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Eine Ära ist zu Ende

Von Toni Hoffmann
Aurevoir Sébastien Loeb

Aurevoir Sébastien Loeb

Eine Ära ist in diesem Jahr zu Ende gegangen – die Ära des unglaublichen Sébastien Loeb, der ein Jahrzehnt die Rallye fast nach Belieben dominiert hat.

Sébastien Loeb hat in diesem Jahr seine letzte komplette WM-Saisonbestritten. Er geht 2013 in den Vorruhestand und wird seinen Titel, eswar in diesem Jahr der neunte in Folge, nicht mehr verteidigen. Der76-fache Rekordsieger wird 2013 nur bei ausgewählten Rallyes antreten.

Mit dem selbst gewählten Rückzug von Loeb könnte auch dieCitroën-Vormachtstellung beendet sein, denn diese war unweigerlich mitdem Namen Loeb verbunden. Noch wird seinem Nachfolger als die Nummer 1im Zwei-Zacken-Team Mikko Hirvonen nicht die volle Schlagkraftzugetraut. Vielleicht braucht er sie auch gar nicht, denn die Konkurrenzist 2013 nicht die bisherige. Ford hat nach 33 Jahren offiziell«goodbye» gesagt. Und Neueinsteiger Volkswagen ist noch nichteinschätzbar und berechenbar.

Ford war auch in diesem Jahr wieder der grosse Verlierer. Daran gibt esnichts zu rütteln. Die beiden Werkspiloten Jari-Matti Latvala und PetterSolberg hatten zu viele Schwächen gezeigt und die mögliche Rivalität zuder Kombination Citroën/Loeb wegen zu vieler eigener Fehler auchverspielt. So kann man keine Titel gewinnen. Dank der stärkerenSchlussphase konnte Latvala, der jedoch krankheitsbedingt eine Pauseeinlegen musste, als bester Ford-Pilot hinter Loeb und Hirvonen noch dendritten Tabellenplatz retten, allerdings mit 116 Punkten Rückstand zuLoeb.

Und nun kneift der ewige WM-Zweite Ford, obwohl die «Blauen» im letztenJahr ihr WM-Engagement bis Ende 2013 versprochen hatten. Die Begründungfür den WM-Ausstieg, die nun frei werdende Mittel in andere Bereichefliessen zu lassen, ist nur ein Alibi. Vielmehr konnte Ford die weitereErfolglosigkeit nicht mehr so richtig verkraften. Doch gerade zu demZeitpunkt alles hinzuwerfen, als der Rivale Citroën sich durch denTeilrückzug von Loeb selbst schwächt, erscheint nicht ganznachvollziehbar. 2013 hätte Ford endlich die sehr realistische Chancegehabt, beide WM-Wertungen – Fahrer und Hersteller – gewinnen. DieseChance ist nun vergeben. Diese Chance haben nun, wenn auch unter anderenVorzeichen, die anderen «Blauen» aus Wolfsburg. Logisch, weil ja sonstkein Konkurrent da ist. Ansonsten wollen wir es für Volkswagen mit FranzBeckenbauer «Schaun wir mal» halten.

Der Ausstieg des «offiziellen» Mini-Werksteams braucht man nicht zukommentieren, weil es da wegen der grossen Erfolglosigkeit und etlichenPleiten und Pannen nichts zu kommentieren gibt. Die BMW-Gruppe hat sichselbst durch die Nominierung von Mini Portugal als offizielles WM-Teamohnehin der Lächerlichkeit preisgegeben.

Doch auch eine Institution hat in diesem Jahr für Schlagzeilen gesorgt,jedoch für die negativen. Der Name: FIA. Die Automobilsporthoheit hatsich bezüglich des gesuchten Promoters, des globalen Vermarkters und desMedienpartners blamiert bis auf die Knochen. Das ganze Gezeter nach derVerbannung des bisherigen Promoters North One Sports war eine überauspeinliche «Doku Soap», wie sie ein privater TV-Sender nicht besser hätteinszenieren können. Die Leidtragenden der zaudernden undentscheidungsunwilligen FIA waren die Rallye-Weltmeisterschaft an sich,die Veranstalter, die Teams (offizielle und private), die Medien und dieZuschauer, die auch um TV-Berichte betrogen wurden. Ankündigungen vonEntscheidungen, die nicht getroffen worden sind, folgte Leerlauf mitVollgas. Dass endlich ein Promoter gefunden wurde, wurde von der FIAschon fast als ein Meisterwerk hingestellt. Erst 2013 wird sich zeigen,wozu die neuen Promoter sportsman media group mit Sitz in München undRed Bull Media House aus dem österreichischen Wals in der Lage seinwerden. Wie man erfolgreich eine Veranstaltung erfolgreich derÖffentlichkeit präsentiert, haben die Veranstalter der Rallye Frankreichmit der Live-Übertragung von fast allen Prüfungen gezeigt. Vielleichthaben Madame Michèle Mouton und auch der neue Rallye-Direktor JarmoMahonen dort genau hingeschaut. Viel haben sie nämlich bisher nichtbewegt.

Aber auch auf der Veranstalterseite lief nicht alles bestens. Nehmen wireinmal die Rallye Italien auf Sardinien. Das, was der Veranstalter dabot, war ein Jammertal an Inkompetenz. Die Italiener konzipierten eine4-Tages-Veranstaltung über nur knapp 300 Bestzeitkilometer. AndereVeranstalter brauchten hierfür nur zwei Tage. Eine sportliche Frechheitwar der letzte Tag. Am Sonntag bot der Veranstalter gerade mal zweiPrüfungen und über nur 16,48 km (!!!) an. Das ist gerade mal die Hälfteeiner nationalen Rallye. Der Aufwand am Sonntag stand zum sportlichenWert in gar keinem Verhältnis. Das war schon peinlich.

Warten wir auf 2013…

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