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Zanardi: Hawaii-Triathlon zwischen zwei Renneinsätzen

Von Tom Vorderfelt
Alex Zanardi kann weiterhin nichts bremsen

Alex Zanardi kann weiterhin nichts bremsen

Die Rennen in der Blancpain Sprint Series reichen Alex Zanardi nicht aus: Im Oktober nimmt der Italiener seinen ersten Langstrecken-Triathlon in Angriff.

Alessandro Zanardi bereitet sich auf seine nächste große Herausforderung vor: Am 11. Oktober wird der BMW Werksfahrer auf Hawaii seinen ersten Langstrecken-Triathlon bestreiten. Der 47-jährige Zanardi ist nicht nur ein schneller und erfolgreicher Rennfahrer. Er ist auch einer der besten Handbike-Fahrer der Welt. Dies stellte er unter anderem unter Beweis, als er 2012 bei den Paralympischen Spielen in London zwei Goldmedaillen gewann und sich 2013 zum zweifachen Para-Cycling-Weltmeister krönte. Der Triathlon auf der hawaiianischen Insel Big Island wird jedoch eine noch härtere Herausforderung für den Italiener.

Der Wettbewerb besteht aus drei Abschnitten. Zunächst müssen die Teilnehmer 3,86 Kilometer im offenen Meer schwimmen. Zanardi, der bei einem schweren Rennunfall beide Beine verloren hat, darf als Hilfestellung mit einem speziellen Schwimmanzug schwimmen. Danach gehen die Teilnehmer auf eine 180,2 Kilometer lange Radstrecke. Zanardi wird diesen Abschnitt mit seinem Handbike bestreiten, mit dem er auch die paralympischen Goldmedaillen gewonnen hat. Zum Schluss wartet auf die Triathleten ein 42,195 Kilometer langer Marathon. Diesen wird Zanardi mit einem Rennrollstuhl bestreiten. Insgesamt wird der 47-Jährige also 226,255 Kilometer absolvieren – allein mit der Kraft seiner Arme.

In den kommenden Wochen und Monaten wechselt Zanardi zwischen seinem Handbike, seinem Rennrollstuhl und seinem BMW Z4 GT3 hin und her. Am kommenden Wochenende startet der BMW Werksfahrer bei der nächsten Runde der Blancpain Sprint Series 2014 auf dem Slovakia Ring bei Bratislava. Von dort aus geht es für ihn direkt nach Greenville, South Carolina, wo er vom 28. August bis zum 1. September bei den Para-Cycling-Weltmeisterschaften seine Titel verteidigen will. Nur eine Woche später tritt er mit der Blancpain Sprint Series in Portimão an, bevor er mit der finalen Vorbereitung auf den Triathlon beginnt.

Alessandro Zanardi im Interview:
Alessandro, im Oktober werden Sie sich der nächsten großen Herausforderung in Ihrer Karriere stellen und auf Hawaii bei einem Triathlon starten. Was bedeutet das für Sie?

«Grosse Herausforderungen haben mich immer schon gereizt, und dieser Triathlon ist wahrscheinlich die größte Herausforderung von allen. Dort teilzunehmen ist ein wahr gewordener Traum für mich. Zudem muss ich sagen, dass ich noch nie einen Triathlon bestritten habe. Dass ich dann gleich bei einem solchen Rennen mein Debüt geben kann, macht mich stolz. Wir sprechen von vier Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern mit meinem Handbike und 42 Kilometern mit meinem Rennrollstuhl. Es wird also definitiv ein hartes Rennen.»

Können Sie uns mehr über die drei einzelnen Abschnitte des Rennens sagen?

«Die erste Disziplin beim Triathlon ist das Schwimmen, dann folgt das Radfahren, und zum Schluss kommt die Laufstrecke. Es wird mir erlaubt, mit einem Schwimmanzug zu schwimmen. Er hilft, meinen Körper in der richtigen Position zu halten. Das ist ein kleiner Vorteil, der ein bisschen mein Handicap ausgleicht, dass ich keine Beine habe. Die Radstrecke absolviere ich mit meinem Handbike. Das wird zwar auch anstrengend, aber das ist meine Spezialdisziplin und tägliche Routine für mich. Für diesen Abschnitt bin ich also gut trainiert. Zuletzt wird dann gelaufen. Das kann ich natürlich nicht, deshalb darf ich dort mit einem speziellen Rennrollstuhl antreten. Mit dem erreicht man ein recht hohes und respektables Tempo. Mein Ziel ist, auf diesem letzten Teilstück auf eine Zeit von unter 2:30 Stunden zu kommen. Wenn mir das gelingt, kann ich sicher im Vergleich zu den normalen Triathleten einige Positionen aufholen.»

Was werden bei diesem Triathlon Ihre größten Herausforderungen sein?

