Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Bolliger Switzerland: Drei Stürze zum Ende einer Ära

Von Helmut Ohner
Das letzte Rennen mit Hanspeter «Hämpu» Bolliger als Teammanager des gleichnamigen Teams endete nicht wie erhofft. Nach drei Stürzen musste man das Finale der Langstrecken-WM 2019/2020 in Estoril aufgeben.

Schon beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans musste das Bolliger Team Switzerland einen herben Verlust verkraften. Nach 15 gemeinsamen Jahren verabschiedete sich ihr Fahrer Roman Stamm in den wohlverdienten Motorsportruhestand. Nur wenige Wochen danach gab es für das Schweizer Privatteam den nächsten gravierenden Einschnitt.

Für Teamgründer und Namensgeber Hanspeter Bolliger war das Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft 2019/2020 auch das Ende seiner Tätigkeit als Teammanager. Und das 12-Stunden-Rennen in Estoril hatte alles parat, was die Langstrecke ausmacht, auch wenn es nicht so war, wie man es dem Sympathieträger dieses speziellen Formats des Motorradsports gewünscht hätte.

Schon im Vorfeld musste Jan Bühn w.o. geben. Der Deutsche hatte sich bei einem Sturz in Le Mans das Bein gebrochen. Weil der Heilungsverlauf zu wünschen übrigließ, musste wie in jüngerer Vergangenheit wieder einmal kurzfristig Ersatz gesucht werden. Ondrej Jezek wurde für den Saisonabschluss als dritter Fahrer neben Nigel Walraven und Jesper Pellijeff engagiert.

Nach dem Start hatte sich das Schweizer Kawasaki-Team rasch von der 13. Startposition in die Top-10 nach vorne gearbeitet. In der fünften Runde seines zweiten Stints wurde aber Jezek per Highsider brutal von seiner Maschine abgeworfen. Beim Versuch das beschädigte Motorrad zurück an die Box zu bringen, kam er in der nächsten Kurve nochmals zu Sturz.

«Nach dem ersten Sturz hatte Ondrej nahezu keine Bremswirkung am Vorderrad. Weil es an dieser Stelle steil bergab geht, war sein Schwung in der folgenden Kurve zu groß. Er hat sich entschlossen, die Maschine breitseits in die Streckenbegrenzung zu steuern, damit der Schaden im erträglichen Ausmaß bleibt», erzählte Kevin Bolliger.

Das Motorrad wurde in Windeseile repariert und Walraven auf die Strecke geschickt, nur um auf dem Monitor beobachten zu müssen, dass er in seiner Outlap heftig abflog. Was sich beim ersten Anblick als unnötiger Sturz darstellte, erwies sich in der Nachbetrachtung als technischer Defekt. «Nigel hat uns berichtet, dass das Gas bei Vollgas hängen geblieben ist.»

«Uns ist immer noch unerklärlich, warum der Unfall von Nigel passiert ist. Nach dem Sturz von Ondrej haben wir den Gasgriff und den Gaszug gewissenhaft überprüft und kontrolliert, ob wohl alles funktioniert. Eventuell hat sich Dreck oder ein Steinchen in den ganzen Mechanismus hineinvibriert und wir es deshalb nicht sehen konnten.»

Weil Jezek mit Nasenbluten zuerst ins Medical Center und danach ins Spital musste und sich auch Walraven Hüfte und Kopf angeschlagen hatte, wollte Bolliger Team Switzerland kein Risiko eingehen und man entschloss sich Pellijeff nicht mehr ins Rennen zu schicken, sondern das WM-Finale nach nur 98 Runden vorzeitig aufzugeben.

Trotz des Ausfalls wurde Hanspeter «Hämpu» Bolliger bei der Siegerehrung auf das Podium gebeten, wo er die «Anthony Delhalle EWC Spirit Trophy» – diese Auszeichnung wurde im Gedenken an den 2017 tödlich verunglückten französischen Endurance-Weltmeister ins Leben gerufen – für seinen unermüdlichen Einsatz in den letzten 38 Jahren in Empfang nehmen konnte.

Ergebnis 12h Estoril
Pos Fahrer, Motorrad Zeit/Diff
1 YART Yamaha (Hanika, Fritz, Canepa), Yamaha YZF-R1 421 Runden
2 F.C.C. TSR Honda France (Hook, F.Foray, Di Meglio), Honda CBR 1000RR-R + 24,524 sec
3 Wojcik Racing (Rea, Parkes, Morais), Yamaha YZF-R1 + 3 Runden
4 Suzuki Endurance Racing Team (Masson, Black, Simeon), Suzuki GSX-R1000 + 5 Runden
5 VRD IGOL PIERRET (Alt, Marino, Terol), Yamaha YZF-R1 + 6 Runden
6 Webike SRC Kawasaki France (Guarnoni, E.Nigon, Checa), Kawasaki ZX-10R + 7 Runden
7 BMW Motorrad Endurance (K.Foray, Reiterberger, Hickman), BMW S1000RR + 9 Runden
8 Moto AIN (Mulhauser, Rolfo, Clere), Yamaha YZF-R1 + 10 Runden
9 LRP Poland (Steinmayr, Krzemien, Lewandowski), BMW S1000RR + 14 Runden
10 3ART BEST OF BIKE (Plancassagne, Lagrive, Berchet), Yamaha YZF-R1 + 14 Runden
14 No Limits (Scassa, Kemmer, Vitali), Suzuki GSX-R1000 + 23 Runden
19 Motobox Kremer (Dehaye, Ströhlein, Colliaux), Yamaha YZF-R1 + 92 Runden
DNF Bolliger Switzerland (Walraven, Pellijeff, Jezek), Kawasaki ZX-10R 113 Runden
DNF ERC Endurance (Gines, Barrier, Rossi), Ducati Panigale V4R 10 Runden
Endstand Endurance-WM 2019/20
Pos Fahrer, Motorrad Punkte
1 Suzuki Endurance Racing Team 167,5 Punkte
2 YART Yamaha 149,5
3 F.C.C. TSR Honda France 143,5
4 Wojcik Racing 114,5
5 Webike SRC Kawasaki France 112
6 BMW Motorrad Endurance 109
7 VRD IGOL PIERRET 94
8 3ART BEST OF BIKEi 82
9 MACO Racing 63,5
10 LRP Poland 50,5

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 23.12., 19:15, ServusTV
    Servus Sport aktuell
  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di. 24.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Di. 24.12., 09:50, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312054515 | 5