MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

«Überbewertete Scheinwelt»: Rocky erklärt Rückzug

Von Andreas Reiners
Mike Rockenfeller und Timo Glock

Mike Rockenfeller und Timo Glock

Mike Rockenfeller hat hingeschmissen und sich aus der Welt der sozialen Medien verabschiedet. Bei SPEEDWEEK.com erklärt er, warum. Und kritisiert Twitter und Co.

Es gibt sie, die Komplettverweigerer. Die sich in den sozialen Medien nicht wohlfühlen, die keinen Sinn darin sehen, sich zu präsentieren, das Leben mit den Followern zu teilen. Im professionellen Sport ist es eine absolute Seltenheit, eine Ausnahme. Ja, man ist fast schon ein Sonderling. Oder eben konsequent, man selbst.

Wie der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, der damit gar nicht erst angefangen hat. Oder der frühere DTM-Champion Mike Rockenfeller, der sich in der Winterpause von den sozialen Medien verabschiedet hat. Tschüss, Aus, weg.

«Entweder mache ich es richtig und ich bin der Typ, der Bock darauf hat. Oder eben nicht. Ich bin es nicht, deshalb habe ich die Entscheidung getroffen», sagte Rockenfeller SPEEDWEEK.com. Man muss dazu sagen: Er hat es, wie viele Sportler auch, vorher durch eine Agentur machen lassen.

Zum Zeitpunkt seines Rückzugs Anfang März hatte er rund 31.000 Fans bei Facebook, rund 13.000 bei Twitter, mehr als 20.000 bei Instagram. Bei Audi sprang man nicht unbedingt im Dreieck vor Freude, legte ihm aber auch keine Steine in den Weg. Eine Social-Media-Pflicht bestand vertraglich nämlich nicht.

Rockenfeller erinnert sich an die Anfänge bei Audi: «Da hieß es: ‚Nix machen, Social Media ist furchtbar. Bloß nichts posten, es ist alles geheim.‘ Das ist jetzt ganz anders, jetzt nutzen die Hersteller auch alle Kanäle.» Und über diese Kanäle findet der 35-Jährige natürlich immer noch statt.

Nur eben nicht mehr über die eigenen Accounts. Denn einfach gesagt, ist das nicht die Welt des Audi-Piloten.

«Es macht mir einfach keinen Spaß. Ich habe keinen Bock, ständig darüber nachzudenken, eine coole Sache zu posten. Ich wüsste nicht, was ich für einen Fan einen Mehrwert generieren kann. Den Aufwand, den ich dafür betreiben und wie sehr ich mich verbiegen müsste, ist es nicht wert. Und ich glaube, dass es eine Scheinwelt ist, die überbewertet ist und zu sehr Überhand nimmt. Das Leben, das die Leute von den Influencern suggeriert bekommen, ist anders, da sieht man auch mal kacke aus und ist nicht immer nur gut drauf. Das postet nur kaum jemand. Das ist nicht meine Welt.»

Ihm ist klar, dass er dadurch Fans enttäuscht. Und auch finanziell kann es sich auswirken, weil er Sponsoren die Plattformen auf Twitter und Co. nicht mehr bieten kann. BMW-Kollege Timo Glock zum Beispiel gehört zu den Vertretern, die sagen: Social Media gehört für einen Profisportler dazu. «Ich ziehe den Hut vor Mike, das haben noch nicht viele gemacht. Generell finde ich aber, dass es dazugehört. Es ermöglicht dir, dich mehr zu verkaufen. Auch dem Hersteller und den Sponsoren. Ich muss nicht jeden Tag meinen Kaffee oder das 15. Selfie posten. Man kann es aber nutzen, um seinen Wert zu steigern», sagte Glock SPEEDWEEK.com.

Wie zum Beispiel zuletzt das Video, das ihn angeblich als «Hulk» beim Gewichtheben zeigt. Oder das witzige Poolvideo seines BMW-Teams, das auf Facebook fast 38 Millionen (!) Zuschauer generiert hat.

Muss man als Sportler? Oder muss man nicht? Das Paradebeispiel ist Lewis Hamilton, der seine Kanäle, denen Millionen Fans folgen, perfekt bespielt. «Das ist aber auch sein Ding. Du musst aufstehen und dich geil finden. Das ist eine grundlegende Charaktereigenschaft», so Rockenfeller, der jungen Fahrern aber dazu rät, sich über die sozialen Medien zu zeigen.

«Als junger Fahrer, wenn ich eh schon in dieser Welt unterwegs bin, würde ich jedem empfehlen, das zu machen. Weil es dir Vorteile bringen kann. Mit 35 hängt meine Karriere nicht mehr davon ab. Dafür kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren.»


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