«Es ist schwierig für mich, im Vorfeld zu beurteilen, was auf Hawaii am härtesten sein wird. Denn ich habe keine Erfahrungswerte, ich kann nur raten. Die Schwimmstrecke wird sicher einfach. Zum einen, weil es der erste Abschnitt ist und ich zu Beginn des Rennens noch frisch bin. Zum anderen, weil ich bei diesem Bewegungsablauf mehr oder weniger dieselben Muskeln benutze wie mit meinem Handbike. Wenn ich es nicht übertreibe und das richtige Tempo halte, dann denke ich, dass ich diesen ersten Teil recht gut bewältigen und relativ frisch auf die Radstrecke gehen kann. Was dann im dritten Teil passiert, dahinter steht noch ein großes Fragezeichen. Denn der Rennrollstuhl ist ganz anders als das Handbike, auch wenn sie sehr ähnlich aussehen. Es ist, als ob man ein Flugzeug mit einem Auto vergleicht. Beides sind Fortbewegungsmittel, aber das eine fliegt und das andere fährt auf der Straße. Es ist also etwas ganz anderes, aber auch dort wird es sehr wichtig sein, das richtige Tempo zu finden und dieses Tempo zu halten, ohne sich zu sehr zu verausgaben, damit man in einem noch einigermaßen menschlichen Zustand ins Ziel kommt.“

Was ist Ihre Zielsetzung für Hawaii?

«Normalerweise sagt man vor einem Rennen immer: ‚Ich möchte mit dem Wissen ins Ziel kommen, dass ich alles gegeben habe‘. Aber Hawaii ist eine wirklich harte Angelegenheit. Ich bin mir sicher, dass man bereits lange vor dem Ziel das Gefühl hat, dass man schon alles gegeben hat. Deshalb möchte ich einfach Spaß haben, die Distanz in einer guten Zeit bewältigen – und dieses Zielfoto bekommen, das ich dann in meinem ‚Spielzimmer‘ aufhängen werde. Hin und wieder werde ich es mir dann ansehen und sagen: ‚Wow! Das habe ich in meinem Leben auch geschafft’. Das ist also mein Hauptziel: Etwas zu tun, von dem ich später sagen kann: ‚Das war wahrscheinlich mit das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe‘.»

In dieser Saison 2014 sind Sie aufgrund Ihrer vielen verschiedenen Aktivitäten sehr beschäftigt. Wie vereinbaren Sie den Rennsport, das Para-Cycling und die Vorbereitung auf den Triathlon?

«Ja, ich bestreite regelmäßig Para-Cycling-Wettbewerbe und starte mit meinem BMW Z4 GT3 in der Blancpain Sprint Series. Die Vorbereitung auf diese beiden verschiedenen Disziplinen ist recht schwierig zu vereinbaren, und nun gibt es da noch diese dritte und sehr wichtige Herausforderung, die am 11. Oktober auf Hawaii auf mich wartet. Um mich auf den Triathlon vorzubereiten, habe ich mich zunächst an das neue Sportgerät, den Rollstuhl, gewöhnt. Gleichzeitig habe ich daran gearbeitet, die richtige Technik zu entwickeln, um die lange Distanz von vier Kilometern Schwimmen durchzuhalten. Ich kann nicht erwarten, dass ich mich in der Zeit, die ich zur Verfügung habe, individuell auf alle drei Disziplinen vorbereiten kann. Ich kann mich nur für meine Aktivitäten im Para-Cycling fit halten. Aber – zumindest in diesem Jahr – trete ich bei diesem Triathlon an, um in einer respektablen Zeit das Ziel zu erreichen, und nicht, um einen neuen Weltrekord für Para-Athleten aufzustellen.»

Ende August werden Sie außerdem an der Handbike-Weltmeisterschaft in Greenville teilnehmen. Mit einem klaren Ziel: die Titel zu verteidigen?

«Ich komme als amtierender Weltmeister nach Greenville, sowohl im Zeitfahren als auch im Strassenrennen. Und ich werde natürlich alles geben, um meine Titel zu verteidigen. Es wird nicht einfach, denn natürlich möchten einen alle herausfordern, da man derjenige ist, der die Messlatte gelegt hat. Doch dies macht mich auch sehr stolz. Ich habe sehr viel Respekt vor meinen Konkurrenten, aber ich habe auch keine Angst davor, es bei der Weltmeisterschaft wieder mit ihnen aufzunehmen. Es ist eine sehr wichtige Veranstaltung. Ich freue mich schon sehr darauf, denn das ist, was mein Leben ausmacht. Natürlich ist mein Ziel, mit der Goldmedaille nach Hause zu reisen. Aber wenn dies nicht der Fall sein sollte, wäre es auch okay.»

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