Hockenheim: SBK-WM ein Hoch-Risiko-Spiel

Bauer, Crump, Riss: Der Fluch des bekannten Namens

Kolumne von Jan Sievers
Wenn der Vater einen großen Namen hat, kann das für den Sohn Fluch und Segen zugleich sein. Einig sind sich die Söhne in einem: Sie können von der Erfahrung und dem Netzwerk des Erzeugers profitieren.

In der vergangenen Saison ist Luca Bauer seine ersten Eisspeedwayrennen gefahren und feierte einen guten Einstand. In St. Johann hat er seinen ersten Wettkampf bestritten, auch bei der Deutschen Meisterschaft trat er an und wurde Elfter. Günther Bauer hingegen holte souverän den achten Meistertitel.

Dass der Vater so erfolgreich ist, ist für den Mechaniker-Azubi von Vor- und Nachteil, wie so oft, wenn der Erzeuger im Sport zu den Größten zählt. Günther Bauer war bereits Vizeweltmeister im Einzel, als auch im Teamwettbewerb, seit Jahren ist er Deutschlands unangefochtene Nummer 1 auf dem Eis.

Profitieren kann Luca vom riesigen Erfahrungsschatz seines Vaters in Sachen Rennvorbereitung, Maschinenabstimmung und auch vom Netzwerk, das sich «Schliff» in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Besonders schwierig für Kinder, deren Väter erfolgreich waren und sind, ist der Druck in der Öffentlichkeit. Ständig wird Luca an den Erfolgen des Vaters gemessen, der seit mehr als einem Jahrzehnt das Maß aller Dinge im deutschen Eisspeedway-Sport ist. Luca selbst sieht die ganze Sache cool: «Um so erfolgreich zu sein wie der Vater, fehlt mir noch sehr viel Training und jede Menge Erfahrung. Von außen lasse ich mich jedoch nicht unter Druck setzen.»

Ähnlich ergeht es Max Niedermaier und Hans Weber. Deren Väter holten zusammen den einzigen deutschen Titel im Eisspeedway, als sie 1983 Team-Weltmeister wurden. Beide lassen sich davon aber nicht unter Druck setzen.

In der Geschichte des Bahnsports gab es bisher wenige Beispiele, bei denen die Söhne genauso oder erfolgreicher waren als ihre prominenten Väter.

Im internationalen Sport sind Jason Crump und Chris Louis zwei Beispiele, dass es machbar ist, in die großen Fußstapfen der Väter zu treten. Crumps Großvater Neil Street war bereits ein angesehener Rennfahrer und auch Vater Phil Crump zählte zu den Stars seiner Zeit. Sohn Jason übertrumpfte beide bei weitem und wurde dreimal Speedway-Weltmeister. Ihm gelang es als erstem Fahrer, zehn Jahre lang die Weltmeisterschaft in den Top-3 zu beenden.

John Louis war einer der Helden der 1970er-Jahre, sein Sohn Chris wurde immerhin Junioren-Weltmeister und fuhr jahrelang in der Weltelite. 1993 schrieb Louis Geschichte, als er sich als erster Sohn eines ehemaligen Speedway-Weltfinalisten für das WM-Finale in Pocking qualifizieren konnte. Louis holte damals hinter Sam Ermolenko und Hans Nielsen die Bronzemedaille.

Auch wenn Erik Riss erst am Anfang seiner Karriere steht, ist ein Vergleich mit seinem Vater Gerd zulässig. Der Senior ist Rekord-Weltmeister auf der Langbahn und holte insgesamt achtmal den Titel. Sein Sohn Erik schrieb als jüngster Weltmeister Geschichte, ist vom Erfolg seines Vaters allerdings noch sieben Titel entfernt.
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