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Volkswagen, die Rallye-WM und Australien

Von Toni Hoffmann
Titelanwärter Sébastien Ogier

Titelanwärter Sébastien Ogier

«Wild by nature – natürlich wild» – unter diesem Motto startet die FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) vom 12. bis 15. September in Australien zu ihrem zehnten Saisonlauf.

Für Volkswagen bietet die Rallye im Land der Koalas, Kängurus und Krokodile das Potenzial, ein sportlicher Meilenstein der Marke zu werden. Denn in Down Under könnte Volkswagen den WM-Titel in Fahrer- und Beifahrer-Wertung frühzeitig nach Wolfsburg holen – und das in der Premierensaison des Polo R WRC. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) starten mit komfortabler Führung von 75 Zählern in der WM, müssen bei voller Punktausbeute aber gleichzeitig darauf hoffen, dass die Konkurrenz ihrerseits nicht allzu viel punktet. Zum Beispiel dank der Mithilfe ihrer Volkswagen Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) oder Andreas Mikkelsen/Paul Nagle (N/IRL). Die Rallye Australien markiert die Rückkehr auf Schotter und den insgesamt siebten Saisonlauf auf diesem Untergrund.  

«Wir reisen mit maximaler Motivation nach Australien», so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. «Nach dem zuletzt enttäuschenden Heimspiel, bei dem wir erstmals in der Saison einen Podestplatz verpasst haben, wollen wir zurück auf das Siegerpodium. Unsere Chancen auf den WM-Titel sind nach wie vor gut – mehr Kick braucht es für Fahrer, Beifahrer, Mechaniker und Ingenieure sicher nicht. Um erfolgreich zu sein, ist wie immer in der Rallye-WM perfekte Arbeit nötig, wie sie uns schon mehrmals in dieser Saison gelungen ist. Ich kann versichern: Jeder im Team ist fokussiert auf die anstehende Aufgabe und heiß darauf, in Australien alles zu geben. Doch wir haben in Deutschland gesehen, dass eine WM-Chance zu besitzen nicht automatisch heißt, dass man sie auch nutzt. Die Rallye-WM bleibt unvorhersehbar – das macht sie so interessant.»

Was wäre wenn? Ogiers WM-Chancen in Down Under

Bei der Rallye Australien hat Sébastien Ogier zum zweiten Mal die Gelegenheit, alles klarzumachen. Voraussetzung hierzu ist, dass er neun WM-Punkte mehr einfährt als sein derzeit schärfster Verfolger Thierry Neuville (Ford) und einen mehr als Volkswagen Teamkollege Jari-Matti Latvala. Beim Blick auf die weiteren Verfolger genügt es, den Vorsprung zu wahren. Sollte Ogier die Rallye sowie die abschließende Powerstage gewinnen, müsste Neuville jeweils Zweiter werden, um die Entscheidung in der Fahrer-WM zu vertragen. Eine mögliche Variante, wenn auch nicht die wahrscheinlichste: gelänge Volkswagen zum ersten Mal überhaupt ein Doppelsieg, bei dem Ogier die Rallye gewinnt und in der Powerstage mindestens Zweiter wird, wäre die Fahrer-WM zugunsten des Franzosen entschieden.  

«Natürlich wild», kompakt und fordernd: die Rallye Australien

Der Veranstalter nennt die Rallye Australien «natürlich wild», die Fahrer und Beifahrer mögen sie wegen ihrer enormen Kompaktheit. Alle Wertungsprüfungen liegen innerhalb eines Radius’ von 55 Kilometern im Hinterland des Rallye-Zentrums der Hafenstadt Coffs Harbour. Und sie zeigen zwei unterschiedliche Gesichter. Sie führen allesamt über Schotter, über gesperrte öffentliche Straßen mit schnellem, flüssigem Charakter einerseits und über enge und verwundene Abschnitte im dichten Wald andererseits.

Der geringen Einwohner-Dichte zum Trotz kann sich die Rallye Australien eines hohen Zuspruchs der Fans sicher sein. Ein Grund dafür sind die in Australien sehr beliebten Zuschauerprüfungen, die mit großem Begleitprogramm wie Konzerten oder Feuerwerken perfekt inszeniert werden. Die SS «Coffs» wird bei Dunkelheit direkt am Hafen der Kleinstadt inmitten des Serviceparks ausgetragen, einen Steinwurf vom Pazifischen Ozean entfernt. Im leicht hügeligen Hinterland der Coffs Coast steht zudem die wunderschöne WP «Shipmans» auf der Rallye-Agenda. Ihre 29,03 Schotter-Kilometer sind beim zweiten Durchgang am Rallye-Sonntag Abschluss der Rallye und Austragungsort der sogenannten Powerstage, in der Zusatzpunkte für die besten Drei vergeben werden. Highlight dieser Wertungsprüfung ist zweifellos die spektakuläre Wasserdurchfahrt durch den Tallawudjah Creek nach etwa 4,5 Kilometern. Dieser «Watersplash» befindet sich hinter einer schnellen Linkskurve, nach der die Piloten meist im Powerslide auf das Wasser zufliegen.

Latvala/Anttila und Australien – «Nordisch by Nature» trifft «Wild by Nature»

Der finnische Fahrstil passt scheinbar perfekt zu den Bedingungen mit schnellen, flüssig zu durchfahrenen Schotter-Abschnitten, wie sie bei der Rallye Australien herrschen. Denn die vergangenen drei Ausgaben in den Jahren 2011, 2009 und 2006 gingen allesamt an Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen, die in dieser Saison für Citroën an den Start gehen. Und auch das finnische Duo Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, seit 2013 Werksfahrer von Volkswagen, verbindet die Rallye Australien mit positiven Resultaten: 2006 wurden sie Sechste, 2009 Vierte und 2011 Zweite – die Tendenz zeigt nach oben.

Neuland – die Entdeckung von Terra Australis für Mikkelsen/Nagle

Für Volkswagen Werksfahrer Andreas Mikkelsen bedeutet die Rallye Australien die Entdeckung des Neuen. Erstmals setzt Mikkelsen unmittelbar vor der zehnten Saisonrallye den Fuß auf diesen Kontinent und erlebt dort seine Wettbewerbspremiere. Und auch, wenn das Cockpit des Polo R WRC die vertrauteste Umgebung für Mikkelsen im «südlichen Land» darstellt, muss er sich auch hier auf neue Gegebenheiten einstellen. Da sein Stammbeifahrer Mikko Markkula (FIN) verletzungsbedingt pausieren muss, steht Mikkelsen mit Paul Nagle (IRL) ein erfahrener Ersatzmann zur Seite. Nagle gewann wie Mikkelsen seinerzeit die Intercontinental Rally Challenge (IRC).

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