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Verkommt die LMP2 zum uninteressanten Einheitsbrei?

Von Oliver Müller
Immer seltener zu sehen: Der Ligier JS P217

Immer seltener zu sehen: Der Ligier JS P217

In der LMP2-Kategorie wechseln derzeit immer mehr Teams auf den Oreca 07. Dadurch wirkt die Klasse inzwischen fast schon wie eine Einheitsformel. SPEEDWEEK.com zählt zusammen und blickt auf die Gründe.

Für die Saison 2017 wurde die internationale LMP2-Kategorie komplett überarbeitet. Der Regelgeber ACO (Automobile Club de l'Ouest) hat seinerzeit nur noch vier Chassis-Lieferanten zugelassen. Dabei handelte es sich um Dallara aus Italien, Riley/Multimatic aus Nordamerika sowie die beiden französischen Firmen Oreca und Ligier. Als Folge wurde die Klasse um das beraubt, was sie über viele Jahre ausgezeichnet hat: Vielfalt. Während zuvor jeder Konstrukteur seinen eigenen LMP2 entwickeln durfte und damit beispielsweise bei den 24 Stunden von Le Mans antreten konnte, ist seit mittlerweile zweieinhalb Jahren eine Art Einheitsbrei angesagt. Dazu kommt, dass alle LMP2 der 2017er Generation mit dem 4.2L-V8-Saugmotor von Gibson ausgestattet sein müssen, was auch die Soundkulisse sehr gleichtönig macht.

Zugegeben: Zahlenmäßig hat das neue LMP2-Konzept der Klasse gut getan. Beim anstehenden Rennen der European Le Mans Series (ELMS) im britischen Silverstone treten satte 18 LMP2 an. Bei den 24 Stunden von Le Mans waren im Juni sogar 20 Boliden mit dabei. So gesehen befindet sich die Klasse also auf einem absoluten Höhenflug.

Der Blick auf die Anzahl der verschiedenen eingesetzten Chassis bringt jedoch auch ein anderes Bild mit sich. Der Riley/Multimatic MK30 hatte lediglich zu Beginn seiner Karriere einige Ausfahrten in Kundenhand und ist als LMP2 mittlerweile komplett von den Entrylists verschwunden. Der Dallara P217 wird derzeit immer seltener und auch vom Ligier JS P27 gibt es immer weniger Einsätze. Zuletzt haben sich beispielsweise die Ligier-Langzeitkunden United Autosports und Panis-Barthez Competition ebenfalls mit dem Klassenprimus Oreca 07 eingedeckt. Im Falle von United Autosports war dies extrem bemerkenswert, da das Team zuvor sogar Händler für Ligier-LMP in Großbritannien war und diesen Vertrag durch den Wechsel verloren hat.

Zählen wir einmal zusammen: In der amerikanischen IMSA-Serie sind 2019 in Vollzeit zwei LMP2 am Start – beides Oreca 07. Für die FIA WEC 2019/20 wurden acht LMP2 eingeschrieben – sieben Oreca und ein Dallara. Die 18 angesprochenen LMP2 der ELMS verteilen sich auf 13 Oreca, vier Ligier und einen Dallara. Das sind insgesamt also: 22 Oreca, vier Ligier, zwei Dallara und kein Riley/Multimatic.

Hierzu mal ein Vergleich mit den 24 Stunden von Le Mans 2008. Damals fuhren an der Sarthe zwölf LMP2. Diese teilten sich auf sieben Marken (Lola, Radical, Lucchini, Porsche, Embassy, Zytek und Pescarolo) auf. Dazu gab es mit AER (inklusive dem umgebrandeten MG), Judd, Mazda (auch von AER entwickelt), Porsche und Zytek fünf unterschiedliche Motoren.

Doch warum wechseln eigentlich immer mehr Teams auf den Oreca 07? Ganz klar, das Fahrzeug aus dem südfranzösischen Signes ist unbestritten das beste Fahrzeug im Feld. Und wenn ein Team (bzw. ein zahlender Kundenpilot) um den Meistertitel mitfahren will, so geht kein Weg an einem Oreca vorbei. Jedoch stellt sich die Frage, ob der ACO sich diesen Fast-Einheitsbrei nicht auch zu Teilen selbst eingebrockt hat.

Denn mit dem neuen Reglement wurde auch ein Entwicklungsstopp für die LMP2-Fahrzeuge bestimmt. Damit haben Riley/Multimatic, Dallara und Ligier keine Chance, ihren Rückstand auf Oreca aufzuholen. Zwar konnten sie Anfang 2018 über einen kleinen 'Joker' nochmals kurz nachbessern, doch auch dies verpuffte performanceseitig mehr oder weniger im Wind.

Das aktuelle LMP2-Reglement geht bis inklusive 2020. Ab 2021 kommt ein neues Regelbuch heraus, welches die Fahrzeuge unter anderem auf der Stoppuhr etwas einbremsen soll. Es bleibt zu hoffen, dass der ACO hier eine andere Herangehensweise wählt und wieder mehr Wettbewerb zulässt. Das würde dem Sport im Allgemeinen mehr als gut tun.

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