Formel 1: Abschied in der Unterhose

Ott Tänak triumphiert – WM-Entscheidung ist vertagt

Von Martin Gruhler
Der Kampf um die diesjährige Rallyeweltmeisterschaft wird erst beim Finale in Japan entschieden, nachdem Ott Tänak einen dramatischen Sieg bei der Zentral-Europa-Rallye herausgefahren hat.

In der mit spannendesten Veranstaltung der Saison 2024 gewann Hyundai-Pilot Tänak mit einem Vorsprung von 7,0 Sekunden, nachdem Sébastien Ogier mit seinen Toyota in der vorletzten Prüfung in einer Linkskurve verunglückte. Ogier hatte zum Zeitpunkt des Unfalls nur 1,5 Sekunden Rückstand auf den Esten.

Tänaks Triumph, sein zweiter in diesem Jahr, sorgt nun für ein Showdown-Finale beim 13. und letzten WM-Laufs des Jahres. Den wird er mit seinem Hyundai-Teamkollegen Thierry Neuville bei der Rallye Japan im nächsten Monat ausfechten.

Neuville, war bei der Dreiländerrallye schon auf dem besten Weg sich den Fahrertitel zu sichern, als er am Samstagmorgen zwei Dreher hinlegte und seine zwischenzeitliche Führung verlor.
Im WM-Zwischenklassement reduziert sich sein Vorsprung von 29 auf nunmehr 25 Punkte. Der Belgier beendete die Rallye auf dem dritten Platz mit Toyota-Piloten Elfyn Evans.

In einem dramatischen Finale wurde Sébastien Ogier zum tragischen Helden, der sich bis zuletzt einen spektakulär engen Kampf mit Tänak um den Sieg geliefert hatte. Nach einem Ausrutscher auf der vorletzten WP - bei dem er einen großen Masten ummähte und ausfiel - blieb er punktelos und verlor endgültig noch seine geringen Titelchancen.

Trotz Ogiers Pech trugen die starken Leistungen der Toyota-Piloten Evans und Takamoto Katsuta am Super Sunday dazu bei, den Vorsprung auf Hyundai in der Herstellerwertung auf 15 Punkte zu verkürzen. Katsuta war am letzten Tag, einschließlich der Wolf Power Stage, der schnellste Fahrer und sorgt damit für ein spannendes Finale in Japan. Im Land der aufgehenden Sonne wird nun zum ersten Mal seit 2021 sowohl der Fahrer- als auch der Herstellertitel beim letzten Lauf entschieden werden.

Neuville, Ogier und Tänak wechselten sich mit der Führung bei der Rallye ab, die am Donnerstag in Prag begann und anspruchsvolle Asphaltprüfungen in der Tschechischen Republik, Österreich und Deutschland umfasste. Tänak hatte am Freitagmorgen mit der Abstimmung seines Autos zu kämpfen gehabt und lag zunächst auf dem fünften Platz. Im weiteren Verlauf der Rallye kam er indes immer besser in Schwung, was schließlich zu seinem 21. Sieg in seiner Karriere führte.

«Mal sehen, was das Meisterschaftfinale bringen wird», kommentierte Tänak, der Weltmeister von 2019, nüchtern seinen Sieg. «Natürlich ist es jetzt schwierig die richtigen Gefühle zu finden, nachdem mein Freunde Seb so unglücklich noch spät ausgefallen ist. Wir haben darauf geachtet, eine saubere Schlussetappe zu haben und die Punkte nach Hause zu bringen. Alles hat sich nun neu sortiert und vor allem die Herstellermeisterschaft dürfte noch sehr spannend werden».

