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Felix Forstenhäusler: Talent reicht nicht, Geld zählt

Von Susi Weber
Höhenflüge, Stürze, ein Comeback – Felix Forstenhäusler hat vieles hinter sich. Der 22-Jährige aus Grünkraut will im neuen Jahr vor allem eins: zurück ins Rennfahrer-Leben. Am liebsten in der Moto2-EM in Spanien.

«Aufhören? Das geht gar nicht. Das halte ich nicht aus!» Seit Felix Forstenhäusler 13 Jahre alt ist, ist der Motorsport, sind die Rennen auf zwei Rädern, seine Leidenschaft. Vieles hat er in dieser Zeit erreicht, vieles allerdings auch einstecken und verschmerzen müssen. Nach einem (nicht selbst verschuldeten) Sabbatjahr will der 22-Jährige aus Grünkraut wieder zurück in die Zweiradszene. Was fehlt ist ein solventer Geldgeber.

«Wenn ich 2015 eine Gelegenheit bekomme, werde ich das Team nicht enttäuschen», lässt Felix Forstenhäusler wissen. Man könnte sagen: Da spukt einer große Töne. Schaut man sich Forstenhäuslers Biographie genauer an, wird schnell klar: Da ist einer mit Talent, einer, der schon einmal wie Phönix aus der Asche zurückkehrte. Einer, der weiß, was er will. Einer, der allerdings auch einen Makel hat, wenn man es so nennen möchte. «Im Motorsport musst du heute Geld mitbringen, viel Geld», sagt Forstenhäusler. Und weiter: «Talent allein reicht nicht. Außer vielleicht, man ist Spanier.»

Rund 115.000 Euro kostet eine Saison in der für Forstenhäusler favorisierten Moto2-Meisterschaft in Spanien, rund 80.000 Euro eine in Deutschland, Italien oder beim European Cup. Geld, das der gelernte Industriekaufmann nicht selbst aufbringen kann. Genau deshalb tingelte Forstenhäusler – zwischen Arbeit und intensivem Fitnesstraining – durch die Lande: «Vom oberschwäbischen Motorsportgeist, der nicht zuletzt auch durch die Rennfahrer-Legende Reinhold Roth entstanden ist, ist nicht mehr viel zu spüren», zieht Forstenhäusler bittere Bilanz. Seinen Traum aufgeben, ist für ihn dennoch keine Option: «Ich trainiere so viel ich kann auf den Supermotostrecken in Italien und zusätzlich Ausdauer und Kraft, um mich fit zu halten. Ich will wieder zurück.»

Der Körper spielte nicht mehr mit

Um Felix Forstenhäusler ist es ruhig geworden. Zu ruhig, wie er findet. 2011 war sein Name noch in aller Munde. 2011, im Jahr seiner persönlich erfolgreichsten Saison und seiner Teilnahme am Weltmeisterschaftslauf auf dem Sachsenring. Fürs Auskurieren seiner Verletzungen nach Stürzen ließ er sich keine Zeit: «Ich habe mir keine Erholung gegönnt, wollte weiter, wollte vorwärts kommen.» Irgendwann spielte der Körper nicht mehr mit: «Die Ärzte rieten mir, wegen starker chronischer Schmerzen im Nacken und Kopfbereich auf unbestimmte Zeit Abstand zum Rennsport zu nehmen.» Es vergingen eineinhalb Jahre mit vielen Untersuchungen und Therapien. Förstenhäusler erholte sich, die Schmerzen waren weg: «Allerdings auch das Team mit meinen Mechanikern und Sponsoren.»

Im März 2013 kam unerwartet das Angebot vom IAMT-Factory Racing Team: ein Einsatz bei der neu ins Leben gerufenen Mitteleuropäischen Meisterschaft, Moto2 auf einem 600-ccm-Motorrad. Trotz kurzer Vorbereitungszeit, sehr wenigen Tests und einer geringen Erwartungshaltung des Teams («IAMT wollte lediglich das selbst konstruierte Motorrad weiterentwickeln, um in zwei Jahren den Sprung in die Moto2-WM zu schaffen») überraschte Forstenhäusler zum Auftakt mit Rang 8 und zwei Siegen am Sachsenring. Nach mehreren Podestplätzen hielt der Grünkrauter den zweiten Gesamtplatz bis zum Saisonfinale in Hockenheim. Wegen zweier technischer Ausfälle fiel er dort auf Rang 3 zurück.

Ebenso überraschend wie Forstenhäuslers erfolgreiches Comeback kam der Rückzug des Teams nach einem Jahr. «Das traf mitten ins Herz», erinnert sich der heute 22-Jährige: «Geplant war im Folgejahr die Spanische Meisterschaft in der Moto2-Klasse mit eventuellen Wildcard-Einsätzen.» Forstenhäusler stand erneut vor dem Nichts. Sponsorensuche statt Rennluftschnuppern lautete die Devise. Sie zog sich durch das Jahr 2014.

Hinwerfen will das Stehaufmännchen dennoch nicht: «Was und wo ich fahre, ist mir völlig egal.» Den «Traum Spanien» hat der Schwabe längst noch nicht ausgeträumt, aber auch mit der Deutschen oder Italienischen Meisterschaft wäre er glücklich: «Alle drei gelten als Sprungbrett für die WM. Und genau da will ich hin.»

Vorerst trainiert der leidenschaftliche Motorsportler weiter fünf Mal die Woche Fitness, Kraft, Ausdauer und Koordination, schaut auf seine Ernährung, das Halten des Gewichts knapp unter 70 Kilogramm und fährt wann immer möglich nach Italien auf die dortigen Supermotostrecken. Es ist ein Warten auf die Chance, das Hoffen, wieder dorthin zu kommen, wo er vor drei, vier Jahren war. Wie sagte er doch? «Aufhören? Das geht gar nicht. Das halte ich nicht aus!»

Forstenhäuslers Stationen

2006 Forstenhäusler entdeckt auf einer Kawasaki KX 80 seine Leidenschaft für den Motorradrennsport.

2007 Teilnahme am ADAC Junior Cup mit einer 125-ccm-Aprilia.

2008 Zweites Jahr im ADAC Junior Cup mit einigen Top-5-Position. Platz 8 trotz zweier Ausfälle.

2009 Wechsel in die Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) mit einem eigenen Team und einer Honda. 19. Gesamtrang.

2010 Ab dem dritten Rennen fährt Forstenhäusler eine 125er-Seel-Honda und im Team von Jörg Seel. Förstenhäusler wird Gesamtzwölfter.

2011 Gesamtsiebter in der 125er-IDM. Wildcard für den WM-Lauf auf dem Sachsenring und Platz 27. Aber auch mehrere Stürze.

2012 Rennsport-Abstinenz aufgrund starker und unfallbedingter Nacken- und Kopfschmerzen.

2013 Rückkehr im IAMT-Factory Racing Team in der neuen Mitteleuropäischen Meisterschaft auf einem Moto2-Motorrad (600 ccm) mit Zwei-Jahres-Vertrag. Vier Podestplätze, zwei Siege am Sachsenring, dritter Gesamtrang.

2014 Überraschender Ausstieg des Hauptsponsors und Konstrukteurs IAMT und damit das Aus für Felix Forstenhäusler.

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