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Neel Jani: Das Interview mit dem Porsche-Neuzugang

Von Matthias Dubach
Der neue LMP1-Werksfahrer hat sich mit dem Wechsel zu Porsche einen Traum erfüllt. Neel Jani blickt aber auch nochmals auf Le Mans zurück.

Ein Tag nach dem 24h-Rennen in Le Mans wurde der Wechsel von Neel Jani (29) von Rebellion zum Porsche-Werksteam offiziell verkündet. Der Schweizer wird im Juli die Entwicklungsarbeit beim neuen LMP1-Projekt aufnehmen und daneben die Langstrecken-WM bei seinem aktuellen Team Rebellion Racing zu Ende fahren. Im exklusiven Interview mit SPEEDWEEK.com spricht Jani über berühmte Vorgänger bei Porsche, eine einmalige Chance, die Hintergründe des verkorksten Auftritts in Le Mans und den tödlichen Unfall vom Samstag.

Neel, du hast beim Le-Mans-Rekordsieger ein äusserst begehrtes Cockpit im Langstrecken-Sport bekommen. Wie lange haben die Verhandlungen gedauert?

Ich habe bei der Bekanntgabe des LMP1-Projekts von Porsche sofort gewusst, dass ich den Kontakt suchen muss. Porsche war immer mein Ziel, es war ein Traum, einmal für Porsche zu fahren. Porsche ist einfach Porsche! Mit dem LMP1 geht es um den Gesamtsieg, das hat für mich eine sehr grosse Bedeutung. Es ist fast eine einmalige Chance, bei einem neuen LMP1-Projekt von Anfang an dabei zu sein. Es ist ein grosse Ehre, für Porsche in Le Mans zu fahren.

Ein Schweizer fährt in Le Mans für Porsche, da kommen Erinnerungen auf…

Ja, es ist historisch bedeutsam, wenn man bedenkt, dass schon Jo Siffert und Herbert Müller, der «Stumpen-Herbi», in den Siebziger Jahren für Porsche gefahren sind. Es ist wirklich ein grosse Ehre, solchen Namen nachzufolgen.

Es ist die Rede von einem mehrjährigen Vertrag. Ist es ein unbefristeter Kontrakt?

Nein, es steht schon eine Jahreszahl im Vertrag. Natürlich ist es mein Ziel, langfristig bei Porsche zu bleiben. Aber bevor ich über das Ende spreche, will ich zuerst einmal mit dem Projekt starten!

Wann wirst du erstmals im Porsche sitzen?

Das wird wohl Ende Sommer der Fall sein. Es ist eine super Möglichkeit, bei der Entwicklungsarbeit dabei zu sein. Ich werde Timo und Romain (Anm.: Timo Bernhard und Romain Dumas) bei der Testarbeit unterstützen und daneben die restlichen Rennen mit Rebellion bestreiten.

Wie hat es dein bisheriges Team aufgenommen, dass du zu Porsche wechseln wirst?

Bei Rebellion haben sich alle für mich gefreut, das war wirklich schön. Ich bin jetzt nach Marcel Fässler schon der zweite Schweizer, der von Rebellion zu einem Werksteam wechselt. Das ist für die kurze Zeit der Teambestehung bemerkenswert und spricht für Rebellion.

Was wird der grösste Unterschied sein von deinem aktuellen Lola-Toyota zum LMP1-Porsche?

Ich hoffe, dass er siegfähig sein wird! Ich denke nicht, dass es einen Bereich gibt, der herausstechen wird. In einem Werksteam ist einfach viel mehr möglich als in einem Privatteam, jeder Bereich wird ein bisschen besser sein. In der Summe macht das den Unterschied.

Beim 24h-Rennen von Le Mans am Wochenende gab es nur Rang 40. Was war das Problem?

Wir hatten an der Vorderachse sogenanntes «Aero Bouncing». Durch einen Fehler beim Aerodynamik-Kit für Le Mans traten ab 280 km/h heftige Vibrationen auf. Es wurde immer schlimmer, wir mussten Mitte der Gerade schon vom Gas gehen. Durch die Vibrationen sind Sensoren abgebrochen und es haben sich immer mehr Teile losvibriert. Wir waren lange an der Box, weil wir nicht genau wussten, ob es sich auch auf die Aufhängung auswirken wird. Es war sehr merkwürdig, dieses Problem hatten wir zuvor nie. Wir erwarten es auch nicht mehr in dieser Saison, es lag am Le-Mans-Kit.
Das Problem zeigt den Unterschied zu einem Werksteam. Ein Werksteam kann viel mehr testen, wir hatten einfach den offiziellen Le-Mans-Test, mehr nicht. Aber da war es nie richtig trocken, deshalb ist das Problem mit dem Kit erst im Rennen aufgetaucht.

Wie denkst du über den tödlichen Unfall von Allan Simonsen? Hätte die Leitplanke mit Reifenstapeln geschützt werden müssen?

Ich habe nicht genau gesehen, wo er eingeschlagen hat. Er ist auf sehr ungewöhnliche Weise abgeflogen, deshalb ist es schwierig zu sagen, ob ein Reifenstapel geholfen hätte. Ich bin aber sicher, dass die FIA und der ACO aus dem Unfall ihre Lehren ziehen werden. Bei uns im Team haben wir lange nicht gewusst, was genau passiert ist. Die schlimme Nachricht ist dann langsam durchgesickert. Es ist eine Tragödie. Es hat unser Resultat in Relation gesetzt, wir haben gesehen, dass es Wichtigeres gibt im Leben als ein Problem mit einem Aerodynamik-Kit.

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