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Ferdinand Kreidl: «Die Quälerei hat sich gelohnt»

Von Matthias Dubach
Geschafft: Kreidl am Ziel seiner Träume

Geschafft: Kreidl am Ziel seiner Träume

Als einziger Motorradpilot aus Österreich nahm Ferdinand Kreidl an der diesjährigen Rallye Dakar teil. Nun zieht er sein Fazit und erzählt, wie gross die Erlösung bei der Zielankunft war.

Der Österreicher Ferdinand Kreidl hat bei der Rallye Dakar 2013 sein grosses Ziel erreicht: Der KTM-Privatpilot erreichte nach über 8000 km durch Peru, Argentinien und Chile das Ziel in Santiago de Chile. Für den 45-Jährigen war es die erste Dakar-Zielankunft bei der zweiten Teilnahme. «Grundsätzlich kann ich das Zitat von Alfi Cox bestätigen: «Willst Du Spass haben, dann fahre jede Rallye, nur nicht die Dakar», meint Kreidl über die zwei härtesten Wochen seines Lebens.

Kreidl: «Es war eine permanente Schinderei und ein Kampf gegen mich selbst: Übermüdung, zeitlicher Stress, man ist immer hinten dran… Täglich tauchten enorm viele Situationen auf, an denen man scheitern hätte können. Dieses Jahr kamen zusätzlich die krassen Temperaturunterschiede dazu. Teilweise hatten wir am Morgen knapp über null Grad und Regen – knackige Sache mit normaler Endurokleidung – und Mittags schon wieder 40 Grad!»

Aber auf der grossen Rampe in der chilenischen Hauptstadt, auf der sich jeder einzelne Zielankömmling feiern lassen konnte, waren die Strapazen vergessen. «Es war ein tolles Rennen und ich möchte keine Sekunde missen», versichert Kreidl, der das Rennen auf Rang 88 beendete.

Umfangreiches Material-Management

Als einer der privaten Rallye-Enthusiasten musste Kreidl seine 450-ccm-KTM selber im Griff haben. «Täglich wurde das Motorrad komplett durchgecheckt. Also alle Schrauben nachgezogen, Speichen kontrolliert und wenn notwendig nachgezogen, Luftfilter getauscht und Öl gewechselt. Die Ölwechsel sind die Grundlage für die Entscheidung, ob der Motor getauscht wird oder nicht – sind kein Abrieb oder Späne im Öl, bleibt der Motor drin», erklärt der einzige Dakar-Pilot aus Österreich. «Jeder Motorwechsel ist auch ein Risiko, es gilt das Motto 'never change running systems'. Ich bin also mit einem Motor durchgefahren. Reifen und Mousse haben wir nach Bedarf getauscht, also nicht täglich. Der Kettensatz und die Ruckdämpfer in der Hinterradnabe wurden jeweils einmal getauscht. Alle zwei Tage gab es neue Bremsbeläge.»

Kreidl: «Drei Vorderradfelgen habe ich auch verbraucht. Die Sicht war im Staub oft sehr schlecht und ich hatte mit meiner Einclips-Brille in der MX-Brille nochmals weniger Sicht und somit manchen Stein im Fesh-Fesh-Sand 'gefunden' und das dann mit 'Köpflern' gebüsst.»

 Auf die KTM warten in Zukunft erneute Einsätze, deshalb stellt Kreidl fest: »Den linken Tank habe ich mir fast durchgeschliffen. Er nässt, also muss ein neuer her. Das Serviceteam vom Team Kaiser hat tolle Arbeitet geleistet: Ich habe mein Bordwerkzeug während des Rennens kein einziges Mal benötigt, erst im Ziel bei der Demontage des Iritracks (Anm.: Satelliten-Ortungssystem, vom Veranstalter gestellt) habe ich die Kombizange ausgepackt.»

Nudeln zum frühen Frühstück

Natürlich brauchte auch der obere Teil des Motorrads seine Pflege: «Gegessen habe ich immer, wenn Möglichkeit dazu war. Um halb 5 Uhr morgens bereits Eierspeisen, Schinken und Nudeln, tagsüber Energieriegel und am Abend Fleisch. Den Trinkrucksack habe ich zusätzlich zu den Getränken beim Essen und im Biwak mindestens zweimal täglich mit drei Litern befüllt», erklärt Kreidl.

«Zwischen dem Start in Lima und dem absoluten Glückserlebnis in Santiago gab es viele intensive Erlebnisse», versichert der 45-Jährige und zählt auf: «Spektakuläre Dünenauf- und –abfahrten, endlos lange Flussbetten, permanent wechselnde Böden, von Meeresniveau mehrmals auf eine Höhe von knapp 5.000 m, tolle Naturerlebnisse wie die Pinguine an der Pazifikküste, extrem begeisterte Menschen, vor allem in Argentinien; die Fans haben viel Kraft gegeben. Flussdurchfahrten, enorm schnelle Schotterpisten.»

Aber auch die weniger schönen Geschehnisse bleiben unvergesslich: «Teilweise Sekundenschlaf bei den Verbindungsetappen, Stürze mit schmerzlichem, aber glücklichem Ausgang und toller medizinischer Behandlung, Anstrengung bis zum Abwinken und extremen Temperaturunterschieden», sagt Kreidl. Der Tiefpunkt waren die beiden Stürze an zwei Tagen hintereinander auf linken Ellbogen, der verarztet werden musste. «Beim zweiten Sturz habe ich schon heftig in den Helm geflucht...»

Aber das Fazit des Dakar-Bezwingers fällt positiv aus: «Die ganze Quälerei hat sich aber mit der Zielankunft in Santiago de Chile mehr als gelohnt.»

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