Thierry Neuville profitierte von Ogiers Ausfall, rückte noch auf Gesamtposition drei vor. Zudem eroberte er durch die separate Tageswertung am «Super Sunday» weitere wertvolle Punkte. Die abschließende Powerstage schloss er obendrein als Vierter ab, was zwei weitere Zähler bedeutete. In der Weltmeisterschaft ist Tänak nunmehr sein einzig verbliebener Rivale. Der besitzt im Titelkampf indes nur geringe Chancen, denn es werden beim Japan-Finale maximal 30 Punkten erreichbar sein. Mit 25 Zählern Vorsprung hat Neuville alle Trümpfe in der Hand. So fand er zum Abschluss der Gefühlsachterbahn noch zu einem versöhnlichen Fazit: «Die Rallye war wirklich herausfordernd. Nach dem Freitag waren wir gut im Rhythmus, aber dann passierte mir ein kleiner Fehler. Danach mussten wir unsere Rallye managen und nach Hause bringen, was funktionierte. Dieses Wochenende hat es mit dem Titel nicht geklappt. Aber jetzt steht Japan vor der Tür und ich bin ziemlich zuversichtlich. Nochmals vielen Dank an das Team für das zuverlässige Auto und Entschuldigung für den gestrigen Fehler».

Katsutas starker Sonntagslauf in Kombination mit Ogiers Ausfall brachte ihn auf den vierten Gesamtrang, 41,2 Sekunden hinter Neuville - ein solides Ergebnis für den Japaner vor seinem Heimrennen im nächsten Monat.

Sein bestes WRC-Karriereresultat egalisierte Grégoire Munster mit einem fünften Platz. Er profitierte vom Ausfall nach einem Überschlag von Sami Pajari im Toyota.

Der sechste Platz ging an den WRC2-Sieger Nikolay Gryazin, der 26,1 Sekunden vor Oliver Solberg ins Ziel kam. Obwohl Solberg in dieser Woche keine Punkte holte, bleibt er im Rennen um den WRC2-Titel, der ebenfalls in Japan entschieden wird.

Filip Mareš, Miko Marczyk und Kajetan Kajetanowicz rundeten die Top 10 nach vier Wettbewerbstagen und mehr als 300 km Wertungsprüfungen ab.

Die Organisatoren der Central European Rallye aus Deutschland, Österreich und Tschechien setzten auch für die zweite Auflage des Events alles daran, Zuschauern und Teilnehmern ein erstklassiges Motorsport-Festival zu bieten - was mit Bravour gelang.Über 90.000 Fans aus aller Welt strömten über das lange Wochenende in die Rallye-Region und sorgten für eine tolle Kulisse an den über 40 Zuschauerpunkten.«Wir konnten dank der erneut hervorragenden internationalen Zusammenarbeit mit drei starken Partnern eine sehr anspruchsvolle Asphaltrallye auf einem Niveau organisieren, dass der WRC würdig ist», freute sich Dr. Gerd Ennser, der Sportpräsident des mitausrichtenden ADAC. «Das Feedback von Fahrern und Teams zum sportlichen Anspruch bekräftigt uns darin, dieses Drei-Länder-Konzept auch in Zukunft weiterzuführen». Eine große Bestätigung ihrer Arbeit erhielten die Veranstalter bereits vor der Rallye, als die WRC-Organsiation die Dreiländerrallye wiederum  in ihren Kalender für das kommende Jahr 2025 aufnahm. Die dritte Auflage ist für den 16. bis 19. Oktober 2025 fest geplant.

Der 13. und letzte Lauf der WRC-Saison 2024, findet vom 21. bis 24. November in Japan in der Region um Aichi statt.

Gesamtwertung nach 18 Wertungsprüfungen:

1. Tänak/Järveoja (Estland) Hyundai 2h 37m 34.6s
2. Evans/Martin (Großbritannien) Toyota +7,0s
3. Neuville /Wydaeghe (Belgien) Hyundai +39,8s
4. Katsuta/Johnston (Japan) Toyota +1m 21,0s
5. Munster/Louka (Luxemburg) Ford +3m 41,9s
6. Gryazin/Aleksandrov (Bulgarien) Citroën 2m +9m 17,6s

Kategorie-Sieger:
WRC: Tänak/Järveoja (Estland) Hyundai
WRC2: Gryazin/Aleksandrov (Bulgarien) Citroën
WRC3: Chatillon/Cornuau (Frankreich) Renault

FIA Rallye-Weltmeisterschaft: Zwischenstand nach 12 von 13 Veranstaltungen

1. Neuville 225 Punkte
2. Tänak 200 Punkte
3. Evans 185 Punkte

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