche Meister Fabian Kreim fuhr als Gaststarter im privaten VW Polo GTI R5 mit dem neunten Rang (+ 13:13,8) als drittbestes RC2-Fahrzeug sein bislang bestes WM-Resultat ein und holte seine ersten WM-Punkte. Zuletzt war er in der Weltmeisterschaft bei seinem Heimspiel in Südwestdeutschland 2019 am Start, wo er im Skoda Fabia R5 den zwölften Gesamtplatz belegte und die WRC2-Wertung gewann. Vor einer Woche gewann Kreim auf der Rennstrecke bei der DTM in Zolder den BMW M2-Cup.

Sieger Neuville: «Ich meine, wir hatten hier viel Druck, aber ich fühlte mich das ganze Wochenende ziemlich komfortabel und ich konnte mich auf mein Team und auf das Auto verlassen. Es war mir ein Vergnügen, diesen ersten Gewinn von Martijn hier in Belgien zu schenken. Es hätte früher kommen sollen, aber wir hatten kein Glück. Es fühlt sich jetzt gut an.»

«Wir hatten hier alles für ein solch gutes Ergebnis», meinte Breen. «Es hat riesigen Spaß gemacht, dieses Auto zu fahren. Danke.»

Rovanperä zu einem ersten Podium bei der einer Asphaltrallye: «Ich fühle mich wirklich gut. Wir können klar sehen, dass es zwei Jungs gibt, die hier vorher gestartet sind und damit wirklich schnell waren. Aber ich bin wirklich stolz darauf, dass wir die Besten der Jungs sein konnten, die zum ersten Mal hier waren.»

6,5 Sekunden hinter ihm folgte sein Partner Elfyn Evans, der sich den zweiten WM-Rang mit nun 124 Punkten mit Neuville teilt. Tabellenführer bleibt der viermalige Saisonsieger und Titelverteidiger Sébastien Ogier, der im dritten Yaris mit einem Rückstand von 55,8 Sekunden den fünften Rang belegte. Glücklich war der siebenmalige Champion Ogier nicht: «Sicher waren wir mit den Straßenbedingungen nicht besonders glücklich. Ich habe nicht erwartet, dass es so hart ist. Das Setup war nicht das Beste zu Beginn der Rallye.»

Hyundai meldet sich zurück

Hyundai hat mit dem zweiten Saisonsieg nach Lappland und den ersten Doppelschlag 2021 seine Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung wieder belebt. Das im unterfränkischen Alzenau agierende Team verkürzte mit dem 19. Volltreffer den Rückstand zum Tabellenführer Toyota von 59 auf nun 41 Zähler. Hyundai stellte mit dem i20 WRC wieder einmal das schnellste Auto mit 15 von 19 möglichen Bestzeiten. Bei der WM-Premiere des neuen Hyundai i20 N Rally2 gewann Jari Huttunen nach einigen Lenkungsproblemen auf P18 die WRC2-Kategorie, sein Teamkollege Oliver Solberg musste wegen einer defekten Servolenkung und Elektrikproblemen auf den Start im Finale verzichten.

Das Mitleid gebührt wieder einmal M-Sport Ford. Die Truppe aus dem britischen Cumbria musste am Freitagvormittag kurz hintereinander zwei Dämpfer einstecken. Auf der dritten Prüfung versenkte Adrien Fourmaux seinen Ford Fiesta WRC nach einem mehrmaligen Überschlag so hart im Gebüsch, dass er auf den Re-Start am Samstag wegen des beschädigten Sicherheitskäfigs verzichten musste. Eine Entscheidung später landete Gus Greensmith neben der Asphaltpiste. Nach seinem Re-Start am Samstag erreichte er am Sonntag den 48. Rang (+ 43:58,5).

Für einen kurzfristigen Stromausfall sorgte Takamoto Katsuta, der auf der zehnten Prüfung mit seinem Toyota Yaris WRC nach einer Rolle einen Strommast fällte und ausschied.

Die WRC3-Wertung, mit vielen Belgiern besetzt, gewann der Franzose Yohan Rossel im Citroën C3 Rally2 51,0 Sekunden vor dem einheimischen Skoda-Piloten Pieter Jan Michiel Cracco.

Der erste Auftritt des westbelgischen Asphaltklassikers in der Weltmeisterschaft war, so die allgemeine Bewertung, eine Bereicherung. Die engen Asphaltstraßen am Freitag und Samstag in unmittelbarer Nähe von Ypern ähnelten sehr den deutschen Feldwirtschaftswegen und stellten mit ihren seitlichen tiefen Wassergräben eine besondere Herausforderung dar. Die Herausforderung wurde aber gerne angenommen. Mit 95 gestarteten Teams hatte der belgische WM-Einstand das zahlenmäßig stärkste Feld seit 2015 bei der Rallye Korsika mit 123 Teams. Das Corona-Konzept mit gesteuerten Zuschauerströmen ging auf.

Die Weltmeisterschaft wechselt am zweiten September-Wochenende mit dem Comeback der griechischen Rallye Akropolis wieder auf Schotter.

 

Endstand nach 20 Prüfungen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Zeit/Differenz

1

Neuville/Wydaeghe (B), Hyundai

2:30:24,2

2

Breen/Nagle (IRL), Hyundai

+ 30,7

3

Evans/Martin (GB), Toyota

+ 43,1

4

Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota

+ 49,6

5

Ogier/Ingrassia (F), Toyota

+ 55,8

6

Tänak/Järveoja (EE), Hyundai

+ 3:46,5

7

Rossel/Coria (F), Citroën Rally2

+ 12:14,9

8

Cracco/Vermeulen (B), Skoda Rally2

+ 13:05,9

9

Keim/Chrisrian (D), VW

+ 13:13,8

10

Verschueren/Cuelier (B), VW

+ 13:31,2

 

 

Fahrer-WM nach 8 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Sébastien Ogier (F), Toyota

162

2

Elfyn Evans (GB), Toyota

124

3

Thierry Neuville (B), Hyundai

124

4

Kalle Rovanperä (FIN), Toyota

99

5

Ott Tänak (EE), Hyundai

87

6

Takamoto Katsuta (J), Toyota

66

7

Craig Breen (IRL), Hyundai

60

8

Gus Greensmith (GB), Ford

34

9

Dani Sordo (E), Hyundai

31

10

Adrien Fourmaux (F), Ford

30

 

 

Hersteller-WM nach 8 von 12 Läufen

 

Pos.

Team/Nat/Fahrzeug

Punkte

1

Toyota Gazoo Racing WRT

348

2

Hyundai Shell Mobis WRT

307

3

M-Sport Ford WRT

135

4

Hyundai 2C Competition

44

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