Mortara: Sind nicht mit den gleichen Regeln gefahren
Edo Mortara
Als Edoardo Mortara den Titelkampf endgültig verloren hatte, übermannten ihn die Gefühle. Der Audi-Pilot ließ seinen Kopf kurz auf das Lenkrad seines Audi sinken. Durch seinen Helm waren zwar nur seine Augen zu sehen, doch darin konnte man vor allem eines lesen: Tiefe Enttäuschung.
Sein fünfter Saisonsieg beim letzten Rennen in Hockenheim hat nicht gereicht, Marco Wittmann krönte sich mit einem vierten Rang zum zweiten Mal nach 2014 zum DTM-Champion.
Als Mortara das Auto verließ, hatte der emotionale Italiener Tränen in den Augen. Er hatte alles gegeben, auch einem schwierigen Rennwochenende mit zahlreichen technischen Komplikationen getrotzt und zwei starke Auftritte hingelegt. Am Ende fehlten ihm vier mickrige Punkte. Er benötigte auch die Zeit zwischen Siegerehrung und Pressekonferenz, bis er die größte Enttäuschung zumindest halbwegs überspielen konnte.
Verloren hatte er den Titel sowieso nicht in Hockenheim. Für ihn ist klar: Zandvoort war der Knackpunkt. Das Rennen, das ihn zehn Punkte gekostet hatte, als er wegen eines fehlerhaften GPS-Systems eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam. Zu Unrecht, wie später auch der DMSB zugab. Als Tatsachenentscheidung gab es daran aber nichts zu rütteln.
Albträume hat er deswegen zwar nicht. Doch für ihn steht fest: «Diese Entscheidung war unfassbar falsch, in einer Serie wie der DTM ist das inakzeptabel. Ich habe den Titel dort verloren. Das hat mich zehn Punkte gekostet.» Und noch mehr, denn im Anschluss war er nicht mehr bester Audi-Fahrer und musste Jamie Green mehrmals vorbeilassen, was ihn weitere Zähler kostete. Für Audis DTM-Leiter Dieter Gass ist beim «bittersten Sieg» sogar der Super-GAU eingetreten.
Natürlich könnte Mortara wesentlich besser damit umgehen, wenn er die Punkte selbst verloren hätte. Doch auch mit einem anderen Thema haderte Mortara. Als er danach gefragt wurde, ob Wittmann den Titel aufgrund der Zugeständnisse für BMW wirklich verdient habe, druckste er ein wenig herum. «Es ist schwierig zu sagen, ob er den Titel wirklich verdient hat. Natürlich hat er alles richtig gemacht, sein Team auch. Wir sind aber nicht mit den gleichen Regeln gefahren», sagte Mortara.
BMW durfte in dieser Saison mit einem um 7,5 Kilogramm leichteren Auto starten, dazu mit einem 50 Millimeter breiteren Heckflügel. «Es kann nur einen gerechten Kampf zwischen allen von uns geben, wenn die Regeln für alle gleich sind. Das war in diesem Jahr nicht der Fall. Ich hoffe, dass es im nächsten Jahr so sein wird», sagte er.
Wo er dann den nächsten Angriff auf den Titel starten wird, wollte er nicht verraten. Auch wenn sein Wechsel von Audi zu Mercedes im Grunde ein offenes Geheimnis im Fahrerlager ist.