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GPS und DRS: Technik-Fluch sorgt für Diskussionen

Von Andreas Reiners
Technische Pannen in Zandvoort

Technische Pannen in Zandvoort

In Zandvoort spielte die Technik der DTM mehrmals einen Streich. Vor allem der Vorfall im ersten Rennen sorgte für einen Eingriff in den Titelkampf und für Diskussionen.

Timo Glock wollte eigentlich nichts mehr sagen. Er hatte schon am Norisring kräftig ausgeteilt. Als «Lachnummer», als «Kirmesveranstaltung» hatte der 35-Jährige die DTM im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bezeichnet.

Nur ein Rennwochenende später gab es mal wieder reichlich Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Von SPEEDWEEK.com auf die erneuten Technik-Pannen in Zandvoort angesprochen, hielt Glock sich zurück.

«Das sind Dinge, die dürfen einfach nicht passieren», sagte der BMW-Pilot lediglich. Dafür aber umso eindringlicher. Denn nicht nur er weiß, dass negative PR zwar auch PR ist, aber zu viel davon ist irgendwann auch zu viel des Guten.

In der Tat darf es nicht passieren, dass eine Serie, die auf eine funktionierende Technik angewiesen, von ihr abhängig ist, von dieser bloßgestellt wird.

Denn zuvor war durch eine fehlerhafte Übermittlung der GPS-Daten in der Slow Zone in die Meisterschaft eingegriffen worden. Audi-Pilot Edoardo Mortara war im Samstagsrennen auf Platz sechs liegend mit einer Durchfahrtsstrafe belegt worden, nachdem er angeblich schneller als mit den erlaubten 80 km/h unterwegs gewesen war.

Er ging leer aus. Und war verständlicherweise bedient. Denn er wusste noch im Cockpit, dass er nichts falsch gemacht hatte. Die Datenanalyse gab ihm Recht. Audi wehrte sich, die Rennleitung gestand ein, dass es «Unstimmigkeiten bei der Nutzung des GPS zur Ermittlung der Geschwindigkeiten in der Slowzone» gab. Eine Korrektur des Ergebnisses erfolgte nicht: Tatsachenentscheidung.

Für den DMSB und die DTM ein mittelschwerer GAU, denn die Rennleitung muss sich auf die Technik verlassen können, mit ihrer Hilfe werden schließlich die Entscheidungen getroffen und Strafen ausgesprochen. Und man will sich nicht vorstellen, was passiert, wenn Mortara am Saisonende acht Punkte zum Titel fehlen sollten.

«Der DMSB muss sich etwas einfallen lassen. Es ist völlig unbefriedigend, wenn so ein willkürliches Ergebnis zustande kommt. Es muss klargestellt werden, dass so etwas nicht mehr vorkommt«, sagte Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz SPEEDWEEK.com.

Dass im Rennen am Sonntag kurz nach dem Start zehn Minuten lang die Aktivierung des verstellbaren Heckflügels aufgrund eines Problems mit der Zeitnahme nicht möglich war, war dann schließlich noch das I-Tüpfelchen. Wenn die Auswirkungen auch kein Vergleich waren mit denen vom Samstag.

Audi war natürlich verärgert, nahm die Geschehnisse aber sportlich. Es bringe es bei allem Ärger auch nichts, jetzt auf die Serie einzuprügeln, so die Beteiligten. Man arbeite mit hochtechnischen und komplizierten Systemen, wo teilweise auch Systeme ineinandergreifen, meinte Audis DTM-Leiter Dieter Gass SPEEDWEEK.com: «Da kann so etwas schon mal passieren. Es war unglücklich, dass es zwei Vorfälle an einem Wochenende gab. Ich würde jetzt aber nicht in Panik ausbrechen.» Denn es ist nun auch nicht so, als gebe es solche Vorfälle im Wochentakt.

Das erste Mal in dieser Saison war es aber auch nicht. Am Norisring hatte Glock fast das gesamte Rennen über ein Problem mit DRS, er musste in den manuellen Modus wechseln und überschritt prompt die erlaubte Anzahl an Einsätzen. Seine Strafe hatte im Gegensatz zu Mortara keine direkten Auswirkungen, er war sowieso nicht in den Punkten. Besser macht es das aber auch nicht.

«Es ist nicht schön, aber letztendlich höhere Gewalt. Man kann keinen Vorsatz oder sonstwas unterstellen. Man muss sich das Thema intensiv anschauen. Ob es Möglichkeiten gibt, von diesem automatischem System Feedback zu bekommen, dass es einwandfrei funktioniert. Es gab bis Samstag keinen Indikator, dass es nicht so ist“, sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Wie geht es nun weiter? In Zandvoort wurde im zweiten Rennen auf die Nutzung der GPS-Daten verzichtet. Eventuelle Geschwindigkeitsübertretungen sollten erst nach dem Rennen analysiert und geahndet werden, doch da es keine Slow Zones gab, kam es dazu auch nicht. Doch das ist sowieso nur eine Zwischenlösung. Die finale Auswertung der Untersuchung werde einige Tage in Anspruch nehmen, hatte der DMSB mitgeteilt.

Eine Möglichkeit für die Zukunft: Die Slow Zones, die neben der Sicherheit auch die Abstände zwischen den Autos zum Zeitpunkt des Zwischenfalls beibehalten sollten, werden wieder abgeschafft. Bei künftigen Zwischenfällen würde also wieder das Safety Car rauskommen. «Die Frage ist: Wie groß ist die Gefahr, dass es wieder auftritt? Bei allen technischen Problemen gibt es einen Grund, und den gilt es herauszufinden», so Marquardt.

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