Valentino Rossi sucht das Glück

Michelin für das Heimspiel auf Asphalt gerüstet

Von Toni Hoffmann
Das «schwarze Gold» spielt auf Korsika eine wichtige Rolle

Das «schwarze Gold» spielt auf Korsika eine wichtige Rolle

Die teils rauen Asphaltpisten der Bergstraßen auf der Mittelmeerinsel Korsika sind beim elften Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft auch eine große Herausforderung für die Reifen.

Kaum zurück aus Australien, reist die Rallye-Weltmeisterschaft auf die nächste Insel, auch wenn diese nicht ganz so groß ist: Der elfte Saisonlauf findet auf Korsika statt. Nur neun Wertungsprüfungen stehen auf dem Programm der 'Tour de Corse', diese jedoch sind im Durchschnitt jeweils 37 Kilometer lang. Damit verspricht die Dreitages-Veranstaltung auch für die Reifen eine enorme Strapaze.

Erstmals seit 2008 macht die Rallye-WM wieder auf dem französischen Eiland Halt. Der Asphaltklassiker lockt mehr als 140 Starter nach Korsika – so viele haben zuletzt vor 15 Jahren ihre Nennung für einen WM-Lauf abgegeben. Dabei sieht der Zeitplan Abstecher zu den spektakulärsten Regionen der Mittelmeerinsel vor. Am Freitagabend macht der Rallye-Tross in Bastia Station. Am Samstag gastieren die Teams in Porto Vecchio. Der Service-Park schlägt am Freitag und Samstag in Corte seine Zelte auf. Am Sonntag steht kein Service-Besuch mehr auf dem Programm.

Die 'Tour de Corse' genießt seit jeher einen besonderen Ruf als Marathon-Veranstaltung. Zwischen 1979 und 1986 umfasste die Rallye Korsika mehr als 1.000 Kilometer alleine an Wertungsprüfungen, die längste Ausgabe mit 1.176 Rennkilometern fand 1982 statt. Nach einer Fahrzeit von 14:11.19 Stunden hieß damals der Gesamtsieger Jean Ragnotti im Renault 5 Turbo auf Reifen von Michelin. Zum Vergleich: Citroën-Pilot Sébastien Loeb gewann 2008 in «nur» 3:42.58,0 Stunden nach 359,02 Kilometern auf Zeit…  

Extreme Aufgabe für den neuen Michelin Pilot Sport H5/S5  

In diesem Jahr stehen 332 Wettbewerbskilometer auf der Agenda, die sich allerdings auf nur noch neun Wertungsprüfungen verteilen – drei pro Etappe. Dies bedeutet aus Sicht der Rennreifen: Jeder Satz der neuen, im August bei der Rallye Deutschland erstmals eingesetzten Asphaltspezialisten Michelin Pilot Sport H5 und S5 muss ein hohes Maß an Performance mit einer enormen Ausdauerfähigkeit vereinen. So stehen zum Beispiel auf den identischen Schleifen am Freitagnachmittag und am Samstagvormittag 80,12 Kilometer über raue, den Abrieb besonders fördernde korsische Landstraßen an. Am Sonntag sind es sogar 94,91 Kilometer – mit der sogenannten Power-Stage «Bisinao – Agosta Plage», auf der bis zu drei WM-Extrapunkte vergeben werden, als krönendem Abschluss.

Dass der neue Michelin Pilot Sport H5 und S5 diesen Herausforderungen gewachsen ist, hat er bereits bei seinem erfolgreichen Debüt in Deutschland und hier speziell auf der fast 50 Kilometer messenden WP «Panzerplatte lang» mit ihrem besonders aggressiven Fahrbahnmix aus Betonplatten und Asphaltstücken bewiesen. «Die Rallye Deutschland war die erste Nagelprobe für den neuen H5/S5, und seine Leistungsfähigkeit lässt uns voller Zuversicht der ,Tour de Corse‘ entgegenblicken», betont Jacques Morelli, Leiter des Rallye-WM-Engagements von Michelin. «Die Konstrukteure und Entwickler von Michelin Motorsport dürfen mit ihrer Arbeit zufrieden sein. In enger Kooperation mit unseren Partnern ist ein hervorragend ausbalancierter Asphaltreifen entstanden, der auch den nochmals verschleißintensiveren Prüfungen auf Korsika trotzen wird.»  

Vor 20 Jahren feierte der profilierte Asphaltpneu sein Comeback  

Der WM-Klassiker auf der französischen Mittelmeerinsel diente in der Vergangenheit immer wieder als Bühne für technologische Innovationen von Michelin. Bereits 1973, also mit der Einführung der Rallye-Weltmeisterschaft, setzte die Premiummarke als erster Reifenhersteller auf profillose Radialpneus. Die sogenannten Slicks kamen mehr als zwei Jahrzehnte lang zum Einsatz und verhalfen zahlreichen Fahrzeugklassikern zu Asphaltsiegen – von der Renault-Alpine A110 über Porsche 911, Lancia Stratos, R5 Turbo, Audi Quattro, Peugeot 205 T16 und Lancia Delta bis hin zu zur Toyota Celica und dem Ford Escort.

1995 begrenzte ein neu eingeführtes technisches

Reglement die maximale Leistung der Rallye-Boliden auf 300 PS und verbot im gleichen Zug auch reinrassige Slicks. Aufgrund der neuen Regeln entwickelte Michelin die komplett neue 'N'-Reifenserie, die mit wechselseitig diagonal auf der Lauffläche eingelassenen Kerben den vorgeschriebenen Negativprofilanteil von 17 Prozent erreichte. Der stärker profilierte TA-Reifen war für den Einsatz bei feuchten Bedingungen gedacht. Nach einem spannenden Duell mit dem belgischen Ford Escort-Piloten Bruno Thiry sicherte der Franzose Didier Auriol sich und Toyota den ersten Sieg des Michelin „N“. In den darauffolgenden zehn Jahren triumphierten profilierte Asphaltreifen von Michelin bei 33 von 42 Läufen der Rallye-WM. Das entspricht einer Erfolgsquote von fast 80 Prozent.

Zwanzig Jahre später hat sich das Reglement erneut weiterentwickelt. Heute dürfen pro Saison nur noch ein Profilmuster und eine Asphaltreifen-Konstruktion eingesetzt werden. Zudem sind nur zwei verschiedene Laufflächenmischungen erlaubt. Die heutigen Asphaltpneus sind um ein Vielfaches haltbarer und vielseitiger als ihre Vorgänger und absolvieren Distanzen von mehr als 80 Kilometern. Gleichzeitig widerstehen sie der schärferen Gangart, wie sie die fortschrittlichen Fahrwerke und Radaufhängungen der World Rally Cars ermöglichen.

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