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Bortolotti: «Werde ich gerne den Titel verteidigen»

Von Jonas Plümer
Mirko Bortolotti an der Seite seines Teamchefs Stefan Schlund

Mirko Bortolotti an der Seite seines Teamchefs Stefan Schlund

DTM-Champion Mirko Bortolotti bekam am vergangenen Wochenende für seinen Titelgewinn den Goldenen Schuh entgegen. Der SSR Performance-Pilot äußert sich nun in einem ausführlichen Interview zu Wort.

Besondere Auszeichnung für Mirko Bortolotti: Nach dem ersten DTM-Titel seiner Karriere bekam der Italiener den Goldenen Schuh verliehen. Bortolotti nahm den Preis beim Motorsport Award von Auto Bild und Sport Bild im Journalistenclub von Axel Springer in Berlin entgegen. Für den Wahl-Wiener der perfekte Abschluss einer herausragenden Saison – mit der DTM-Krone erfüllte sich Bortolotti einen Kindheitstraum. Im Interview spricht der Lamborghini-Pilot von SSR Performance über den Dreikampf mit Kelvin van der Linde und Maro Engel, gibt Einblicke in seine Gefühlslage kurz vor dem entscheidenden Rennen und verrät seine Zukunftspläne.

Für deinen DTM-Erfolg hast du am Wochenende den Goldenen Schuh erhalten. Was bedeutet dir dieser Preis?

Diese Auszeichnung ehrt mich sehr. Die Saison war bis zum letzten Rennen offen. Das ist der größte Beweis dafür, wie hoch das Niveau in der DTM ist und dass für den Titelgewinn einfach alles bis ins letzte Detail passen muss. Daher war das Gefühl umso schöner, den Goldenen Schuh in den Händen zu halten.

Wie fühlt sich der DTM-Titel mit einigen Wochen Abstand an?

Einfach nur grandios! Das Gefühl ist auch ein paar Wochen später noch unbeschreiblich. Ich erinnere mich noch genau an den Moment im vergangenen Jahr, als ich Vizemeister wurde und die eine oder andere Träne vergossen habe. Der Vizetitel 2023 war ein Scheideweg: Bricht es einen oder macht es einen stärker? Ich nahm mir vor, mit einer perfekten Saison zurückzukommen. Das ist uns dieses Jahr gelungen. Es ist schwer, in Worte zu fassen, wie viel Commitment, Einsatz, Arbeit und Schweiß in diesen Titel geflossen sind. Ein großes Dankeschön geht vor allem an Lamborghini und SSR Performance, die immer an mich geglaubt haben.

Wie hast du den Dreikampf mit Kelvin van der Linde und Maro Engel erlebt?

Die Qualität ist bei beiden so hoch, dass man sie eigentlich gar nicht als Gegner haben möchte. Kelvin und Maro sind absolute Top-Fahrer, deshalb ging es in der Meisterschaft das ganze Jahr über äußerst spannend und knapp zu. In der DTM kann immer alles passieren, darum hat mich der Kampf mit den beiden sehr angetrieben und zusätzlich motiviert.

Was waren deine Gedanken unmittelbar vor dem Start ins entscheidende letzte Rennen?

Die Anspannung, der Druck und das ganze Drumherum machen genau diese Momente aus, für die man als Rennfahrer lebt und die unseren Beruf so speziell machen. Mir war bewusst, dass ich zuvor im Qualifying wohl die wichtigste Pole-Position meiner Karriere geholt habe. Nach einem durchwachsenen Samstag so zurückzukommen und vorne zu stehen, war sehr wichtig und ein Beweis unserer Nervenstärke. Allerdings sind die Rennen lang und man weiß als Fahrer, dass viel Arbeit vor einem liegt. Ich hatte aber im Hinterkopf, dass ich in einer sehr guten Ausgangsposition bin. Gleichzeitig weiß jeder: Egal wie gut man sich vorbereitet, es gibt keine Garantien in der DTM. Die gesamte Mannschaft von SSR Performance hat über das komplette Jahr hervorragend gearbeitet. Ich wollte nicht nur mich selbst, sondern auch das Team für seine Leistung belohnen.

