Hockenheim: SBK-WM ein Hoch-Risiko-Spiel

Keine Kommunikation: DMSB nominiert, wie er will

Von Ivo Schützbach
Markus Jell wäre gerne Weltmeisterschaft gefahren

Markus Jell wäre gerne Weltmeisterschaft gefahren

Obwohl Markus Jell die Eisspeedway-DM 2017 als Dritter beendete, bekam er für 2018 keinen Platz für die Weltmeisterschaft zugesprochen. Erfahren musste der Bayer das auf SPEEDWEEK.com.

Der Deutsche Meister Max Niedermaier, Tobias Busch und Stefan Pletschacher wurden vom Deutschen Motorsport Bund DMSB für die Eisspeedway-WM-Qualifikation in Ylitornio nominiert. In Örnsköldsvik werden Günther Bauer und Hans Weber um den Einzug in den Eisspeedway-GP kämpfen, der am ersten Februar-Wochenende in Kasachstan beginnt.

Die Deutsche Meisterschaft 2017 beendete Markus Jell hinter Niedermaier und Weber als Dritter – trotzdem bekam er keinen der fünf WM-Plätze.

«Dass Günther Bauer und Stefan Pletschacher gesetzt werden, war für mich klar», hielt Jell fest. «Stefan war verletzt, er konnte keine DM fahren. Er will WM fahren, das passt 100-prozentig, da gibt es keine Diskussionen. Aber der fünfte Platz wäre meiner gewesen – in meinem Kopf, rechnerisch. Es ist enttäuschend. Vor zwei Jahren war ich in der DM Siebter, da ist es klar, dass ich in der WM nicht dabei war, weil ich zu schlecht war. Aber jetzt?»

Ärgerlich für alle Fahrer und Fans: Es gibt keine verbindlichen Nominierungskriterien. Die Deutsche Meisterschaft wird den Fahrern von den DMSB-Funktionären als wichtig vorgegaukelt, doch nur zwei von fünf WM-Plätzen für 2018 wurden nach DM-Ergebnis verteilt. Da könnte der DMSB auch gleich sagen, dass nach Saisonleistung, Gutdünken oder dem Stand des Mondes nominiert wird.

Jell bekam im August vom DMSB eine E-Mail, in der er gefragt wurde, ob er Interesse an der WM-Qualifikation hat. «Ich habe diese sofort mit ja beantwortet, dann habe ich nichts mehr gehört», erzählte der 35-Jährige. «Vor drei Wochen gab es ein Telefonat, wie und wo ich mich vorbereite und ob alles nach Plan läuft. Ich bereite mich in Weißenbach vor, mein Plan war, dass ich zwei Wochen vor der WM-Quali wegfahre und noch in Schweden trainiere. Dann habe ich auf SPEEDWEEK.com erfahren, dass ich an der Veranstaltung gar nicht teilnehme. Mir wurde vom DMSB nichts mitgeteilt. Ich trainierte den ganzen Sommer hart, körperlich und mental. Ich fahre jetzt sogar trainingsmäßig Speedway und habe mir ein Motorrad gekauft. Damit ich den Winter mit Erfolg beenden kann.»

Den fünften Quali-Platz, welchen sich Jell ausgerechnet hatte, bekam Tobias Busch zugesprochen. Der Lassentiner wurde in seinem ersten Eisspeedway-Jahr 2017 erstaunlicher Vierter in der DM, landete aber einen Platz hinter Jell.

Seiner Nominierung haftet das Gschmäckle an, dass der Vorsitzende der AG Eisspeedway im Bahnausschuss, Bernd Sagert, auch einer der Macher des Teams Eisspeedwayunion Berlin ist, für das Busch fährt.

«Nichts gegen Tobi, das ist ein top Kerl», unterstreicht Jell. «Sportlich wie menschlich, wir haben letzte Saison auf den Rennen viel Zeit miteinander verbracht. Ich komme gut klar mit ihm und mag ihn auch sehr gern. Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit.»

Zum Thema Eisspeedway-EM hat Jell vom DMSB ebenfalls nichts gehört, er plant ohne dieses Rennen. «Es gibt Weißenbach und St. Johann, in der Schweiz kommt ein Rennen nach», zählt der DM-Dritte auf. «In Tschechien gibt es noch Rennen, die finanziell aber sehr schwach sind. Es ist aber besser in Tschechien zu fahren, als rumzustehen, das ist auch klar. Steingaden fällt diesen Winter weg. Wir investieren alle viel, kommen aber kaum zum Fahren. Außerdem muss ich jetzt meinem neuen Sponsor Motul erklären, dass ich keine WM-Quali fahre. Sicher, ich kann so etwas nicht vorab zusagen, weil ich noch nie WM fuhr. Für mich als DM-Dritten ist das eine schwierige Sache, aber es wird sich schon eine Lösung finden»

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