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Sieg futsch: Audi-Drama gibt plattem Rast den Rest

Von Andreas Reiners
René Rast und Nico Müller

René Rast und Nico Müller

Für Audi trat im achten Saisonrennen der DTM auf dem Norisring der Worst Case ein: Beide Titelkandidaten kollidierten. Wie konnte das passieren?

René Rast war mitgenommen. Platt. Fertig. Am Ende. Zwei Sätze zum achten Saisonrennen, eine halbe Stunde hinlegen, kurz zum Meeting und dann ab nach Hause. Der Tabellenführer hatte genug, in allen Belangen. Denn: Er fühlte sich schon den ganzen Tag über nicht gut, vor dem Rennen hatte sich der 32-Jährige übergeben, tippte später auf eine sich anbahnende Grippe.

SPEEDWEEK.com weiß aber: Der Shitstorm, der Wirbel und die Beleidigungen wegen seines Bayern-Logos haben Rast in Verbindung mit dem üblichen DTM-Stress offenbar doch mehr zugesetzt. Hass-Kommentare im vierstelligen Bereich ist der Audi-Pilot schlicht nicht gewohnt, der ganze Ärger zog sich über mehrere Tage.

Hinzu kam das verpatzte Sonntagsrennen. Es war aus Audi-Sicht DIE Szene des achten DTM-Saisonlaufs: Der Gesamtzweite Nico Müller dreht Tabellenführer Rast in der ersten Runde. Ausgerechnet. Eigentlich ein Super-GAU im Titelkampf, ein No-Go. Viel wollte Rast dazu gar nicht sagen, vermied es, ein Fass aufzumachen. «Das ist unglücklich gelaufen, das haben wir nicht gebraucht. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und analysieren, was schiefgelaufen ist, die Pace war da.»

Doch wie kam es dazu, dass Müller und Rast ihr Rennen nach der Pole durch Rast und Startplatz zwei von Müller so unnötig wegwarfen?

Beide verloren unmittelbar nach der ersten Kurve ihr Momentum und die Führung an den späteren Sieger Bruno Spengler (BMW), kämpften dann in Richtung Kurve zwei um Platz zwei, wobei Müller ein kleines Stück hinter Rast lag. Müller: «Ich habe ihn außen fahren lassen habe früh gebremst, war aber noch innen an ihm, um keine Position gegen Philipp Eng zu verlieren.»

Doch Müller touchierte Rast in Kurve zwei an der Ecke des Audi. Das reichte für einen Dreher. Müller bekam eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Beide fielen weit zurück. Bitter.

Nochmal bitter: Bram Schot, der Vorsitzende des Vorstands der AUDI AG, verfolgte das Sonntagsrennen gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Hans-Joachim Rothenpieler (Technische Entwicklung) und Peter Kössler (Produktion und Logistik) an der Audi-Box. «Den Sieg haben wir heute verschenkt, aber mannschaftlich war es eine ganz starke Leistung», sagte Schot.

Müller sah es anschließend nicht ein, die komplette Schuld für das «friendly Fire» auf sich zu nehmen. „Dass die beiden Titelkandidaten in der ersten Runde ihr Renen wegwerfen, ist natürlich scheiße. Ich kann mich aber auch nicht in Luft auflösen“, sagte der Schweizer SPEEDWEEK.com: «Er ist ein hohes Risiko gegangen. Ich habe mich entschuldigt. Aber wir sind Rennfahrer, und ich stecke nicht immer zurück. Ich habe nicht viel falsch gemacht. Ich hätte es verhindern können, aber nur, indem ich völlig zurückgesteckt hätte und meinen Rennfahrer-Instinkt komplett in den Keller geschickt hätte.»

Müller findet, dass Rast auch seinen Teil zu der Kollision beigetragen hat. «Ich war in der zweiten Kurve derjenige, der früh gebremst hat und ihn hat fahren lassen. Er ist nur davon ausgegangen, dass ich ihm danach wieder Platz lasse, damit er schön herausbeschleunigen kann», so Müller.

Er wird es in Zukunft nicht anders machen. Er glaubt stattdessen, dass Rast seine Lehren daraus ziehen sollte. Müller: «Ich glaube, dass er bei einem ähnlichen Manöver in Zukunft anders agieren wird. Dass er nicht versuchen wird, zwei Kurven weiter zu denken und schon Bruno zu attackieren, sondern erst einmal versucht, diese eine Kurve zu überleben, in der ich ihn eigentlich vorbeigewunken habe.»

Netter Trost: Rast und Müller schafften es trotzdem in die Punkte, sammelten als Siebter und Achter sechs und vier Zähler. Was zeigte, wie stark die beiden in Nürnberg waren. Rast führt die Gesamtwertung mit 127 Punkte an vor Müller (102), dem BMW-Pilot Philipp Eng (101) im Nacken sitzt. Der Vierte Spengler (76) hat bereits etwas Rückstand.

Wie geht Audi damit um? Audis Motorsportchef Dieter Gass: «Das ist das Schlechteste, das überhaupt passieren kann. Wir werden uns das zusammen anschauen und uns anhören, was die Fahrer zu sagen haben. Kontakt zwischen zwei Audis wollen wir natürlich gar nicht. Aber klar: Umgekehrt wollen wir natürlich, dass alle gegeneinander kämpfen.»

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