Sébastien Ogier und der Titel-«Matchball»
Nur ein Sieg würde Sébastien Ogier und Julien Ingrassia bei der Rallye Deutschland 2015 frühzeitig zum Weltmeister küren. Und selbst in diesem Fall wären sie auf die Mithilfe ihrer direkten Gegner Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, Mads Østberg/Jonas Andersson (N/S, Citroën), Andreas Mikkelsen/Ola Fløene sowie Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (B/B, Hyundai) angewiesen. Denn Ogier/Ingrassia müssten in Deutschland ihren derzeitigen Vorsprung von 89 um 23 auf 112 Zähler ausbauen. 25 Punkte gibt es für einen Sieg, weitere drei für den Gewinn der sogenannten Powerstage. Offene Rechnung: Jari-Matti Latvala, das Fahren auf Asphalt und die Rallye Deutschland Auf Wiedergutmachungstour für sich selbst: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila möchten in Deutschland ihren Frieden mit der Rallye rund um Trier machen. 2014 fuhren sie auf «Planet JML» in einer Liga für sich und hatten sich über eine Minute Vorsprung erarbeitet, bevor sie am Abschlusstag von der Strecke rutschten und den Traum von ihrem ersten Asphalt-Sieg ad acta legen mussten. Der folgte kurze Zeit später in Frankreich. Sollten Latvala/Anttila besser als Platz sieben abschneiden, wäre die WM-Vorentscheidung zugunsten von Ogier/Ingrassia in jedem Fall vertagt.
Stimmen vor der Rallye Deutschland
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1  
  «Ich denke mit gemischten Gefühlen an die Rallye Deutschland. Einerseits habe  ich dort 2011 gewonnen und war immer schnell unterwegs. Auf der anderen Seite  habe ich 2014 schmerzhaft zu spüren bekommen, dass kleine Fehler auf den  schmalen Straßen sofort bestraft werden. Aber das ist Vergangenheit. Dieses  Jahr wollen wir es besser machen und das ist auf jeden Fall möglich. Wir müssen  aber auf den Punkt konzentriert sein und Fehler vermeiden. Vor der Rallye  Deutschland haben wir bei einem Test in Trier zusätzlich Bremsen getestet,  damit wir auf die Herausforderungen der Asphalt-Pisten optimal vorbereitet sind.  Viele Abschnitte der diesjährigen Rallye Deutschland sind ähnlich oder  identisch mit denen des vergangenen Jahres. Besonders gefallen mir die  kurvenreichen Wertungsprüfungen entlang der Weinberge. Sie sind schön zu fahren  und machen im Polo richtig Spaß. Unter bestimmten Umständen könnten Julien und  ich bereits in Deutschland die Titel in der Fahrer- und  Beifahrer-Weltmeisterschaft holen. Aber wir werden nur auf uns schauen und  wollen die Rallye erfolgreich beenden – im Optimalfall natürlich in der Mitte  des Podiums.»  
  Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2  
  «Für das Team ist das Heimspiel in Deutschland natürlich etwas Besonderes. Ich  bin auf jeden Fall bereit. Der Sieg in Finnland hat mir einen enormen  Motivationsschub gegeben. Davor lief es nicht so rund, aber bei meiner  Heim-Rallye habe ich gezeigt, dass ich mich im direkten Duell durchsetzen kann.  Michelin stellt bei der Rallye Deutschland einen neuen Reifen bereit, den H4,  an den wir das Set-up des Polo R WRC bei den Tests vor einer Woche angepasst  haben. Wir haben dieses Jahr zudem auf Korsika getestet. Also konnte ich mich  schon an das Fahren auf Asphalt gewöhnen. Asphalt-Rallyes sind sehr speziell,  weil wir Fahrer uns in kurzer Zeit auf verschiedene Oberflächen mit  unterschiedlichen Eigenschaften einstellen müssen. Besonders schwierig ist das  bei der Rallye Deutschland auf der Wertungsprüfung ‚Panzerplatte‘ – meiner  Lieblingsprüfung. Es ist zum Teil wie in Finnland: hügelig, die Straße ist  breit, der Grip verändert sich ständig und die Geschwindigkeit ist hoch. Das  mag ich, weil es flüssig zu fahren ist. Entlang der Weinberge ist es wesentlich  technischer. 2013 habe ich die Rallye Deutschland bis Samstagnachmittag  angeführt, vergangenes Jahr bis Sonntagmorgen – dieses Jahr wäre es schön, wenn  ich die Führung bis zum Ende halten könnte. Realistisch ist eine Top-Drei-Platzierung.  Das ist mein Ziel.»  
  Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9  
  Eigentlich fahren wir bei der Rallye Deutschland drei Asphalt-Rallyes an einem  Wochenende, weil sich die Untergründe an den drei Tagen stark voneinander  unterscheiden. Vor der Rallye Deutschland habe ich in den Weinbergen getestet,  damit ich mich an den Untergrund im Rallye-Tempo gewöhnen konnte. Seit der  Rallye Monte Carlo bin ich schließlich nicht mehr auf Asphalt gefahren. Ich  freue mich aber darauf. Die Wertungsprüfungen in Deutschland gefallen mir und  ich hoffe, dass ich schnell meinen Rhythmus finde. Vergangenes Jahr war ich  bester Volkswagen Pilot auf Platz drei. Dieses Jahr wollen wir als Team natürlich  besser abschneiden. Ich erwarte, dass wir um die Spitze kämpfen. Dabei dürfen  wir aber die Konkurrenz nicht vergessen: Mein Freund Thierry Neuville und  Hyundai haben hier vergangenes Jahr gewonnen. Dazu ist Citroën mit Kris Meeke  und Mads Østberg immer schnell auf Asphalt. Auch das Wetter kann ein  entscheidender Faktor sein, da es sich ständig ändert. Es gibt also viele  unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Bei der Rallye Finnland habe  ich durch meinen Ausfall den zweiten Platz in der Fahrer-Weltmeisterschaft  verloren. Den möchte ich natürlich mit einem guten Ergebnis bei der Rallye  Deutschland zurückerobern. Mein Ziel ist es, um die Top Drei zu kämpfen.»  
 
                             
                             
                            