Wie hat sich der Moment angefühlt, als du wusstest, dass du neuer DTM-Champion bist?

Unglaublich intensiv! Aber auch die Augenblicke vorher: Die ganzen Zuschauer und die volle Startaufstellung beim DTM-Finale zu erleben, war etwas Besonderes. Die Erinnerung daran wird mir für mein ganzes Leben im Kopf bleiben. Solche Momente sind nicht zu beschreiben, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. Genauso besonders war es, nach der Zieldurchfahrt vor den ganzen Zuschauern Donuts zu drehen und den Support der Fans zu spüren. Ein absolutes Highlight meiner Karriere.

Im vorletzten Rennen hast du die Tabellenführung verloren – mit welchem Gefühl bist du danach ins Hotel gefahren?

Natürlich war ich nicht zufrieden. Ich hätte am liebsten schon am Samstag den Sack zugemacht, aber so läuft es in der DTM nun mal nicht. Der fünfte Platz war in dem Samstagsrennen das Maximum, was wir herausholen konnten. Entsprechend bin ich trotzdem stolz gewesen, wieder mein Bestes gegeben zu haben. Deshalb bin ich mit diesem Mindset dann auch ins Bett gegangen. Ich habe mir gesagt, du gibst Sonntag einfach wieder alles und wenn es nicht reicht, dann hast du trotzdem das Optimum erreicht. Und wenn es mit dem Titel klappt, ist es natürlich umso besser. Ich glaube, das ist das Einzige, was du dir in solchen Momenten einreden kannst.

Für ein besonderes Bild sorgte dein Jubel mit Teameigner Stefan Schlund, als ihr Arm in Arm auf deinem Lamborghini standet.

Stefan hatte immer die Vision, mit seiner Mannschaft den DTM-Titel zu holen. Er hat in den letzten zwei Jahren wirklich alles getan, um sich diesen Traum zu erfüllen. Er verdient es wie kaum ein anderer, diesen Titel mit nach Hause zu nehmen und ich freue mich wirklich für ihn. Die ganze Mannschaft hat das komplette Jahr abgeliefert, aber ohne Stefan würde es das Team in dieser Form nicht geben.

Inwiefern haben dir deine Erfahrungen aus der Vizemeisterschaft im Vorjahr geholfen?

Wir haben als Team nochmal einen Schritt nach vorne gemacht, uns in gewissen Situationen nicht aus der Ruhe bringen lassen und sind als Gesamtpaket gereift. Ich wusste nach den Erfahrungen aus dem Vorjahr, wir müssen eine nahezu perfekte Saison hinlegen und dürfen uns keine Fehler erlauben. In Oschersleben fing die Saison allerdings dann gleich mit Problemen bei den Boxenstopps an. Trotzdem haben wir den Glauben an unsere Stärke bewahrt, darauf kam es in der Situation und im weiteren Verlauf der Saison an. Aber auch als neuer DTM-Champion gibt es Dinge, die ich verbessern kann. Ich glaube nicht, dass ich im Leben jemals an den Punkt komme, wo ich denke, dass ich mich nicht weiter verbessern kann.

Der DTM-Titel war eines deiner größten Karriereziele. Wie geht es für dich weiter?

Aktuell ist noch nichts entschieden, aber ich habe immer betont, was mir die DTM bedeutet. Schon als kleiner Junge war ich ein riesengroßer Fan der Serie. Auf der Bologna Motor Show habe ich mich 1994 in den roten Alfa Romeo verliebt, das war mehr oder weniger der Startschuss. Kurz darauf bekam ich mein erstes Kart und so hat meine Karriere begonnen. Jetzt DTM-Champion zu sein, ist die absolute Krönung. Sollten die Voraussetzungen gegeben sein, werde ich gerne den Titel verteidigen.

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