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Ende der Class-1-Ära: Wer schreibt DTM-Geschichte?

Von Andreas Reiners
Wer macht das Titelrennen?

Wer macht das Titelrennen?

René Rast? Oder doch Nico Müller? Am Wochenende steigt das große DTM-Finale in Hockenheim mit dem letzten Auftritt der Class-1-Autos. Wir haben die beiden Titel-Hauptdarsteller unter die Lupe genommen.

Ja, streng genommen sind beim DTM-Finale in Hockenheim noch drei Fahrer im Titelrennen. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie können Geschichte schreiben mit dem Gewinn des Titels zum Abschluss der Class-1-Ära, denn die DTM startet 2021 in eine neue Zukunft.

René Rast führt die Gesamtwertung mit 304 Punkten an vor Nico Müller, der 19 Zähler Rückstand hat. Der dritte Audi-Fahrer im Bunde, Robin Frijns, hat bereits 41 Punkte Rückstand auf Rast. Es müsste also sehr viel passieren, damit der Niederländer tatsächlich noch aktiv in den Titelkampf eingreifen kann, vor allem, weil Müller sein Teamkollege ist.

Deshalb nehmen wir vor dem großen Showdown die beiden Hauptdarsteller Rast und Müller unter die Lupe und vergleichen sie in diversen Kategorien. 

Killerinstinkt:

Der zweimalige Champion Rast ist ein Killer, wie er im Motorsport-Buch steht. Nahezu jede sich ihm bietende Möglichkeit wird erbarmungslos exekutiert. Rast ist einer, den man nie abschreiben darf. Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Nähert sich die Saison dem Finale, ist er da.

Müller hat in dieser Saison auch regelmäßig abgeliefert, hat sich kaum Fehler erlaubt. Die Dinge, die gegen ihn liefen, waren oft auch Pech. Allerdings hatte sich in Zolder zuletzt auch DTM-Chef Gerhard Berger, ob Müller in der entscheidende Phase die nötige Aggressivität zeige. Der Punkt geht an Rast.

Titelkampf-Erfahrung:

Rast macht seit seiner ersten vollen Saison 2017 nicht anderes, als um den Titel zu fahren. Geht es um Vorbereitung, Herangehensweise und Erfahrung, macht ihm keiner etwas vor.

Müller konnte Rast zwar auch 2019 schon herausfordern, so wirklich gefährlich wurde er ihm hinten heraus aber nicht mehr. Bereits am vorletzten Rennwochenende stand Rast als Champion fest. Wie Müller mit einem Do-or-Die-Wochenende umgeht, bleibt abzuwarten. Punkt Rast.

Team:

Rast fährt seit 2017 für Rosberg, demnach ist auch seine Mannschaft erprobt im Titelkampf. Allerdings fällt Rosberg beim Teamkollegen ab, Jamie Green fällt auf der Strecke vor allem durch Kollisionen auf, ein echter Backup auf Augenhöhe mit Rast ist er nicht mehr.

Ganz anders Frijns, der ja theoretisch sogar selbst noch um den Titel fährt. Im Normalfall würde er aber Doppelpass mit Müller spielen und wäre zweite Waffe gegen Rast. Ja, und beim Meisterteam Abt wissen sie natürlich auch, wie man Titel gewinnt. Punkt für Müller.

Nervenkostüm:

Eigentlich tun sich beide in dem Bereich nicht viel, allerdings zeigte Müller zuletzt in Zolder auch mal seine andere Seite, als er hier und da emotional-ausfallend wurde.

Nichts Wildes, allerdings konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass Müller etwas angespannter ist und sich von Nebengeräuschen ablenken lässt. Rast hingegen ist eine Maschine, den bringt nichts aus der Ruhe. Leichter Vorteil Rast.

Druck:

Die große Frage: Wer hat mehr zu verlieren? Vor Zolder war es ohne Frage Müller, der die ganze Saison die Gesamtführung inne hatte. Nun ist Rast vorne und damit der Gejagte. Und derjenige, der den Titel verlieren kann. «Solche Gedanken macht man sich im Moment nicht. Man fokussiert sich nur auf das große Ziel. Ich hoffe, ich muss darauf keine Antwort geben», sagte Müller auf die Frage, wie schlimm es wäre, wenn er wieder Vize werden würde.

Für Rast wäre es «nicht schlimm», wenn es am Ende doch nicht reicht. «Vor Zolder haben wir ja gar nicht mehr damit gerechnet. Bis dahin hatten wir einen großen Abstand und waren das ganze Jahr immer ein bisschen im Hintertreffen. Wenn es nicht klappt, haben wir die „Äbte“ noch ein bisschen geärgert und sie das Fürchten gelehrt», sagte Rast.

Wer den ehrgeizigen Arbeiter Rast kennt, der weiß, dass «nicht schlimm» und «die Äbte ärgern» dann doch ein bisschen zu lapidar dahingesagt ist.

Beide haben ordentlich Druck und höchste Ansprüche an sich selbst: Müller will nicht als doppelter Vize in die Class-1-Geschichte eingehen, Rast will weiter an seiner unglaublichen DTM-Story feilen. Unentschieden. Macht unter dem Strich ein 4:2 für Rast.

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