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Volkswagen bei der Rallye Schweden deutlich vorne

Von Toni Hoffmann
Sébastien Ogier führt bei der Rallye Schweden

Sébastien Ogier führt bei der Rallye Schweden

Frühe Führung für Sébastien Ogier, Schweden-Achterbahn für Andreas Mikkelsen, doppeltes Pech für Latvala, sechs Prüfungen, 118,36 Kilometer auf Zeit an Tag eins der Rallye Schweden.

Kniffligen Bedingungen bei der Rallye Schweden bestmöglich getrotzt: Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) haben am ersten Tag des Klassikers die Führung übernommen. Die Rallye-Weltmeister der vergangenen drei Jahre und derzeitigen WM-Führenden fuhren am Auftakttag des zweiten Laufs zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) bei extrem schwer einzuschätzenden Streckenverhältnissen einen deutlichen Vorsprung von 26,9 Sekunden auf Hayden Paddon/John Kennard (NZ/NZ, Hyundai) und weitere 6,8 Sekunden auf Mads Østberg/Ola Flœne (N/N, M-Sport-Ford) heraus.

Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) rangieren nach etwa der Hälfte der Rallye-Distanz mit 42,0 Sekunden Rückstand auf Platz sechs – sind aber angesichts von rund 15 Sekunden Rückstand auf Platz zwei dennoch in unmittelbarer Reichweite zum Podium. Während die WM-Zweiten nach Top-Zeiten zu Beginn zwei Ausflüge neben die Strecke zurückwarfen, wurden Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila im dritten Polo R WRC von einer beschädigten Antriebswelle ab der ersten bis zur letzten Prüfung des Tages eingebremst und mussten zu guter Letzt mit einer gebrochenen Aufhängung aufgeben. Sie werden am Samstag ein Comeback unter Rallye-2-Reglement geben.

Wegen ungewöhnlich warmen Wetters und anhaltender Regenfälle in den Tagen vor der Rallye Schweden mussten bereits einige Wertungsprüfungen des Klassikers abgesagt werden. Obwohl die Veranstalter mit einer enormen Energieleistung die Strecken der Rallye Schweden bis zum Start am Freitag bestmöglich präparierten, mussten sie der Witterung Tribut zollen. Die 118,36 am Freitag ausgetragenen Prüfungskilometer repräsentierten deshalb bereits rund die Hälfte der Gesamtdistanz bei der 2016er-Ausgabe der Rallye Schweden.  

Stimmen, Tag 01 Schweden

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Alles in allem ein guter Tag für uns. Die Bedingungen waren alles andere als leicht, speziell am Nachmittag, als wir als Erste auf der Strecke den frischen Schnee für die Nachfolgenden weggefegt haben. Ich habe von Beginn an alles gegeben, weil ich wusste, dass wir am Nachmittag Zeit verlieren würden. Mehr ging nicht. Am Morgen hatten wir auf der vierten Prüfung ‚Svullrya‘ viel Glück, als wir nach einer unerwarteten Wasserdurchfahrt rausgerutscht und mit dem Zeitverlust glimpflich davongekommen sind. Ein ereignisreicher Tag, aber wir sind zufrieden.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Knapp zwei Kilometer vor Ende der ersten Wertungsprüfung hatte ich nach einem Sprung einen Defekt an der Antriebswelle vorn links. Bei diesen Witterungsbedingungen nur mit Heckantrieb unterwegs zu sein, ist ein sehr schwieriges Unterfangen und ein massiver Zeitverlust unvermeidbar. Damit war die Rallye im Prinzip schon gelaufen, bevor sie richtig angefangen hatte. Auf der letzten Prüfung heute Nachmittag kam noch ein Aufhängungsschaden hinzu. Natürlich ist es deprimierend, aber als guter Sportsmann bleibt einem nichts anderes übrig, als nach vorn zu schauen und zu versuchen, beim nächsten Mal wieder anzugreifen.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Heute haben wir ein paar Fehler gemacht. Und dass wir hier nicht mit an der Spitze liegen, geht voll auf meine Kappe. Der erste Fehler auf der vierten Prüfung hätte wohl jedem passieren können, der, wie mein Teamkollege Sébastien Ogier und ich, die Route eröffnet hätte. Nach einer unvorhersehbaren Wasserdurchfahrt sind wir neben die Strecke gerutscht und hatten Glück, dass wir auf die Strecke zurückgekommen sind. Zudem habe ich mich heute einmal gedreht, die Frontpartie des Polo beschädigt und war danach einfach zu vorsichtig unterwegs. Dennoch haben wir gute Chancen auf einen Podiumsplatz – und dafür werden wir morgen und übermorgen natürlich kämpfen.»

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Als erstes ein großes Kompliment an die Veranstalter. Sie haben mit einer wahren Energieleistung eine Austragung der Rallye Schweden erst möglich gemacht. Sie haben mit enormen Engagement den nicht gerade Schweden-typischen und den für diese Jahreszeit zu warmen Temperaturen getrotzt. Die Bedingungen waren aber nicht nur für die Veranstalter, sondern auch für die Fahrer und Beifahrer extrem schwierig. Nach der ‚Recce‘ wurden die Strecken geglättet, gewässert und sind über Nacht gefroren. Starker Schneefall kam heute dazu – was die Fahrer und Beifahrer erwartete, war kaum vorhersehbar. Umso besser haben sich Sébastien Ogier und Julien Ingrassia geschlagen, wenn man bedenkt, dass sie die Route eröffnet haben. Andreas Mikkelsen und Anders Jæger haben, wie ihre Teamkollegen, zwei Ausflüge neben die Strecke gehabt – die deutlich mehr Zeit gekostet haben. Und Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila hatten mit einer früh gebrochenen Antriebswelle und dem späteren Aufhängungsbruch einfach nur Pech. Mit dem Ergebnis dieses so schwierigen Tages sind wir allerdings trotz der kleineren Probleme zufrieden.»

Und da waren dann noch ...

... 400 Stunden vor der «Glotze». Der neue Beifahrer von Andreas Mikkelsen, Anders Jæger, bereitete sich in den vergangenen Jahren nämlich per Video-Studium auf das Tempo in der Rallye-WM-Topklasse WRC vor. Und zwar durchschnittlich 400 Stunden im Jahr. Zum Vergleich: das entspricht bereits der Hälfte des mittleren Fernsehkonsums pro Jahr in seinem Heimatland Norwegen.

Und da war dann außerdem noch …

… die entscheidende Stunde vor der «Glotze». Denn die Idee, dass Andreas Mikkelsen und Andreas Jæger in der Rallye-WM ein Duo bilden, wurde beim Zocken an der Spielkonsole geboren. Während des Zeitvertreibs, bei dem sich Mikkelsen und Jæger in einer Rallye-Simulation duellierten, sprach der WM-Dritte der vergangenen zwei Jahre den magischen Satz: «Warum wirst Du nicht mein Beifahrer?». Gesagt, darauf vorbereitet, getan.

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