Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Fahrer an die Macht: «Dann würde es anders aussehen»

Von Andreas Reiners
Die DTM: Was kann besser gemacht werden?

Die DTM: Was kann besser gemacht werden?

Die DTM ist immer auf der Suche nach Verbesserungen. SPEEDWEEK.COM hat die Piloten mal gefragt, was sie anders oder besser machen würden.

DRS und Optionsreifen – die beiden Neuerungen haben eine Menge dazu beigetragen, dass die DTM in dieser Saison noch mehr Action und Abwechslung liefert. Die Tourenwagen-Serie kämpft seit Jahren mit schwindenden Zuschauerzahlen, und damit immer auch ein wenig ums Überleben. Und ist deshalb immer auf der Suche nach Verbesserungen, um noch attraktiver zu werden. Dabei schauen sich die Verantwortlichen gerne erfolgreiche Dinge bei der Formel 1 ab. Doch was würden eigentlich die Fahrer anders machen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten? SPEEDWEEK.COM hat sich umgehört.

Timo Glock wechselte vor der Saison aus der Motorsport-Königsklasse in die DTM. Der 31-Jährige würde sich in einem Punkt auch die Formel 1 zum Vorbild nehmen. Und das in einem ganz wichtigen: «Von der DTM hörst du teilweise vom letzten Rennen bis zum ersten Rennen vier bis fünf Monate gar nichts. Mehr Rennen würde die Serie noch attraktiver machen. Die Formel 1 testet im Winter, darüber gibt es eine ausführliche Berichterstattung. Wenn wir testen liest man gar nichts. Wir testen extrem wenig», sagte der BMW-Pilot.

Im Winter im Tiefschlaf

Auch sein Markenkollege Bruno Spengler ist ein Anhänger davon, mehr als zehn Rennen zu fahren. «Das ist eine sehr gute Idee», so der Kanadier. «Vielleicht nicht so viele wie in der Formel 1, denn das kostet zu viel Geld. Aber so zwischen zwölf und fünfzehn Rennen wären auch für die Fans interessant», sagte der Titelverteidiger.

Dass die DTM-Piloten am liebsten mehr fahren würden, ist nicht erst seit der Einführung des neuen Zeitplans vor der Saison inklusive der Streichung des Trainingsfreitags bekannt, sondern liegt in der Natur der Sache. Doch da liegt auch das grundsätzliche Problem: Denn eine Expansion zu mehr Rennen ist auch gleichzeitig mit steigenden Kosten verbunden. Und da befindet sich die DTM seit Jahren und mit der Erfahrung der Kostenexplosion in den 90er-Jahren auf einem dauerhaft schmalen Grat.

«Es ist immer eine Frage der Kosten. Für mich dauert die DTM zwölf Monate mit Testfahrten beispielsweise. Wenn man jetzt sagen würde: Streicht alle Testfahrten. Dann hätte der Hersteller viel mehr Geld übrig. Und dann würden wir viel mehr Rennen fahren», schlägt Audi-Pilot Mattias Ekström vor. «Ohne großen Aufwand können wir schauen, wie viele Tests wir machen, können diese komplett streichen und fahren nur noch Freitag, Samstag und Sonntag mit den Rennautos auf die Strecke. Dann hättest du am Ende bestimmt mehr Fans über das Jahr gesehen.»

Doch der Schwede sieht noch andere Gründe im Zuschauerschwund. «Wenn du eine Meisterschaft wie die DTM mit drei großen Herstellern hast, die die Hauptrolle spielen, fühlen sich die Menschen mehr und mehr gekauft. Wenn du etwas schaust, willst du nur Menschen, Menschen, Menschen – im Motorsport kommt ein großer Teil des Erfolgs aber von Produkten und nicht von Menschen. Bei uns haben die Leute das Gefühl, dass es nicht zu 100 Prozent Sport, sondern auch ein Teil zu viel Geschäft ist», so Ekström.

Früher mehr Kontakt

Der 35-Jährige ist seit 2001 im DTM-Geschäft. Zwei Titel hat der Schwede geholt und so manches Duell auf der Strecke ausgetragen. Und genau das fehlt dem Audi-Mann heute. «In den letzten Jahren war es ja fast wie alleine fahren. Früher hatte man mehr Kontakt, die Autos waren robuster und es waren mehr Hardcore-Kämpfe.» Und die würden aus Sicht Ekströms auch für mehr Fans sorgen.

Auch Ekströms Audi-Markenkollege Timo Scheider hat in der DTM schon so ziemlich alles erlebt. Und noch längst nicht alles war schlecht. So würde der 34-Jährige «gerne wieder zwei Rennen fahren. Eines am Samstag und eines am Sonntag. Ein Qualirace um damit die Startaufstellung für das Sonntagrennen zu ermitteln» so Scheider. «Und um dem Thema Boxenstopp ein bisschen die Wertigkeit zu nehmen: Man braucht keine zwei Boxenstopps oder auch nicht unbedingt ein Boxenstopp-Fenster. Wir brauchen längere Rennstrecken mit längeren Geraden, um besser überholen zu können. Die Basis, um guten Motorsport zu bieten ist schon da», erklärte der zweimalige Champion. Sein Fazit: «Ich würde mehr Racing bieten und vor allem verständliches Racing.»

Weitreichende Änderungen sind in der DTM bei drei Herstellern mit ihren teilweise unterschiedlichen Interessen selten kurzfristig umzusetzen. Doch klar ist auch: Wenn die Fahrer gefragt werden, gibt es die passenden Antworten. «Ich bin Fahrersprecher bei Audi und werde meine Meinung ganz klar dazu äußern», sagte Scheider und erklärte, dass die Meinung unter den Piloten insgesamt ähnlich ist, was die komplette DTM-Struktur betrifft.

Das heißt aber nicht, dass die Vorschläge dann auch umgesetzt werden. Aber: «Wenn wir als Fahrer die Entscheidungsmacht hätten, dann kann ich dir eines sagen - dann würde es ganz anders aussehen.»

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